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Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur (KJL ... - hannahdenker.de

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führen, sind überirdische Kräfte, die we<strong><strong>de</strong>r</strong> er noch seine Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> beeinflussen können. Die<br />

Faktoren, die zur negativen Auflösung für die klugen Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> führen, sind <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Sicherheitsgefühl, dass sie aufgr<strong>und</strong> ihrer Intelligenz ohnehin Erfolg haben wer<strong>de</strong>n, einerseits<br />

<strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>en daraus folgen<strong>de</strong> Untätigkeit an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits. Das Märchen weist eine prototypische<br />

Struktur auf: schlicht, mit zahlreichen Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holungen <strong>und</strong> einem gleichförmig verlaufen<strong>de</strong>n<br />

stereotypen Handlungsablauf – die Ereignisfolge: Fe<strong><strong>de</strong>r</strong>n in unterschiedlichen Richtungen,<br />

Treffen auf die Märchengestalten <strong>und</strong> Erfolg <strong>de</strong>s einfältigen Königssohnes wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holen sich<br />

dreimal. Dabei wird eine formelhafte, märchentypische Sprache verwen<strong>de</strong>t <strong>und</strong> die Figuren<br />

auf wenige Merkmale schematisch entindividualisiert. Außer<strong>de</strong>m wird ein einfacher<br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>reim integriert.<br />

Es zeigt sich ein für die Romantik typisches Menschenbild: Der Mensch ist nicht Herr über<br />

sein Leben, wird von überirdischen Kräften gelenkt <strong>und</strong> die reine Verstan<strong>de</strong>sausbildung führt<br />

nicht unbedingt zum Erfolg. Gleichzeitig wird aber auch hier – wie bei Salzmann – <strong>de</strong>utlich,<br />

dass die Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> ihren Misserfolg zumin<strong>de</strong>st mitverschul<strong>de</strong>t haben, in<strong>de</strong>m sie sich keine Mühe<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgabenerfüllung gegeben haben. Dies ist dann aber keine didaktisch-intendierte<br />

Einstreuung, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ein Ergebnis überzeitlicher Implikationen dieses Märchens <strong>und</strong> auch<br />

nicht zentral für die Auflösung, da die Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> mit hoher Wahrscheinlichkeit auch durch<br />

intensive Suche nicht gegen die übernatürlichen Kräfte angekommen wären.<br />

Der aufklärerisch geprägte Text von Salzmann hebt also auf Verstan<strong>de</strong>sbildung <strong>und</strong> Tugend<br />

ab, während das romantische Volksmärchen die übernatürlichen Kräfte als handlungsleitend<br />

darstellt. Während aus Sazlmanns Text direkte Handlungsauffor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an <strong>de</strong>n (kindlichen)<br />

Leser <strong>und</strong> die Leserin <strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n, kann das Volksmärchen nicht als direktes Muster für<br />

richtiges Verhalten gelesen wer<strong>de</strong>n. Glück scheint hier unberechenbar.<br />

Schlussfolgerung<br />

Die These, dass sich die romantische Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendliteratur</strong> auf das Übernatürliche <strong>und</strong><br />

Geheimnisvolle beruft, konnte einerseits anhand <strong><strong>de</strong>r</strong> historischen Annäherung durch die<br />

Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>belebung einer Märchenkultur <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Darstellung <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> Kindheit als innere<br />

Einheit belegt <strong>und</strong> durch die vertiefen<strong>de</strong> Darstellung <strong>de</strong>s Kunstmärchens „Das frem<strong>de</strong> Kind“<br />

von E.T.A. Hoffmann (2008) untermauert wer<strong>de</strong>n. Auch die These, dass die aufgeklärte<br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendliteratur</strong> sich an <strong>de</strong>m I<strong>de</strong>al von Christian Wolff orientiert, dass sich das<br />

Verhalten an rationalen Maßstäben <strong><strong>de</strong>r</strong> Vernunft orientieren sollte, konnte durch die<br />

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