Natur report - Kreis Unna
Natur report - Kreis Unna
Natur report - Kreis Unna
- TAGS
- natur
- kreis
- unna
- kreis-unna.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
18 NACHHALTIGKEIT<br />
Aus den Waldungen des Staates soll<br />
jährlich nicht mehr und nicht weniger<br />
Holz genommen werden, als bey guter<br />
Bewirthschaftung mit immerwährender<br />
Nachhaltigkeit daraus zu beziehen<br />
möglich ist.“ Heinrich Cotta, erster<br />
und langjähriger Direktor der ersten<br />
Forstakademie der Welt in Tharandt<br />
schrieb 1816 in seiner „Anweisung<br />
zum Waldbau“: „Die Forstwirtschaft<br />
lehrt die Waldungen so zu behandeln,<br />
daß sie als solche den größten Nutzen<br />
nachhaltig gewähren.“ So weit die<br />
Historie und die Theorie.<br />
Leider hat sich gerade die jüngere<br />
Forstwirtschaft und –wissenschaft<br />
trotz dieser frühen Erkenntnisse gerade<br />
nicht als sehr nachhaltig wirtschaftend<br />
gezeigt, bis in den 20er Jahren des<br />
letzten Jahrhunderts der Preußische<br />
Oberforstmeister und Direktor der<br />
Forstakademie zu Eberswalde, Alfred<br />
Möller, mit seinem „Dauerwaldgedanken“<br />
einen entscheidenden Impuls<br />
für eine ökologischere Ausrichtung<br />
gegeben hat. Auch Alfred Möllers<br />
ganzheitliches Konzept einer kahlschlagsfreien<br />
Waldbewirtschaftung<br />
hat die Mehrheit der forstwirtschaftlichen<br />
Praxis noch nicht erreicht.<br />
Nach wie vor sind in Deutschland<br />
Monokulturen und der so genannte<br />
Altersklassenwald vorherrschend,<br />
wobei Nadelbäume (Fichte, Douglasie)<br />
den größeren Anteil einnehmen. In<br />
einem immer stärkeren Maße werden<br />
zudem Wälder (auch und gerade die<br />
im Besitz der öffentlichen Hand) einer<br />
Kurzfristökonomie des schnellen Geldes<br />
unterworfen. Langfristige Schäden<br />
durch den Einsatz von Großmaschinen<br />
(Bodenverdichtung, Rückeschäden),<br />
ein vermehrter Wegebau (und damit<br />
Zerschneidung) im Wald werden dabei<br />
überwiegend in Kauf genommen.<br />
� Der Mensch als integrativer<br />
Bestandteil der Umwelt<br />
Im Gegensatz zu rein biologischen<br />
auf die <strong>Natur</strong> bezogene Fachbegriffe,<br />
wie „ökologisches Gleichgewicht“,<br />
„geschlossene Stoffkreisläufe“ oder<br />
„Biodiversität“ steht bei dem Begriff<br />
„Nachhaltigkeit“ der Nutzen-Aspekt<br />
durch den Menschen im Vordergrund.<br />
Dem Faktor Mensch wird damit ein integrativer<br />
Standpunkt eingeräumt, die<br />
Trennung von Mensch und Umwelt,<br />
wie sie im traditionellen <strong>Natur</strong>schutz<br />
geschah und noch heute in der <strong>Natur</strong>schutzgesetzgebung<br />
erkennbar ist,<br />
aufgehoben. Diese starke Betonung<br />
des Nutzen-Aspektes für den Menschen<br />
ist aus der Geschichte der Waldwirtschaft<br />
heraus erklärbar, waren<br />
doch die Wälder im 18. Jahrhundert<br />
durch unsachgemäße Behandlung<br />
sowohl stark degradiert als auch in<br />
keiner Weise wirtschaftlich effizient<br />
genutzt. So schreibt Friedrich Leopold<br />
Pfeil (1816) „Bloß im Stockholze,<br />
welches auf der Erde verfault, gehen<br />
viel Tausende Klaftern verloren, da in<br />
den allerwenigsten Gegenden daran<br />
gedacht wird, die Bäume zu roden,<br />
statt zu hauen.“ Die aufkommende<br />
Forstwirtschaft versuchte dieser Ressourcenvergeudung<br />
eine effiziente<br />
– eben nachhaltige – Wirtschaftsform<br />
gegenüberzustellen.<br />
� Ewige Nachhaltigkeit<br />
Die langen Umtriebszeiten der<br />
Forstwirtschaft führen zu einer Betrachtungsweise<br />
über die Generationengrenze<br />
hinweg. Hier liegt der<br />
Schlüssel des Nachhaltigkeitsbegriffs.<br />
Da alle zukünftigen Generationen per<br />
Definition gleichgestellt sind, muss<br />
Nachhaltigkeit ein dauerhaftes, ein<br />
ewiges Prinzip darstellen. Ebenfalls<br />
der Forstwirtschaft entlehnt ist auch<br />
das Konzept der Vorratsbildung: Kein<br />
System kann auf ewig seinen Fortbestand<br />
garantieren, das nicht tendenziell<br />
in der Lage ist, Vorräte zu bilden.<br />
Diese Rücklage ist notwendig, um<br />
unvorhersehbare Beeinträchtigungen<br />
– „schlechte Zeiten“ – überwinden zu<br />
können. Dieses „Vorratsprinzip“ begegnet<br />
uns allenthalben in der <strong>Natur</strong>,<br />
bei Tieren, die überwintern müssen,