Natur report - Kreis Unna
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108 NATUR ERLEBEN<br />
dass die Zweifel genannter Autoren<br />
unangemessen sind.<br />
� Nachhaltiger Salzpflanzenschutz<br />
– möglich oder nicht?<br />
Salzpflanzenschutz ist in erster<br />
Instanz Biotopschutz. Das gilt naturgemäß<br />
für die primären Salzstellen.<br />
In Königsborn ist diese Möglichkeit<br />
verwirkt, es sei denn, es lässt sich wieder<br />
eine ergiebige Salzquelle freilegen.<br />
Angesichts der finanziellen Engpässe<br />
der Kommunen sind derartige Überlegungen<br />
reinste Utopie. Der Fokus<br />
kann daher nur auf den sekundären<br />
Salzstellen liegen. Ein Schutz von Straßenrändern<br />
bzw. besonders von Autobahnmittelstreifen<br />
erscheint dagegen<br />
zumindest derzeit als kaum denkbar.<br />
Die dort auftretenden Arten sind auch<br />
in der Regel in Ausbreitung begriffen<br />
und die vormalige Gefährdungseinstufung<br />
der betreffenden Arten ist eher<br />
zurückzunehmen.<br />
Der Rückgang der salzbeeinflussten<br />
Gewässer an Haldenfüßen ist zumindest<br />
teilweise nicht aufzuhalten, zumindest<br />
soweit, wie die Aussickerung<br />
von salzhaltigen Wässern nachlässt.<br />
Schutzmaßnahmen können allerdings<br />
für persistent salzbeeinflusste Gewässer<br />
eingeleitet werden, indem:<br />
1. die Ausbreitung von konkurrenzstarken<br />
Arten verhindert wird (zu Pfle-<br />
gemaßnahmen und Verhinderung<br />
von Überwachsung durch Schilf<br />
und Queckenrasen an primären<br />
Salzstellen finden sich z. B. einige<br />
instruktive Aufsätze bei Brandes<br />
1999b – entsprechende Konzepte<br />
müssten für die sekundären Salzstellen<br />
entwickelt werden);<br />
2. die Umgestaltung von Bergehalden,<br />
Zechenklärteichen und ihrer<br />
Umgebung zumindest dort, wo<br />
bemerkenswerte Salzpflanzen-<br />
Vorkommen existieren, verhindert<br />
wird und der Status quo erhalten<br />
bleibt (Beispiele für die Bedrohung<br />
von Salzpflanzenbeständen s. bei<br />
Büscher 1999).<br />
In Werne wurde vor Jahren die Anlage<br />
eines „Salzgartens“ am Gradierwerk<br />
angedacht, um die Bevölkerung<br />
für die Thematik der Salzpflanzen zu<br />
sensibilisieren. Leider konnte keine<br />
politische Mehrheit für eine solche<br />
Anlage gewonnen werden. Tatsächlich<br />
sollte aber auch darüber weiter<br />
nachgedacht werden, um den Schutz<br />
derartiger Fluren an Bergehalden verständlich<br />
darstellen und begründen zu<br />
können. Alternativ zu dem Standort<br />
in Werne könnte ein solcher Garten<br />
auch in <strong>Unna</strong>-Königsborn eingerichtet<br />
werden.<br />
Ein wesentliches Argument der<br />
Gegner des Schutzes sekundärer<br />
Salzstellen ist die Tatsache, dass es<br />
sich bei den dort vorkommenden Salzpflanzen<br />
nicht um primär einheimische<br />
Vorkommen, sondern um neophytische,<br />
wenigstens aber apophytische<br />
Bestände handelt. Und genau hier ist<br />
ein Unterschied anzulegen: Apophytische<br />
Vorkommen sind Überlebende<br />
der ehemaligen primären Salzstellen,<br />
während neophytische Bestände neu<br />
in den Großraum eingewandert sind.<br />
Unterscheiden lassen sie sich in der<br />
Regel nicht augenscheinlich, sondern<br />
nur nach kryptischen, insbesondere<br />
das Genom betreffenden Merkmalen.<br />
Auch hierzu kann man nur von Laborarbeiten<br />
(insbesondere DNA-Sequenzierungen)<br />
Klarheit erwarten. Konsequenter<br />
Salzpflanzenschutz – gleich<br />
welcher Art – erfordert jedenfalls<br />
einige finanzielle Aufwendungen.<br />
Literatur<br />
Bierbrodt, W. (1923): Die Pflanzenwelt unserer<br />
Heimat. Beiträge zur Flora des <strong>Kreis</strong>es Hamm.<br />
– Manuskript. Kamen.<br />
v. Bönninghausen, C. M. F. (1824): Prodromus<br />
Florae Monasteriensis westphalorum.<br />
– Münster.<br />
Brandes, D. (1999a): Flora und Vegetation<br />
salzbeeinflußter Habitate im Binnenland - eine<br />
Einführung. - Braunschweiger Geobotanische<br />
Arbeiten 6: 7-12.