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Natur report - Kreis Unna

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64 NACHHALTIGES LEBEN<br />

Kosmos-AG des Montessori-Kinderhauses.<br />

Themen wie „Vom Urknall<br />

bis heute“ oder „Vom Korn zum Brot“<br />

werden hier über einen längeren Zeitraum<br />

– manchmal ein ganzes Kindergartenjahr<br />

– altersgerecht aufbereitet.<br />

Die typischen Montessori-Materialien,<br />

aber auch der Einfallsreichtum der Erzieherin<br />

helfen weiter. So haben Gudula<br />

Papen-Wächter und die Kinder ein<br />

50 Meter langes Zeitband gebastelt,<br />

das den Verlauf von fünf Milliarden<br />

Jahren Erd-Geschichte darstellt. Was<br />

die Kinder verblüfft hat: Erst auf den<br />

letzten 20 Metern des Bandes ist ganz<br />

viel geschehen. Und die Geschichte<br />

des Menschen findet gerade einmal<br />

auf einem Zentimeter Platz.<br />

� Jahreszeiten "begreifen"<br />

Maria Montessori und ihr Sohn<br />

Mario haben die Idee, geschichtliche<br />

Abläufe linear durch Bänder oder<br />

Leisten darzustellen, entwickelt. Das<br />

Kind erhält so die Möglichkeit, je nach<br />

Entwicklungsstand, Prozesse sensomotorisch<br />

durch Entlanggehen oder<br />

kognitiv durch in Zahlen ausgedrückte<br />

Zeitspannen zu erfassen. Gearbeitet<br />

wird außerdem mit <strong>Kreis</strong>-Systemen.<br />

Der Jahreskreis z. B. besteht aus 365<br />

unterschiedlich gefärbten Kugeln, denen<br />

Bilder und Gegenstände zugeordnet<br />

werden können. Tage, Monate und<br />

Jahreszeiten können auf diese Weise<br />

schon die Dreijährigen „begreifen“.<br />

Immer geht es Maria Montessori bei<br />

dem von ihr entwickelten Material<br />

darum, die in der <strong>Natur</strong> realisierte<br />

kosmische Ordnung deutlich zu machen.<br />

Das Kind erhält zunächst eine<br />

Übersicht, ein Ordnungsschema vom<br />

Globalen und lernt dann immer mehr<br />

Einzelheiten kennen.<br />

� Vielfalt der <strong>Natur</strong><br />

Im Alltag des Montessori-Kinderhauses<br />

gehören zur Erfahrung des<br />

Jahreskreises natürlich auch Ausflüge<br />

in die <strong>Natur</strong>. Werden im Herbst etwa<br />

auf einem Spaziergang oder im großen<br />

Garten Blätter gesammelt, bedeutet<br />

das, die Vielfalt der <strong>Natur</strong> ganz konkret<br />

zu erleben. Kein Blatt gleicht dem<br />

anderen. Auch Blätter eines Baumes<br />

unterscheiden sich. Manche zeigen<br />

Spuren von Tierfraß oder sind zur Ablagestätte<br />

von Insekteneiern geworden.<br />

Die Frage nach dem Warum eröffnet<br />

den Blick in neue Bereiche. Die Fragen<br />

der Kinder werden durch Erzählungen,<br />

Bildtafeln und einfache Versuche auf<br />

kindgemäße Weise, jedoch nicht verkindlicht<br />

beantwortet. Der Blick durch<br />

die Lupe, um etwas ganz genau zu<br />

studieren – im Kinderhaus ist er eine<br />

Selbstverständlichkeit.<br />

Kosmische Erziehung bedeutet<br />

auch und vor allem, so betont Gudula<br />

Papen-Wächter, die Übernahme von<br />

Verantwortung anderen Lebewesen<br />

gegenüber. Die Tiere des Kinderhauses<br />

– Vögel, Mäuse, Meerschweinchen<br />

und Hasen – werden deshalb von den<br />

Vorschulkindern versorgt. Es gibt einen<br />

festen Plan, der die Zuständigkeiten<br />

regelt. Denn das Ordnungsprinzip,<br />

das in der Kosmischen Erziehung<br />

eine so große Rolle spielt, ist eines<br />

der grundlegenden Bausteine der<br />

Montessori-Pädagogik: Kinder brauchen<br />

Freiräume – aber auch klare<br />

Orientierung. Sie mögen es, wenn die<br />

Dinge an ihrem Platz liegen, sie mögen<br />

Zeitrhythmen und Rituale. Kinder, die<br />

solche Orientierung und Sicherheit<br />

erfahren haben, können sich auch<br />

späteren Herausforderungen frei und<br />

selbstbewusst stellen. Die Montessori-<br />

Pädagogin erinnert an den Ausflug in<br />

die <strong>Natur</strong>: „Wenn die Kinder nach der<br />

strukturierten Beschäftigung mit den<br />

Blattformen, den dazugehörigen Namen<br />

und Begriffen wieder in die <strong>Natur</strong><br />

hinausgehen, nehmen sie Bäume<br />

und Blätter in einer anderen Art und<br />

Weise wahr. Die Freude der Kinder,<br />

wenn sie einzelne Bäume und sogar<br />

einzelne abgefallene Blätter wiedererkennen,<br />

zeigt die Bedeutung dieser<br />

ordnenden Arbeiten für die kindliche<br />

Entwicklung.“

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