Natur report - Kreis Unna
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98<br />
NATUR ERLEBEN<br />
� Pflanzen salzbeeinflusster Standorte und ihre Dynamik<br />
Die Situation der Salzpflanzenflora<br />
im <strong>Kreis</strong> <strong>Unna</strong><br />
von Götz Heinrich Loos und<br />
Dietrich Büscher<br />
Binnensalzstellen zählen zu den<br />
von der Intensivierung der Kultur<br />
am stärksten bedrohten Biotopen<br />
überhaupt – sei es durch<br />
Landwirtschaft, sei es durch<br />
Flächenverbrauch, sei es durch<br />
wasserbauliche Maßnahmen.<br />
Selbst indirekte Eingriffe in diese<br />
empfindlichen Lebensräume können<br />
sie nachhaltig verändern und<br />
naturschutzfachlich entwerten.<br />
Ein kürzlich veröffentlichtes Buch<br />
(Raabe & Lienenbecker 2004)<br />
zeigt die alarmierende Situation<br />
des Zustandes, der Flora, Vegetation<br />
und Fauna der westfälischen<br />
Binnensalzstellen auf.<br />
Vorliegender Aufsatz soll die aktuelle<br />
Verbreitungs- und Gefährdungssituation<br />
der Salzpflanzen im <strong>Kreis</strong><br />
<strong>Unna</strong> beleuchten. Nebenbei werden<br />
in Zusammenhang damit wesentliche<br />
Befunde des genannten Buches erörtert,<br />
insbesondere dort, wo die Ansich-<br />
ten genannter Autoren nach unserer<br />
Meinung unzureichend erscheinen<br />
oder eindeutig fehlerhaft sind, somit<br />
einer Ergänzung oder Verbesserung<br />
bedürfen.<br />
� Vorbemerkungen<br />
Festzustellen ist zunächst, dass<br />
im <strong>Kreis</strong> <strong>Unna</strong> – wie auch sonst im<br />
Ruhrgebiet – naturlandschaftliche<br />
Binnensalzstellen ebenso auftreten wie<br />
kulturbedingte (vgl. u.a. Büscher 1984,<br />
1999). Letztere beruhen im Wesentlichen<br />
auf bergbaulichen Tätigkeiten:<br />
Austrittsstellen von salzhaltigen Wässern<br />
an Bergehalden sowie (ehemals)<br />
durch Bergwerksabwässer salzbelastete<br />
Fließgewässer. Früher wurde<br />
die Salzbelastung der Fließgewässer<br />
auch durch Salinenabwässer bewirkt.<br />
Erbohrte Salzbrunnen und davon abgehende<br />
Leitungen und Gräben waren<br />
weitere Standorte von Salzpflanzen.<br />
Seit etwa 25 Jahren spielen zudem<br />
Straßenränder, an denen Salzpflanzen<br />
aufgrund der Verwendung von Streusalzen<br />
z. T. in ausgedehnten Beständen<br />
auftreten, eine bedeutende Rolle – und<br />
unter ihnen besonders die Autobahnen,<br />
auf denen im Winter sehr viel Salz<br />
ausgebracht wird. Feuchtgebiete, in<br />
die salzhaltiges Sickerwasser aus den<br />
Bergehalden gelangte (und gelangt),<br />
sind aber nicht minder bedeutsam als<br />
naturlandschaftliche Binnensalzstellen<br />
und zeigen wohl auch Ähnlichkeiten im<br />
Wasserchemismus.<br />
Hier kann man bereits Raabe &<br />
Lienenbecker (2004) kritisieren, weil<br />
sie ausschließlich die naturlandschaftlichen<br />
Binnensalzstellen behandeln. Die<br />
Inkonsequenz einer solchen Auswahl<br />
wird deutlich, wenn man beachtet,<br />
dass man bei vielen Binnensalzstellen<br />
aufgrund jahrhundertelanger Nutzung<br />
zur Kochsalzgewinnung und/oder<br />
anschließendem Aufbau von Kurbadbetrieben<br />
kaum vom ursprünglichen<br />
Zustand sprechen kann. Zudem wurden<br />
neben natürlichen Quellen oft<br />
künstliche Brunnen erbohrt und das<br />
erhaltene Solewasser gemischt. Das<br />
betraf die einzige im Buch aufgeführte<br />
Salzstelle im <strong>Kreis</strong> <strong>Unna</strong>, das Salzgebiet<br />
<strong>Unna</strong>-Königsborn, in besonderem<br />
Maße.