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Volume 1 - Número 8 - EDUEP - Uepb

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SocioPoética - <strong>Volume</strong> 1 | <strong>Número</strong> 8<br />

julho a dezembro de 2011<br />

„Neustrukturierung“ der Theologie „unter dem Prinzip des Dramatischen“ 38 . Aus<br />

anderer Perspektive kann man zu einer anderen Wertung gelangen. Der Germanist<br />

Stefan Bodo Würffel erkennt: von Balthasar betreibt „Literaturbetrachtung im Dienste<br />

des Apriori, nicht der Texte, nicht der Literatur.“ 39 Dabei zwängt er Dichtung in<br />

sein von Vornherein gesetztes Deutungsschema hinein, unabhängig davon, ob die<br />

Texte dazu passen oder nicht. „So drängt sich der Eindruck auf, dass Balthasar, wenn<br />

er (….) von Goethe spricht, letztlich doch Balthasar meint“ 40 , urteilt der Theologe<br />

Peter Hofmann in einer exemplarischen Untersuchung zur Goetherezeption.<br />

„Dialogisch im Sinne solidarischer Wahrheitsfindung mit nichttheologischen<br />

oder nichtchristlichen Zeugnissen ist die Balthasarsche Theologie nicht“, befindet<br />

schließlich Karl-Josef Kuschel: „Die Ästhetik liefert ihm die Gestalt der Theologie,<br />

der kirchlich verfasste Glaube den Gehalt“ 41<br />

Auffällig im Sinne einer Bestätigung dieser Wertung: Lochbrunner zählt zu<br />

den bei von Balthasar erhobenen „Schichten der Interpretation“ die „Theologische<br />

Literaturkritik“ 42 hinzu, eine im Sinne echter Dialogizität notwendige „literarische<br />

Theologiekritik“ aber tritt eben nicht an deren Seite. Diese Rolle kommt der<br />

Dichtung in diesem Entwurf gerade nicht zu. Letztlich geht es von Balthasar also<br />

tatsächlich vor allem um die - geistesgeschichtlich weit erfasste - Bestätigung der<br />

eigenen Überzeugung beziehungsweise um die Anregung zur rhetorisch äußerst<br />

kreativen, inhaltlich aber bloß wiederholenden Neuformulierung einer vormoderngeschlossenen<br />

theologischen Weltsicht.<br />

V. Guardini und von Balthasar:<br />

Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Literaturrezeption<br />

Was verbindet Hans Urs von Balthasars und Romano Guardinis theologische<br />

Literaturdeutung?<br />

1. Gegen die vorherrschenden Bestrebungen in der Auseinandersetzung mit<br />

der ‚christlichen Literatur’ geht es beiden unmittelbar um die Texte, weniger<br />

um die biographisch ausgeleuchteten und überhöht typisierten Autoren.<br />

Sie legen die literarischen Werke aus, integrieren diese Deutungen in ihre<br />

theologisch geprägte Weltsicht. Dazu ziehen sie nur peripher biographische,<br />

38 Manfred Lochbrunner: Hans Urs von Balthasar und seine Literatenfreunde, S. 292f.<br />

39 Stefan Bodo Würffel: Endzeit-Philologie, S. 73.<br />

40 Peter Hofmann: Balthasar liest Goethe. Die „Apokalyptik der deutschen Seele“ als theologische „divina<br />

comedia“, in: Barbara Hallensleben/Guido Vergauwen (Hrsg.): Letzte Haltungen, S. 83-100, hier: S. 95.<br />

41 Vgl. Karl-Josef Kuschel: Theologen und ihre Dichter. Analysen zur Funktion der Literatur bei Rudolf<br />

Bultmann und Hans Urs von Balthasar, in: Theologische Quartalschrift 172 (1992), S. 98-116, hier: S.<br />

112f.<br />

42 Manfred Lochbrunner: Romano Guardini und Has Urs von Balthasar, S. 174f.<br />

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