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44 OrganisatiOn_führungskultur<br />
Vernetzt führen – an<strong>de</strong>rs führen<br />
Studie. Ohne offene Kommunikation ist eine i<strong>de</strong>ntitätsstiften<strong>de</strong> Unternehmenskultur<br />
nicht <strong>de</strong>nkbar. Eine aktuelle Befragung zeigt, was <strong>de</strong>swegen nun zu tun ist.<br />
Von Britta Gross<br />
Auf mehr Offenheit und Transparenz<br />
setzen die Unternehmenslenker,<br />
die „Chief<br />
Executive Officers“ (CEOs),<br />
wie sie auf Englisch heißen, überall auf<br />
<strong>de</strong>r Welt. Sie wollen ihre Teams mit Ins<br />
piration und Kreativität führen und<br />
sind bestrebt, ihre Mitarbeiter über die<br />
Formulierung von Unternehmenswerten<br />
und ethischen Grundsätzen stärker an<br />
ihre Unternehmen zu bin<strong>de</strong>n. Das zeigt<br />
die Studie „Führen durch Vernetzung“,<br />
bei <strong>de</strong>r weltweit 1.700 Vorstän<strong>de</strong> und<br />
Geschäftsführer zu diesem Paradigma<br />
befragt wur<strong>de</strong>n. Diese Erkenntnisse<br />
offenbaren die Renaissance eines fast<br />
schon vergessenen Themas: die Rückbesinnung<br />
auf eine i<strong>de</strong>ntitätsstiften<strong>de</strong><br />
Unternehmenskultur. Doch die Rahmenbedingungen<br />
haben sich massiv<br />
verän<strong>de</strong>rt. Das gleichzeitige Bekenntnis<br />
zu mehr Offenheit passt kaum noch zu<br />
<strong>de</strong>n traditionellen hierarchischen Befehls<br />
und Kontrollstrukturen. Offenheit<br />
und Transparenz verlangen einen neuen<br />
Führungsstil. Eine offene Unternehmenskultur<br />
braucht eine ebenso offene<br />
Kommunikationskultur, Vertrauen, Motivation<br />
und Anerkennung. Permanente<br />
Kontrolle und ein autoritärer Managementstil<br />
sind nicht mehr zeitgemäß.<br />
Diese Entwicklung be<strong>de</strong>utet einen<br />
veritablen Kulturwan<strong>de</strong>l – Unternehmen<br />
brauchen offenere und kollaborative<br />
Kulturen, in <strong>de</strong>nen ihre Mitarbeiter<br />
ermutigt wer<strong>de</strong>n, sich zu vernetzen und<br />
voneinan<strong>de</strong>r zu lernen. Die sozialen<br />
Medien und innovative Kollaborations<br />
technologien ermöglichen und för<strong>de</strong>rn<br />
dies. Damit rücken an<strong>de</strong>re Kernkompetenzen<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiter in <strong>de</strong>n Fokus.<br />
Mehr als 80 Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Chefs<br />
for<strong>de</strong>rn Kommunikations und Kollaborationsfähigkeit<br />
und dazu die Bereitschaft,<br />
flexibel in wechseln<strong>de</strong>n Teams<br />
zu arbeiten. Gesucht wer<strong>de</strong>n Mitarbeiter,<br />
<strong>de</strong>nen Verän<strong>de</strong>rungen Spaß machen, die<br />
neugierig und meinungsfreudig sind,<br />
die sich gerne in Netzwerken bewegen<br />
und die Verantwortung übernehmen<br />
wollen. Damit fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />
das statt, was auch im gesellschaftlichen<br />
Diskurs beobachtet wer<strong>de</strong>n kann:<br />
eine wachsen<strong>de</strong> aktive Teilnahme an<br />
Meinungsbildungsprozessen über das<br />
Internet und die sozialen Medien, verbun<strong>de</strong>n<br />
mit <strong>de</strong>m Wunsch nach mehr Einflussnahme<br />
auf Entscheidungen.<br />
Was die CEOs wollen<br />
Für die aktuelle CEOStudie von IBM<br />
wur<strong>de</strong>n zwischen September 2011 und<br />
Januar 2012 weltweit CEOs und Führungskräfte<br />
aus <strong>de</strong>r Privat wirtschaft<br />
und <strong>de</strong>m öffentlichen Sektor in persönlichen<br />
Gesprächen zu ihren künftigen<br />
Plänen und Herausfor<strong>de</strong>rungen befragt.<br />
Dabei traten drei Kernaussagen zutage.<br />
Erstens: Viele CEOs verfolgen eine<br />
neue Philosophie Sie schaffen offenere<br />
und stärker teamorientierte Unternehmenskulturen<br />
– und ermutigen ihre Mitarbeiter,<br />
sich zu vernetzen, voneinan<strong>de</strong>r<br />
zu lernen und damit in einer Welt <strong>de</strong>s raschen<br />
Wan<strong>de</strong>ls erfolgreicher zu agieren.<br />
Zweitens: Kun<strong>de</strong>n und die Kenntnis<br />
über Kun<strong>de</strong>n stehen absolut im Mittelpunkt.<br />
Gut 70 Prozent <strong>de</strong>r CEOs wollen<br />
die individuellen Anfor<strong>de</strong>rungen ihrer<br />
Kun<strong>de</strong>n besser verstehen und besser<br />
darauf eingehen. Um dies zu erreichen,<br />
muss noch mehr Analysekompetenz aufgebaut<br />
wer<strong>de</strong>n. Insgesamt investieren<br />
die CEOs daher vor allem in Maßnahmen,<br />
die dazu dienen, bessere Erkenntnisse<br />
über Kun<strong>de</strong>n zu gewinnen – weit<br />
mehr als beispielsweise in Administration,<br />
Wettbewerbs und Finanzanalysen<br />
o<strong>de</strong>r in Risikomanagement.<br />
Drittens: Der Innovationsdruck lässt<br />
nicht nach. Um ihm standzuhalten,<br />
setzen Unternehmen zunehmend auf<br />
Partnerschaften und unternehmens<br />
übergreifen<strong>de</strong> Zusammenarbeit. Über<br />
die Hälfte aller CEOs arbeitet in großem<br />
Umfang mit Partnern zusammen, um gezielt<br />
Innovation voranzutreiben.<br />
Diese Entwicklungen verlangen einen<br />
offeneren, weniger hierarchischen,<br />
teilweise <strong>de</strong>mokratischen und vernetzen<strong>de</strong>n<br />
Managementstil, zu <strong>de</strong>m sich<br />
die befragten CEOs und Geschäfts führer<br />
auch zunehmend bereitfin<strong>de</strong>n. Sie<br />
lockern starre Prozesse und erweitern<br />
die Entscheidungsspielräume ihrer<br />
Mitarbeiter. Hier stellt sich die Frage,<br />
welche Auswirkungen diese Prozesslockerungen<br />
und die Erweiterung <strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiterkompetenzen in Wechselwirkung<br />
mit <strong>de</strong>n neuen, sich rasant weiterentwickeln<strong>de</strong>n<br />
Technologien haben?<br />
Unsere These ist, dass die Prozesse kleinteiliger<br />
und die Akteure eines Prozesses<br />
(Kun<strong>de</strong>n, SupportFunktionen wie IT,<br />
HR, Einkauf, Finanzen, Controlling o<strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiter und Führungskräfte) zu echten<br />
Prozessbeteiligten wer<strong>de</strong>n. Die bisher<br />
etablierten Prozessketten wer<strong>de</strong>n<br />
personalmagazin 09 / 12