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Pharmakologischer Demonstrationskurs

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• Betrachtet man die motorische Endplatte so fällt der Blick einzig und allein auf die quergestreifte<br />

Muskulatur, die willentlich beeinflußbar und daher innerviert ist. Dem gegenüber steht die glatte<br />

Muskulatur, die nicht willentlich beeinflußt werden kann und neben dem Herzmuskel aus der Muskulatur<br />

des Gastrointestinaltraktes besteht.<br />

• Die Innervation der Skelettmuskulatur erfolgt ausgehend vom ZNS über das Rückenmark, wo nach<br />

Umschalten im Vorderhorn die Reizleitung von sogenannten α-Motoneuronen übernommen wird. In<br />

der Regel wird hierbei jede einzelne Muskelfaser, die bis zu 30cm lang sein kann, von einem α-Motoneuron<br />

an einer motorischen Endplatte innerviert, weshalb man auch von einer unifokalen Innervation<br />

spricht. Die einzige Ausnahme stellen die äußeren Augenmuskeln dar, die von mehreren α-Motoneuronen<br />

versorgt werden, was man in diesem Fall als multifokale Innervation bezeichnet.<br />

• Kommt es zu einem präsynaptischen Reiz, so verschmelzen Vesikel, die bis zu 5000 Mol Acetylcholin<br />

enthalten, mit der präsynaptischen Membran und setzen das Acetylcholin frei. Die Bindung des<br />

Acetylcholins an nicotinische Acetylcholinrezeptoren auf postsynaptischer Seite führt zu einer Öffnung<br />

dieser ligandengesteuerten Ionenkanäle und, da es sich hierbei um unspezifische Kationenkanäle<br />

handelt, zu einem Einstrom von Natrium respektive Ausstrom von Kalium.<br />

• Die treibende Kraft dieser Ionenströme ist das Membranpotential, das aufgrund intrazellulärer negativer<br />

Überschußladungen durch Proteine und Phosphatreste, vor allem aber infolge des Nernstpotentiales<br />

aus den Konzentrationsunterschieden an gelösten Ionen zustandekommt.<br />

• Das Absinken des Ruhemembranpotentiales infolge der Ionenströme wird auch als Depolarisation bezeichnet.<br />

Nachdem zunächst die motorische Endplatte depolarisiert öffnen nun spannungsabhängige<br />

Natriumkanäle in der Umgebung und erlauben den Einstrom von Natrium, sodass sich das elektrische<br />

Signal sukzessive entlang der Muskelfaser ausbreitet. Während die nicotinischen Acetylcholinrezeptoren<br />

aus einem Protein mit 5 transmembranären Domänen bestehen, sind spannungsabhängige Natriumkanäle<br />

ein Tetramer aus vier Proteinen, die jeweils sechs transmembranäre Domänen aufweisen.<br />

• Gelangt die Depolarisationsfront entlang transversaler Tubuli in die Nähe des sarkoplasmatischen<br />

Retikulums, so wird darin gespeichertes Calcium freigesetzt, das anschließend zu einer Kontraktion<br />

der Muskelfaser führt.<br />

• Der Abbau des die Erregung auslösenden Acetylcholins erfolgt zum größten Teil über ortsständige<br />

Acetylcholinesterasen in der Nähe des jeweiligen Rezeptors. Nur ein geringfügiger Teil wird von der<br />

etwas unspezifischeren Butyrylcholinesterase gespalten. Dieser Abbau ist essentiell für die Funktion<br />

des Muskels, da sonst keine weiteren Signale empfangen werden könnten. Das von den Esterasen freigesetzte<br />

Cholin und Acetat wird anschließend wieder in die präsynaptischen Nervenendigungen aufgenommen<br />

um dort erneut zu Acetylcholin zusammengesetzt und in Vesikeln gespeichert zu werden.<br />

• Diese Verschaltung elektrischer Signale und mechanischer Bewegungen hat zu dem Begriff der elektromechanischen<br />

Kopplung geführt.<br />

Pharmakologische Wirkprinzipien<br />

• Muskelrelaxantien<br />

• Muskelrelaxantien, die bei Narkosen und zur Therapie bestimmter Vergiftungen (Tetanustoxin,<br />

Strychnin) benutzt werden, verursachen durch Interaktion mit nicotinischen Acetylcholinrezeptoren<br />

eine schlaffe Lähmung der Muskulatur. In jedem Falle ist eine Beatmung lebensnotwendig, da es<br />

sich bei der Lungenmuskulatur ebenfalls um quergestreifte Muskulatur handelt.<br />

• Im Hinblick auf den Wirkmechanismus, insbesondere die Veränderung des Ruhemembranpotentiales<br />

der motorischen Endplatte, unterscheidet man ferner zwischen stabilisierenden und depolarisierenden<br />

Muskelrelaxantien.<br />

© Paul Wilhelm Elsinghorst

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