Natur report - Kreis Unna
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62<br />
NACHHALTIGES LEBEN<br />
� Kosmische Erziehung im Montessori-Kinderhaus<br />
„... während sich das Ganze zu einem<br />
wunderbaren Gewebe zusammenfügt“<br />
von Elke Kieninger<br />
„Dies ist ein wesentlicher Erziehungsgrundsatz:<br />
Einzelheiten lehren<br />
bedeutet Verwirrung stiften.<br />
Die Beziehung unter den Dingen<br />
herstellen bedeutet Erkenntnisse<br />
vermitteln.“ So beschreibt die<br />
italienische Ärztin, <strong>Natur</strong>wissenschaftlerin<br />
und Pädagogin Maria<br />
Montessori (1870-1952) in ihrem<br />
Spätwerk das Anliegen der „Kosmischen<br />
Erziehung“.<br />
Es gehe schon im Kindesalter darum,<br />
die verschiedenen Aspekte des Wissens<br />
von der Welt und vom Kosmos zu<br />
verbinden. „Astronomie, Geografie,<br />
Geologie, Biologie, Physik, Chemie<br />
sind nur Details eines Ganzen.“ Oder:<br />
„Wir können das Ganze mit einem<br />
Tuch vergleichen, in dem jedes Detail<br />
eine Stickerei darstellt, während sich<br />
das Ganze zu einem wunderbaren<br />
Gewebe zusammen fügt.“<br />
Wie kann es aber nun gelingen,<br />
schon kleinen Kindern vernetztes und<br />
systemisches Denken zu vermitteln?<br />
Wie werden die Grundlagen für eine<br />
Haltung dem Universum und der<br />
Menschheit gegenüber geschaffen, die<br />
von Verantwortungsbewusstsein und<br />
Rücksichtnahme geprägt ist? Denn<br />
Maria Montessori geht es nicht um<br />
reines Faktenwissen, sondern um den<br />
Aufbau von Haltungen mit dem Ziel<br />
der Wahrnehmung der Verantwortung<br />
gegenüber der Schöpfung. Sie war<br />
ihrer Zeit weit voraus, als sie im frühen<br />
20. Jahrhundert den Raubbau an der<br />
<strong>Natur</strong> anprangerte, vor der atomaren<br />
Bedrohung warnte und auch deshalb<br />
eine Pädagogik forderte, die ein friedliches<br />
Zusammenleben in der „nazione<br />
unica“ möglich machen sollte.<br />
Maria Montessori hat vor allem<br />
während ihrer Zeit in Indien (1939 bis<br />
1949), wohin sie sich während des<br />
Zweiten Weltkrieges zurückgezogen<br />
hatte, versucht, ihre Ideen in konkrete<br />
pädagogische Praxis umzusetzen.<br />
Spätere Montessori-Pädagogen und<br />
besonders ihr Sohn Mario haben diese<br />
Aufgabe fortgeführt. Heute gibt es<br />
vielfältige Materialien für die Arbeit<br />
mit Kindern aller Altersstufen. Und<br />
die Kosmische Erziehung, der Maria<br />
Montessori für die Altersgruppe der<br />
sechs- bis zwölfjährigen besondere<br />
Bedeutung zugesprochen hat, kann<br />
bereits im Kindergarten-Alter realisiert<br />
werden.<br />
� Kartoffel-Projekt<br />
Gudula Papen-Wächter, stellvertretende<br />
Leiterin des Montessori-Kinderhauses<br />
in <strong>Unna</strong>, beschreibt die Idee<br />
der Kosmischen Erziehung so: „Die<br />
Arbeiten und Materialien bieten dem<br />
Kind vielfältige Möglichkeiten, durch<br />
Staunen über beobachtbare Phänomene<br />
und experimentelles, entdeckendes<br />
Lernen zu Erkenntnissen im naturwissenschaftlichen<br />
Bereich zu gelangen.“<br />
Und: Gerade weil bei den Kindern, die<br />
in großer Zahl fern der <strong>Natur</strong> aufwachsen,<br />
der Sinn für Zusammenhänge<br />
verloren gegangen sei, müsse nach<br />
Wegen gesucht werden, regionale und<br />
globale Zusammenhänge kindgerecht<br />
aufzuarbeiten.<br />
Im Montessori-Kinderhaus geschieht<br />
das im täglichen Miteinander,<br />
in der Kosmos-AG und mittels einzel-