Natur report - Kreis Unna
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� Eine philosophische Betrachtungsweise<br />
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ und<br />
der vieldeutige Umgang damit<br />
von Heinrich Behrens<br />
Kaum ein Begriff sorgt zur Zeit in<br />
der öffentlichen Debatte für so<br />
viel Irritationen wie der der Nachhaltigkeit,<br />
wenn man ernsthaft<br />
den jeweils benutzten Begriff aus<br />
seinem ideologischen Zusammenhang<br />
herauszulösen und inhaltlich<br />
eindeutig zu verstehen versucht.<br />
Die, die sich dem Zeitgeist andienen<br />
möchten, benutzen ihn. Jeder, der<br />
meint, politisch korrekt auftreten zu<br />
müssen, führt ihn im Munde. In fast<br />
jedem Parteiprogramm taucht er auf.<br />
Man möchte ja bei dem Wähler gut<br />
ankommen. Neoliberale Politiker wie<br />
fundamentalistische Umweltschützer<br />
argumentieren damit gleichermaßen,<br />
natürlich jeweils mit anderer Zielsetzung<br />
und von einer anderen ideologischen<br />
Basis aus.<br />
Nachhaltigkeit oder sustainability<br />
ist spätestens seit der UN-Konferenz<br />
für Umwelt und Entwicklung 1992<br />
in Rio de Janeiro zum Leitbegriff<br />
des Umweltschutzes geworden. Als<br />
„nachhaltig“ definiert dieser Bericht<br />
eine Entwicklung, die die Bedürfnisse<br />
der Gegenwart befriedigt, ohne zu<br />
riskieren, dass künftige Generationen<br />
ihre eigenen Bedürfnisse nicht mehr<br />
befriedigen können.<br />
Der Leser erkennt sofort, dass<br />
die in der Definition zum Ausdruck<br />
kommenden Bedürfnisse menschliche<br />
sind, die Definition also eine deutlich<br />
anthropozentrische, den Menschen ins<br />
Zentrum setzende Betrachtungsweise<br />
zum Ausdruck bringt. Die natürlichen<br />
Ressourcen, um deren Schutz es geht,<br />
damit die nachfolgenden Generationen<br />
noch eine Überlebenschance haben,<br />
unterstehen der menschlichen Verfügungsgewalt<br />
im Sinne des göttlichen<br />
Unterwerfungsauftrages „Machet<br />
euch die Erde untertan“. Die <strong>Natur</strong> hat<br />
keinen Eigenwert aus sich selbst heraus<br />
oder an sich selbst.<br />
Hier tauchen folgende Fragen auf :<br />
Ist eine andere als die anthropozentrische<br />
Sichtweise überhaupt praktisch<br />
realisierbar? Kann der Mensch dieses<br />
möglicherweise aus gattungsegoistischen<br />
Gründen ihm stammesge-<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
schichtlich mitgegebene Weltbild<br />
zugunsten etwa einer ganzheitlichen<br />
Betrachtungsweise aufgeben, also<br />
die übrige Welt der Lebewesen als<br />
Mitgeschöpfle aktiv in sein Handeln<br />
einbeziehen? Die Wirklichkeit straft<br />
eine solche Möglichkeit Lügen: In<br />
einem nie dagewesenen Ausmaß wird<br />
mit Hilfe der zur Verfügung stehenden<br />
Technik die <strong>Natur</strong> zerstört, ausgebeutet<br />
und zur Befriedigung eben dieser<br />
im menschlichen Erbgut verankerten<br />
und individuell sowie kollektiv ausgeprägten<br />
Bedürfnisse genutzt. Daran<br />
hat auch die ethisch fundierte Reflexion<br />
auf den Begriff der Nachhaltigkeit<br />
nichts geändert. Im Gegenteil. Das<br />
Benutzen des Begriffs schafft eine<br />
zusätzliche Rechtfertigung dafür, die<br />
alten Strategien der <strong>Natur</strong>zerstörung<br />
und – ausbeutung mit einem Mäntelchen<br />
zu umhüllen, das als Verpackung<br />
für eine ökologische Rechtfertigung<br />
für ein unökologisches Wirtschaften<br />
herhalten kann.<br />
Das verdeckte Schielen auf Umsatzsteigerungen,<br />
auf ökonomisches und<br />
industrielles Wachstum hintertreibt<br />
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