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Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur (KJL ... - hannahdenker.de

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Mangelsituation. Gleichsam führen sie auch zu Tugendhaftigkeit, da er nicht Gleiches mit<br />

Gleichem vergilt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>de</strong>n ihn verachten<strong>de</strong>n A<strong>de</strong>lssohn unterstützt. Die Faktoren, die zur<br />

negativen Auflösung für <strong>de</strong>n A<strong>de</strong>lssohn führen, sind dieselben nur mit umgekehrtem<br />

Vorzeichen: Die Sicherheit, dass sein Stand <strong>und</strong> die materiellen Ressourcen ihm ein dauerhaft<br />

gesichertes Leben bieten, verb<strong>und</strong>en mit <strong><strong>de</strong>r</strong> fehlen<strong>de</strong>n Ausbildung seiner Affektkontrolle – er<br />

„verschwelgte das (…) Geld in lie<strong><strong>de</strong>r</strong>licher Gesellschaft“ (Salzmann 1783: 2) - führen dazu,<br />

dass er seinen Verstand nicht schult <strong>und</strong> die überlebensnotwendigen Fähigkeiten zum Erhalt<br />

seines Gutes, gesellschaftliches Ansehen <strong>und</strong> materieller Wohlstand nicht erwirbt <strong>und</strong> damit<br />

seinen finanziellen <strong>und</strong> persönlichen Ruin verursacht – also die Komplikation für sich negativ<br />

auflöst.<br />

Der unter <strong>de</strong>m programmatischen Titel „Von <strong>de</strong>m großen Werthe eines guten Verstan<strong>de</strong>s“<br />

veröffentliche Text von Salzmann (1783) bietet ein Menschenbild an, das davon ausgeht, dass<br />

individuelle Anstrengung, die Verfeinerung <strong>de</strong>s verstan<strong>de</strong>smäßigen Han<strong>de</strong>lns belohnt wird.<br />

Dabei wird <strong>de</strong>utlich, dass die Ausbildung <strong>de</strong>s Verstan<strong>de</strong>s nicht nur zu Wohlstand <strong>und</strong><br />

Ansehen führt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n insgesamt einen besseren Menschen aus <strong>de</strong>m Individuum zu machen<br />

vermag – also auch moralische Tugen<strong>de</strong>n för<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Mangeln<strong>de</strong> Verstan<strong>de</strong>sbildung <strong>und</strong><br />

Affektkontrolle führt dagegen in <strong>de</strong>n materiellen <strong>und</strong> persönlichen Ruin <strong>und</strong> zu einem<br />

lie<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen, missgünstigen Charakter. Darüber hinaus führt die <strong>Geschichte</strong> <strong>de</strong>m Leser <strong>und</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Leserin in schmuckloser Erzählweise ein Weltbild vor Augen, das nicht die Herkunft über<br />

<strong>de</strong>n Lebenserfolg entschei<strong>de</strong>t, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Mündigkeit. Um es mit<br />

Kant (1983: 53) zu sagen: „Es ist so bequem, unmündig zu sein“, <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> A<strong>de</strong>lssohn verlässt<br />

sich aus Bequemlichkeit auf seine stan<strong>de</strong>sbedingten Vorrechte <strong>und</strong> muss <strong>de</strong>shalb scheitern.<br />

Die pädagogischen Implikationen, die mit erhobenem Zeigefinger dargestellte <strong>Geschichte</strong>,<br />

soll somit <strong>de</strong>n Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Wichtigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Schulung ihrer Fähigkeiten nahelegen <strong>und</strong> damit<br />

ein musterhaftes Vorbild abgeben.<br />

Exemplarisch sollen nun „Die drei Fe<strong><strong>de</strong>r</strong>n“ von <strong>de</strong>n Romantikern, <strong>de</strong>n Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n Grimm, auf<br />

die gleiche Weise analysiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Volksmärchen beleuchtet folgen<strong>de</strong>s „erstaunliche[] Ereignis“ im Sinne Stückraths (2001:<br />

14): Obwohl <strong><strong>de</strong>r</strong> dritte Köningssohn einfältig ist, führen mystisch-märchenhafte<br />

Gegebenheiten dazu, dass er Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>erwarten das Köningreich übernimmt <strong>und</strong> in Weisheit<br />

führt. Die Faktoren die zu <strong><strong>de</strong>r</strong> positiven Auflösung für <strong>de</strong>n „Dummling“ (Grimm 2008: 1)<br />

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