Natur report - Kreis Unna
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106 NATUR ERLEBEN<br />
Gradierwerkes wächst (obwohl hier<br />
ein Zusammenhang zunächst einmal<br />
nachzuweisen wäre), ansonsten tritt<br />
diese Art im <strong>Kreis</strong> nirgendwo an Salzstellen<br />
auf und ist auch sonst in Westfalen<br />
an Salzstellen äußerst selten.<br />
Einige von uns publizierte Angaben<br />
werden von Raabe & Lienenbecker<br />
(2004) in Zweifel gezogen. Der wissenschaftssoziologischen<br />
Redlichkeit<br />
halber ist zu erwähnen, dass diese<br />
Zweifel fachlich irrelevant und für die<br />
Zweifler disqualifizierend sind.<br />
Raabe zog bereits seit Längerem<br />
Funde der Botten-Binse und von<br />
Plantago winteri - Winters Wegerich<br />
im Nachbarkreis Soest durch uns in<br />
Zweifel und bezweifelt im Buch diese<br />
Angaben weiterhin, obwohl bei Loos<br />
(1996) zu den Vorkommen Stellung<br />
genommen worden ist und sie auch<br />
bei Haeupler, Jagel & Schumacher<br />
(2003) berücksichtigt wurden. Es<br />
wird moniert, dass den Autoren von<br />
uns keine Herbarbelege von diesen<br />
Funden vorgelegt wurden. Ob sie nun<br />
die Belege gesehen hätten oder nicht,<br />
ist aber unerheblich. Da der Erstautor<br />
die genannten Sippen selbst in Teilen<br />
ihrer Gesamtverbreitungsgebiete, in<br />
Herbarien und in Kultur über Jahre<br />
hinweg taxonomisch und ökologisch<br />
untersucht hat, bestand keine Veranlassung,<br />
diese Feststellungen den ge-<br />
nannten Autoren, die gewiss nicht als<br />
prüfende Kenner dieser Sippen nach<br />
Art einr letzten Instanz in Betracht<br />
kommen, persönlich zu belegen.<br />
Der Fall von Winters Wegerich verdient<br />
eine eingehendere Betrachtung,<br />
weil auch im <strong>Kreis</strong> <strong>Unna</strong> Biotypen<br />
nachgewiesen wurden, die hier eingeordnet<br />
werden können. Die letzte<br />
Formulierung zeigt schon, dass hier<br />
eine komplexere Problematik vorliegt<br />
als sie gemeinhin dargestellt wird.<br />
Selbstbestäubung (Autogamie) sorgt<br />
dafür, dass in der Gruppe des Breit-<br />
Wegerichs (Plantago major s.latiss.,<br />
d.h. im weitesten Sinne), wozu P. winteri<br />
zählt, einerseits recht streng abgegrenzte<br />
Typen auftreten, andererseits<br />
entstehen in Folge von mehr oder minder<br />
regelmäßiger Durchbrechung der<br />
Autogamie mittels Fremdbestäubung<br />
durch Kreuzung zwischen derartigen<br />
Typen neue Sippen. Die auftretenden<br />
Biotypen lassen sich in der Masse drei<br />
allerdings nicht scharf abgegrenzten<br />
Sammelgruppen innerhalb der Großgruppe<br />
des Breit-Wegerichs zuordnen:<br />
Plantago major, P. uliginosa (= P.<br />
intermedia; der Vielsamige Wegerich)<br />
und P. winteri. Verwischt werden diese<br />
Idealtypen durch Sippen, die dem<br />
einen Typ äußerlich nahestehen, aber<br />
z. B. eine Samenanzahl pro Kapsel<br />
aufweisen wie ein anderer. Eine solche<br />
zwischen dem P. major- und dem P.<br />
uliginosa-Typ vermittelnde Sippe, die<br />
als Hybride zwischen beiden gedeutet<br />
wurde, ist P. (x)moravica Chrtek. Es<br />
existieren – oftmals nur bei genauer<br />
statistischer Betrachtung der Pflanzen<br />
– auch äußerlich sichtbare Merkmalsunterschiede<br />
zwischen einzelnen Sippen<br />
innerhalb der genannten Gruppen<br />
(Details s. bei Loos 1996).<br />
Wisskirchen (1998) bezweifelt einige<br />
der bei Loos (1996) angegebenen<br />
Extremwerte bei sonstigen Merkmalen<br />
einer jeweils anderen Sippe; da jedoch<br />
zu einer Absicherung der Ergebnisse<br />
eine hinreichende Zahl von Fruchtkapseln<br />
untersucht und dabei peinlich genau<br />
beachtet wurde, dass die Zahl der<br />
Samen pro Kapsel vollständig erfasst<br />
werden konnte, ist die Möglichkeit<br />
von Zählfehlern hier ebenso definitiv<br />
auszuräumen wie eine mangelnde Beachtung<br />
der übrigen Merkmale. Vielmehr<br />
erscheint Wisskirchens Vorgehen<br />
äußerst fragwürdig, die Komplexität in<br />
der Großgruppe dadurch reduzieren<br />
zu wollen, indem er ein überholtes,<br />
vielschichtig-inkonsequentes Unterartkonzept<br />
reetabliert (ein konsequentes<br />
und die Phylogenese berücksichtigendes,<br />
sinnvolleres Unterartkonzept wird<br />
hingegen bei Loos 1997 dargelegt).<br />
Durch die weitgehende genetische<br />
Isolierung der elementaren Sippen