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Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur (KJL ... - hannahdenker.de

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<strong>de</strong>m Arbeiterviertel Wedding Mitte, „die noch nach Mitternacht herumstrolchen“ (ebd.: 30).<br />

Kai bewohnt mit seiner jüngeren Schwester Erika eine dunkle Dachkammer eines alten<br />

Hinterhauses <strong>und</strong> scheint elternlos zu sein. Die äußere Trostlosigkeit wird mit einer inneren<br />

Vielfalt <strong>und</strong> einer organisierten Gemeinschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> Jungenban<strong>de</strong> kontrastiert. Einer<br />

Jugendban<strong>de</strong>, die sich über Normen hinwegsetzt, die trägen Erwachsenen durch ihre flinken<br />

Bewegungen <strong>und</strong> genauen Kenntnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> Berliner Örtlichkeiten sowie <strong><strong>de</strong>r</strong> zielorientierten<br />

Nutzung aller mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Kommunikations- <strong>und</strong> Fortbewegungsmöglichkeiten ‚alt aussehen<br />

lässt’. „Der Portier schimpfte. Vor <strong>de</strong>m Hotel fuhr gera<strong>de</strong> ein dunkelblaues Auto ab. Kai saß<br />

hinten auf <strong>und</strong> sauste davon. Ein Polizist flötete auf seiner Trillerpfeife, aber Kai machte sich<br />

nichts daraus“ (Durian 2004: 19). Die Jugendban<strong>de</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Anführer Kai ist, ist eine große<br />

Gemeinschaft, die gut durchorganisiert ist. Ein Pfeif-Signal führt die gesamte Gruppe schnell<br />

zusammen. „Aus zwanzig wur<strong>de</strong>n fünfzig, hun<strong><strong>de</strong>r</strong>t“ (ebd.: 24). Es han<strong>de</strong>lt sich ausschließlich<br />

um Jungen!<br />

Der Armut <strong><strong>de</strong>r</strong> Jugendban<strong>de</strong> wird die Person Kubalski nahezu karikaturistisch<br />

gegenübergestellt. „(…) Herr mit spiegelblankem Zylin<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>und</strong> gelben Handschuhen (…) Der<br />

Herr duftete nach einem Beet voll Veilchen. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Brusttasche seines taubengrünen<br />

Gehrocks steckte ein orangerotes Sei<strong>de</strong>ntaschentuch. Seine Krawatte <strong>und</strong> seine Strümpfe<br />

waren apfelgrün“ (ebd.: 33). Kubalski präsentiert sich als reicher, erwachsener Mann, obwohl<br />

sein Verdienst hinter seinen eigenen Aussagen zurückbleibt. Die Jugendban<strong>de</strong> verhält sich<br />

zwar illegal, legt aber Wert auf gegenseitige Ehrlichkeit. Dies zeigt sich beispielsweise darin,<br />

dass sie <strong>de</strong>n Gewinn <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Wette fair <strong>und</strong> entsprechend <strong><strong>de</strong>r</strong> vorherigen Absprache<br />

aufteilen. Kubalski dagegen belügt Mr. Joe Allan van Brahms <strong>und</strong> seine eigene Braut über<br />

sein Gehalt. Im Gegensatz zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Jugendban<strong>de</strong> hat Kubalski keine kameradschaftliche<br />

Unterstützung, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n kauft o<strong><strong>de</strong>r</strong> besticht seine Helfer. Seine lahme Reklamekampagne<br />

<strong>de</strong>utet auf seine Einfallslosigkeit hin. Pointiert ließe sich sagen: Geld statt I<strong>de</strong>en!<br />

Kästners Emil ist ein or<strong>de</strong>ntlich geklei<strong>de</strong>ter Junge <strong>und</strong> besitzt einen dunkelblauen<br />

Sonntagsanzug, <strong><strong>de</strong>r</strong> für beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Anlässe angezogen wer<strong>de</strong>n muss. Seine Mutter sorgt sich<br />

verantwortungsvoll um ihn – wie auch er um sie. Er stammt aus einem kleinbürgerlichen<br />

Milieu, seine Mutter ist Friseuse <strong>und</strong> versucht immer, Geld für die Großmutter zu sparen.<br />

Emil wird ebenfalls als klug dargestellt – er hat Spitzenzeugnisse - , allerdings bewegen sich<br />

Emil <strong>und</strong> seine Helfer – im Gegensatz zu Kais Jugendban<strong>de</strong> - im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> legalen<br />

Konventionen bzw. an <strong><strong>de</strong>r</strong>en Grenzen. „>>Was mir gehört, kann ich doch nicht stehlen<br />

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