Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben
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<strong>von</strong> Trans*Menschen (Bullough et al. 1997; Stryker/Whittle 2006) sowie zur Geschichte<br />
emanzipatorischer Trans*Bewegungen (Stryker 2006, 2008; Regh 2002). 35<br />
Einige Autor_innen nehmen neben der D<strong>im</strong>ension Geschlecht weitere gesellschaftliche<br />
Positionierungen der Forschenden und Beforschten in den Blick, u. a. soziale Schicht, Rassisierung/Ethnisierung,<br />
sexuelle Orientierung, Gesundheit bzw. Zugang zu Gesundheitsversorgung,<br />
Bildung bzw. Zugang zu Bildung, körperliche oder psychische Einschränkungen<br />
sowie Alter. 36<br />
Transgender-Studien untersuchen die Bedingungen und Praktiken, die dafür sorgen, dass<br />
best<strong>im</strong>mte Geschlechter und Sexualitäten als „Abweichungen“ herausgestellt werden,<br />
während die zugrunde liegenden Normen und die damit verbundenen gesellschaftlichen<br />
Aushandlungsprozesse unhinterfragt bleiben. Die Analyse <strong>von</strong> Heteronormativität und<br />
Zweigeschlechtlichkeit als machtvolle Ordnungsmechanismen sowie der Bedeutung geschlechtlicher<br />
Eindeutigkeit für gesellschaftliche Teilhabe bildet den Hintergrund für<br />
Analysen <strong>von</strong> struktureller und individueller Diskr<strong>im</strong>inierung und Gewalt an Menschen,<br />
die die Grenzen der Zwei-Geschlechter-Ordnung überschreiten.<br />
Vorliegende Studien zur sozialen Situation und zur Diskr<strong>im</strong>inierung <strong>von</strong> Trans*Menschen<br />
kommen vorwiegend aus dem Bereich der Transgender-Studien an den Schnittstellen <strong>von</strong><br />
Wissenschaft und sozialen Bewegungen. Diese Arbeiten thematisieren u. a. Menschenrechtsverletzungen<br />
an Personen, deren Geschlechtsausdruck gesellschaftliche Zweigeschlechtlichkeits-<br />
und Heterosexualitätsnormen nicht erfüllt, sowie den oft mangelhaften<br />
Schutz <strong>von</strong> Trans*Menschen vor Diskr<strong>im</strong>inierung und Gewalt (Eisfeld 2008; Wittle et al.<br />
2008). So finden innerhalb des seit 2006 bestehenden Dachverbandes Transgender Europe<br />
(TGEU) eigene Forschungsprojekte statt, die u. a. Hassverbrechen dokumentieren (Trans<br />
Murder Monitoring Project), und die in internationalen Erhebungen die rechtlichen und<br />
sozialen Situationen <strong>von</strong> Trans*Menschen beleuchten (Transrespect versus Transphobia<br />
Worldwide – TvT). 37<br />
Emanzipatorische Trans*Begriffe positionieren sich zu Konzepten, die <strong>im</strong> medizinischpsychologischen<br />
Kontext entwickelt wurden. Die Frage nach dem Stand des Wissens über<br />
Trans* ist auch die Frage nach der Definitionsmacht über trans* Identitäten, Körper und<br />
Lebensweisen: Wer definiert wen, wessen Wissen findet Verbreitung? Wer gilt in akademischen<br />
und populärwissenschaftlichen Kontexten als Expert_in für Trans*? Wer entscheidet<br />
über die Körper und Identitätsdokumente <strong>von</strong> Trans*Menschen?<br />
1.2.2 Medizinisch-psychologische Konzepte<br />
Geschlechtsangleichung und Geschlechtsidentität<br />
Die heutigen medizinischen Konzepte der Geschlechtsidentität und der Geschlechtsangleichung<br />
wurden in den 1950er-Jahren etabliert; ihre Wurzeln reichen weiter zurück. Der<br />
Berliner Sexualforscher Magnus Hirschfeld (1868–1935) prägte den ersten der heute ge-<br />
35 Vgl. auch Bauer 2009, 22 ff.<br />
36 Vgl. z. B. das Kapitel „Multiple Crossings“ in: Stryker/Whittle 2006, S. 633 ff.; vgl. auch die laufende Erhebung<br />
der Lesbenberatung Berlin e. V. zu Gewalt- und Mehrfachdiskr<strong>im</strong>inierungserfahrungen <strong>von</strong> LBT*Menschen<br />
in Deutschland, http://www.lesbenberatung-berlin.de/lesmigras-kampagne.html.<br />
37 Vgl. http://www.tgeu.org/node/53 und http://www.transrespect-transphobia.org/en_US/tvt-project/<br />
tmm-results.htm.<br />
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