Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben
Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben
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1.4.10 Mehrfachdiskr<strong>im</strong>inierung<br />
Obwohl die meisten der vorliegenden Studien keinen explizit intersektionalen Ansatz<br />
verfolgen, geben sie an manchen Stellen Hinweise auf Mehrfachzugehörigkeit bzw. Mehrfachdiskr<strong>im</strong>inierung<br />
der befragten <strong>Trans*Personen</strong>.<br />
So weisen Ergebnisse der Transgender EuroStudy <strong>von</strong> Whittle et al. (2008) auf Zusammenhänge<br />
zwischen Einkommen bzw. Bildungsgrad der Teilnehmer_innen und der Häufigkeit<br />
<strong>von</strong> Diskr<strong>im</strong>inierungen hin. Trans*Menschen mit geringem Einkommen erlebten öfter eine<br />
Verweigerung medizinischer Behandlung. 199 Darüber hinaus gaben Befragte, die über ein<br />
geringes Einkommen verfügten oder ungelernten Tätigkeiten nachgingen, häufiger an,<br />
dass ihr Trans*Sein den Zugang zu nicht transspezifischer medizinischer Behandlung<br />
beeinflusse, und berichteten öfter negative Erfahrungen mit Menschen in medizinischen<br />
Berufen. 200<br />
Motmans et al. (2010) schließen aus Interviewdaten, dass es <strong>Trans*Personen</strong> mit höherem<br />
Bildungsgrad leichter falle, be<strong>im</strong> Coming Out am Arbeitsplatz adäquate Informationen zur<br />
Verfügung zu stellen und sich zu erklären. Weiterhin hätten es ältere Trans*Menschen<br />
schwerer, an hilfreiche Informationen zu gelangen.<br />
Lehtonen/Mustola (2004) führen ebenfalls Alter als Faktor bei <strong>Benachteiligung</strong>en an: So<br />
seien bei älteren Arbeitnehmer_innen oft (geschlechtsspezifische u. a.) Erwartungen an<br />
Kleidung und Äußeres strenger als bei jungen Menschen. Dies könne sich negativ auf Karrierechancen<br />
<strong>von</strong> Trans*Menschen auswirken, deren Aussehen <strong>von</strong> Erwartungen an ihr<br />
Geburtsgeschlecht abweicht, sowie auf Arbeitnehmer_innen, deren Erscheinung heteronormative<br />
Erwartungen an ein „erwachsenes“ Äußeres nicht erfüllt. 201<br />
Weiterhin gaben unter den Teilnehmer_innen dieser Befragung 6 % der Transfrauen an,<br />
<strong>von</strong> Diskr<strong>im</strong>inierung als Frau betroffen zu sein, 3 % der <strong>Trans*Personen</strong> gaben an, aufgrund<br />
ihrer sexuellen Orientierung diskr<strong>im</strong>iniert worden zu sein.<br />
Daten aus den USA (NCTE 2009) ergaben, dass Trans*People of Color in besonderem Maß<br />
<strong>von</strong> Arbeitslosigkeit sowie <strong>von</strong> Nichteinstellung, Kündigung oder Nichtbeförderung betroffen<br />
waren. 202 Nach Daten <strong>von</strong> Schilt (2006) zur Transition am Arbeitsplatz bei Transmännern<br />
prägten Mehrfachzugehörigkeit bzw. Zuschreibungen hinsichtlich <strong>von</strong> Ethnizität die<br />
Erfahrungen der Interviewten maßgeblich. Broadus (2006) beschreibt, wie eine Transition<br />
am Arbeitsplatz <strong>von</strong> maskuliner Schwarzer203 Frau zu Schwarzem Mann Diskr<strong>im</strong>inierun-<br />
199 Vgl. Whittle et al. 2008, S. 56.<br />
200 Vgl. ebd., S. 59 ff.<br />
201 Vgl. Lehtonen/Mustola 2004, S. 118, S. 121. Die Autor_innen beschreiben heteronormative Erwartungen an<br />
Aussehen und Kleidung als Zusammenwirken <strong>von</strong> Alters- und Geschlechtsstereotypen. Zu beachten ist, dass<br />
viele <strong>Trans*Personen</strong> aufgrund körperlicher Gegebenheiten <strong>von</strong> diesen Erwartungen an ihr Äußeres abweichen:<br />
Zum Beispiel werden transmännliche Personen, die sich keiner Hormonbehandlung unterziehen,<br />
oder solche, die <strong>im</strong> Verlauf dieser Behandlung einen St<strong>im</strong>mbruch erleben, oft für wesentlich jünger gehalten,<br />
als sie sind.<br />
202 Auch Mizock/Lewis (2008) stellen fest, dass Trans*People of Color häufig <strong>von</strong> Armut, Gewalt und Arbeitslosigkeit<br />
betroffen sowie auf Sexarbeit als Einkommensquelle angewiesen seien (vgl. ebd., S. 341 f.).<br />
203 Zur durchgängigen Großschreibung der Konstrukte „Schwarz“ und „Weiß“ vgl. den Abschnitt „People of<br />
Color“ <strong>im</strong> Glossar ab Seite 94.<br />
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