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Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur (KJL ... - hannahdenker.de

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Einleitung<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n soll anhand eines Vergleichs auf Handlungs- <strong>und</strong> Figurenebene <strong>de</strong>s<br />

Grimmschen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>märchens „Dornröschen“ mit <strong>de</strong>m Volksmärchen „Sonne, Mond <strong>und</strong><br />

Thalia“ von Basile die These belegt wer<strong>de</strong>n, dass im Zuge <strong><strong>de</strong>r</strong> Hochromantik die Stoffe<br />

kindgerecht zugeschnitten wur<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m Elemente <strong><strong>de</strong>r</strong> Sexualität <strong>und</strong> Gewalt getilgt wur<strong>de</strong>n.<br />

Dafür wer<strong>de</strong>n zunächst die bei<strong>de</strong>n Märchen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Inhaltsebene verglichen, um über die<br />

Komplikationshandlung im Sinne Stückraths (2001) <strong>und</strong> Saupes (2006) <strong>und</strong> eine Bewertung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Faktoren, die zur Auflösung führen, Rückschlüsse auf die verschie<strong>de</strong>nen zugr<strong>und</strong>e<br />

liegen<strong>de</strong>n Menschen- <strong>und</strong> Weltbil<strong><strong>de</strong>r</strong> zu erhalten. Zur Vertiefung wer<strong>de</strong>n diese Ausführungen<br />

durch die Analyse <strong><strong>de</strong>r</strong> Figurenkonstellationen <strong>und</strong> Figurenkonzeptionen sowie <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Figurengestaltung (vgl. Stückrath 2001) ergänzt.<br />

Handlungsanalyse<br />

Jacob <strong>und</strong> Wilhelm Grimms „Dornröschen“ ist ein Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>- <strong>und</strong> Hausmärchen, <strong>de</strong>ssen<br />

Urfassung 1810 entstan<strong>de</strong>n ist <strong>und</strong> 1812/1815 erstmals erschienen ist (vgl. Weber-Kellermann<br />

1984: 9). Das Märchen han<strong>de</strong>lt von einer Königstochter, die aufgr<strong>und</strong> eines Fluches mitsamt<br />

ihrem Hofstaat in einen 100jährigen Schlaf fällt, bis sie entsprechend <strong><strong>de</strong>r</strong> Abmil<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s<br />

Fluches durch einen Jüngling wachgeküsst wird. Giambattista Basiles (1991) „Sonne, Mond<br />

<strong>und</strong> Talia“ ist ein Volksmärchen, <strong>de</strong>ssen Erstausgabe 1637 erschienen ist (vgl. Saupe 2008:<br />

13), also vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Hochromantik. Dieses Märchen han<strong>de</strong>lt von Talia, die aufgr<strong>und</strong> einer<br />

Verletzung in einen tiefen Schlaf fällt. Sie gebiert durch eine Schändung Zwillinge, die ihr<br />

das Leben retten <strong>und</strong> <strong>de</strong>nen - wie auch ihr - selbst die Gemahlin <strong>de</strong>s verantwortlichen Königs<br />

nach <strong>de</strong>m Leben trachtet. Während sich „Dornröschen“ grob in zwei Episo<strong>de</strong>n einteilen lässt:<br />

die Verfluchung <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>en Inkrafttreten sowie die Erweckung <strong><strong>de</strong>r</strong> Königstochter (vgl. Saupe<br />

2006: 64), ist die Handlung bei Basiles (1991) „Sonne, Mond <strong>und</strong> Talia“ komplexer, so dass<br />

min<strong>de</strong>stens drei Episo<strong>de</strong>n unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können: Auch hier gibt es die Episo<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Weissagung <strong>und</strong> Erfüllung, dann aber die <strong><strong>de</strong>r</strong> Schändung <strong>und</strong> Geburt <strong><strong>de</strong>r</strong> Zwillinge sowie die<br />

böse Rache <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemahlin, sofern man bei bei<strong>de</strong>n die Vorgeschichte bzw. Einleitung nicht<br />

mitrechnet.<br />

Bei Grimms Märchen stellt die Familie von Dornröschen <strong>de</strong>n „Träger <strong><strong>de</strong>r</strong> Komplikation“<br />

(Stückrath 2001:12; Saupe 2006:60) dar, d.h. sowohl die Eltern sind durch Leid<br />

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