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54 OrganisatiOn_PensionsPläne<br />
berücksichtigen und die strategische Unternehmens<br />
und Personalplanung <strong>de</strong>r<br />
nächsten Jahre einzubeziehen.<br />
Im Einzelnen umfasst ein Stresstest<br />
drei Schritte. Im ersten Schritt wer<strong>de</strong>n<br />
zunächst, abhängig vom Versorgungswerk<br />
und <strong>de</strong>n relevanten Einflussgrößen,<br />
konkrete Szenarien festgelegt.<br />
Gegenstand sind hierbei zum Beispiel<br />
Annahmen über rechtliche Verän<strong>de</strong>rungen<br />
sowie Rechnungszins, Annahmen<br />
zu Inflation, Gehaltsdynamik o<strong>de</strong>r<br />
Biometrie, abhängig von <strong>de</strong>n jeweils für<br />
das Unternehmen maßgeblichen Gegebenheiten.<br />
Diese Prämissen wer<strong>de</strong>n im<br />
Rahmen <strong>de</strong>s Stresstests um extreme,<br />
aber in sich plausible Verän<strong>de</strong>rungen in<br />
<strong>de</strong>r Zukunft variiert und in unterschiedlichen<br />
Kombinationen (Szenarien) abgebil<strong>de</strong>t.<br />
Im zweiten Schritt wer<strong>de</strong>n die rechtlichen<br />
und betriebswirtschaftlichen Folgen<br />
dieser Szenarien dargestellt und<br />
die folgen<strong>de</strong>n Auswirkungen <strong>de</strong>r geän<strong>de</strong>rten<br />
Prämissen errechnet:<br />
• Verän<strong>de</strong>rungen auf Passiv und Aktivseite<br />
<strong>de</strong>r Bilanz<br />
• Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Finanzierungsgrads<br />
• Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Cashflows.<br />
Auf Basis dieser Ergebnisse wer<strong>de</strong>n<br />
als dritter und letzter Schritt geeignete<br />
Maßnahmen zur Risikominimierung<br />
(wie beispielsweise Leistungsplanän<strong>de</strong>rungen,<br />
Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Kapitalanlagestruktur)<br />
<strong>de</strong>finiert.<br />
Rechenbeispiel zum<br />
verän<strong>de</strong>rten Rechnungszins<br />
Am Beispiel eines Unternehmens mit<br />
1.000 Mitarbeitern soll ver<strong>de</strong>utlicht wer<strong>de</strong>n,<br />
zu welchen Aussagen ein Stresstest<br />
kommen kann: Das Unternehmen hat<br />
zwei Versorgungswerke, die lebenslängliche<br />
Rentenzahlungen vorsehen. Das<br />
ältere Versorgungswerk ist endgehaltsabhängig,<br />
das neue, das für Diensteintritte<br />
ab <strong>de</strong>m 1. Januar 2008 gilt, ist eine<br />
beitragsorientierte Leistungszusage.<br />
Bei<strong>de</strong> Versorgungswerke im Beispielsfall<br />
weisen einen gemischten Bestand<br />
auf, bestehend aus aktiven und mit<br />
unverfallbaren Anwartschaften ausgeschie<strong>de</strong>nen<br />
Mitarbeitern.<br />
Ausgangslage<br />
Bislang ging das Unternehmen bei seinen<br />
Bewertungen von folgen<strong>de</strong>n Parametern<br />
aus:<br />
• Rechnungszins von fünf Prozent<br />
• Rentenanpassung beziehungsweise Inflation<br />
von 1,5 Prozent<br />
• Bezügedynamik von 2,5 Prozent<br />
• Fluktuation fünf Prozent<br />
• Sterblichkeit nach Heubeck 2005 G<br />
Verän<strong>de</strong>rung durch Stresstest<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>s Stresstests wer<strong>de</strong>n nun<br />
diese Parameter zugrun<strong>de</strong> gelegt:<br />
• Rechnungszins von vier Prozent<br />
• Rentenanpassung beziehungsweise Inflation<br />
von 2,5 Prozent<br />
• Bezügedynamik von 3,5 Prozent<br />
• Fluktuation fünf Prozent<br />
• Sterblichkeit nach Heubeck minus<br />
zehn Prozent (also zehn Prozent längere<br />
Lebenserwartung).<br />
Ergebnis<br />
<strong>Als</strong> Ergebnis zeigt sich, dass die Pensionsrückstellungen<br />
unterschiedlich<br />
ansteigen: Durch die längere Lebenserwartung<br />
um zwei Prozent, durch die<br />
erhöhte Rentenanpassung um zwölf Prozent,<br />
durch die höhere Bezügedynamik<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
PraxiSBeiSPiel<br />
einflussfaktoRen auf pensionspläne<br />
Zins<br />
rechnungszins /<br />
Kapitalanlagenzins<br />
Gehaltsdynamik<br />
Recht<br />
arbeits-, Steuer-,<br />
Bilanzrecht<br />
Versorgungswerk<br />
Langlebigkeit<br />
Trend / soziale<br />
Situation<br />
Inflation / Rentenanpassung<br />
Finanzierung<br />
Die abbildung zeigt die wesentlichen einflussfaktoren auf das risikoprofil <strong>de</strong>r betrieblichen<br />
Pensionspläne. Positive wie negative Verän<strong>de</strong>rungen beeinflussen entwe<strong>de</strong>r das<br />
Versorgungsvermögen <strong>de</strong>s Versorgungswerks o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Verpflichtungsumfang.<br />
um fünf Prozent und durch <strong>de</strong>n niedrigeren<br />
Rechnungszins um 19 Prozent.<br />
Die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Parameter ergibt<br />
also auf <strong>de</strong>n ersten Blick einen Anstieg<br />
<strong>de</strong>r Pensionsrückstellungen um 38 Prozent.<br />
Da aber das gleichzeitige Einwirken<br />
von höherem Zins und längerer<br />
Lebenserwartung dynamisch auf das<br />
Versorgungswerk einwirken, liegt die<br />
Steigerung tatsächlich bei 45 Prozent.<br />
Der Stresstest macht <strong>de</strong>utlich, dass<br />
die hier betrachteten Versorgungswerke<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens beson<strong>de</strong>rs sensitiv<br />
auf eine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Rechnungszinses<br />
reagieren. Grund ist, dass die<br />
Versorgungsberechtigten relativ jung<br />
sind, sodass sich ein verän<strong>de</strong>rter Rechnungszins<br />
beson<strong>de</strong>rs lange auswirkt.<br />
Um dieses Risiko zu vermei<strong>de</strong>n, könnte<br />
bei Planneuordnungen die Höhe <strong>de</strong>r<br />
Leistungen aus <strong>de</strong>m Versorgungswerk<br />
an die Entwicklung <strong>de</strong>r Zinsen gekoppelt<br />
wer<strong>de</strong>n. Bei Ausfinanzierung <strong>de</strong>r Versorgungsverpflichtungen<br />
und Bindung <strong>de</strong>r<br />
Höhe <strong>de</strong>r Versorgungsleistungen an die<br />
Zinsentwicklung <strong>de</strong>s Finanzierungsvehikels<br />
wür<strong>de</strong>n sich hingegen Aktiv und<br />
Passivseite <strong>de</strong>r Bilanz weitestgehend<br />
gleichförmig entwickeln.<br />
dR. Ralf laghzaoui ist Partner bei<br />
Mercer in Deutschland.<br />
Quelle: mercer<br />
personalmagazin 09 / 12