Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur (KJL ... - hannahdenker.de
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gewaltsamen En<strong>de</strong>s, <strong><strong>de</strong>r</strong> offene Schlusssatz hingegen eröffnet eine alternative<br />
Zukunftsvorstellung (vgl. ebd.: 33). Wölfel bedient sich insofern einfacher poetologischer<br />
Mittel, als sie eine Syntax verwen<strong>de</strong>t, in <strong><strong>de</strong>r</strong> die Sätze gleichrangig nebeneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> stehen (vgl.<br />
Du<strong>de</strong>n 2006: 1027). „Das parataktische Gr<strong>und</strong>muster wird durch hypotaktisch gebaute Sätze<br />
einfacher Art ergänzt“ (Karst 1999: 37), so beispielsweise, wenn es im Text lautet: „>>(…)<br />
Und sie kann lesen, <strong>und</strong> sie heißt Juanita, wie ich“ (Wölfel 2004: 13). Der begrenzte<br />
Wortschatz, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die paradigmatische Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holung bestimmter symbolträchtiger<br />
Begriffe, zeigt, dass Schlüsselwörter semantische <strong>und</strong> erzählstrukturelle<br />
Orientierungsfunktion haben (vgl. Karst 1999: 37). Eine sprachliche Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heit ist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
subtile Perspektivwechsel von einem dominieren<strong>de</strong>n auktorialen Er-Erzähler (vgl. Petersen<br />
1987: 18) zu einem personalen Er-Erzähler (vgl. ebd.) in Form von erlebter Re<strong>de</strong>: „Vielleicht<br />
gehörten ihnen auch die Leute im Dorf?“ (Wölfel 2004: 12). Insgesamt verwen<strong>de</strong>t Wölfel<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt Bild <strong>und</strong> Gegenbild, Situation <strong>und</strong> Gegensituation, Figur <strong>und</strong> Spiegelfigur (vgl.<br />
Karst 1999: 39) <strong>und</strong> lässt Juanita das letzte Wort.<br />
Schlusswort<br />
Scheiner (2005: 165) ordnet die <strong>Geschichte</strong>nsammlung „Die grauen <strong>und</strong> die grünen Fel<strong><strong>de</strong>r</strong>“<br />
<strong>de</strong>m empirischen Realismus zu. Und er tut Recht damit, <strong>de</strong>nn mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Verankerung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Handlung – zumin<strong>de</strong>st <strong><strong>de</strong>r</strong> analysierten Titelgeschichte – in einen gegenwärtigen, für <strong>de</strong>n<br />
(auch jungen) Leser genau lokalisierbaren räumlichen <strong>und</strong> zeitlichen Bezug, för<strong><strong>de</strong>r</strong>t Wölfel<br />
eine sozialkritische Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung, die durch das offene En<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Rezipienten for<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />
Mit schlichten Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n, einfachen Satzkonstruktionen <strong>und</strong> Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holungen erfüllt sie die von<br />
Fontane aufgestellte For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung an realistische Literatur: „Der Realismus will nicht die bloße<br />
Sinnenwelt <strong>und</strong> nichts als diese; er will am allerwenigsten das bloß Handgreifliche, aber er<br />
will das Wahre“ (Fontane 1975: 179f)<br />
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