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The Broken Buddha - Buddhistische Gesellschaft Berlin

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Ven. S. Dhammika THE BROKEN BUDDHA Seite 39 von 97<br />

mit „Eine Beschreibung der Tugend“. Quält man sich durch die 58 staubtrockenen Seiten dieses<br />

Kapitels der englischen Übersetzung, stellt man fest, dass das, was man gemeinhin unter einer tu-<br />

gendhaften Handlung versteht, kaum erwähnt wird. Die Tugend wird definiert und beschrieben,<br />

ihre Ursachen und kammischen Folgen werden detailliert erörtert, doch abschließend wird Tugend<br />

nur als das Vermeiden von schlechten und nicht als das Wirken von guten Taten dargestellt. Der<br />

Visuddhimagga wurde aber vor Jahrhunderten verfasst; vielleicht hat sich der <strong>The</strong>ravâda inzwi-<br />

schen in der Hinsicht etwas geändert. Ich nehme ganz zufällig ein Buch aus dem Bücherregal hinter<br />

mir und schaue, was darin über Tugend und Rechtes Handeln steht. In diesem Fall handelt es sich<br />

um Mahasi Sayadaws Kommentar über das Dhammacappavattana-Sutta. Ich blättere, bis ich zum<br />

Teil über Rechtes Handeln komme, und lese: „Kommt man in eine Situation, wo man töten, steh-<br />

len oder sich sexuell vergehen könnte und sich in Bezug darauf zurückhält, dann hat man Rechtes<br />

Handeln etabliert.“ Auch hier wird Tugend und Rechtes Handeln ausschließlich definiert als das<br />

Vermeiden von schlechten Taten. Per Zufall wähle ich erneut ein Buch aus dem Regal aus und<br />

stoße auf Die Praxis des Laienbuddhisten von Khantipalo. Khantipalo war ein englischer Mönch,<br />

der jahrelang <strong>The</strong>ravâda im Westen gelehrt hatte, so dass es sein kann, dass er sich dem <strong>The</strong>ma<br />

positiver annähert. Ich blättere bis zu der Stelle des Buches, die sich mit den fünf Sîlas beschäftigt.<br />

Nachdem er die Sîlas aufgezählt hat, schreibt er: „Diese fünf Sîlas sind die minimalen und grundle-<br />

genden Anforderungen, die das moralische Verhalten eines Buddhisten ausmachen. Sie dienen<br />

dazu, schlechtes Kamma in Wort und Tat zu verhindern 9 und sind die Grundlage für das weitere<br />

Wachstum im Dhamma.“ Die Sîlas sind korrekt als Minimum moralischen Verhaltens beschrieben,<br />

über das Minimum hinaus aber wird nichts erwähnt. Er bemerkt, wiederum korrekt, dass die Sîlas<br />

Basis für das weitere spirituelle Wachstum sind, aber nicht, worin dieses Wachstum bestehen soll<br />

(z. B. über das Unterlassen des Tötens hinauszugehen und das Wohlsein anderer zu fördern). Ich<br />

blättere weiter, bis ich zu der Stelle komme, die sich mit den Acht Sîlas befasst, um zu sehen, was<br />

Khantipalo darüber zu sagen weiß: „Es war allen Laienbuddhisten immer bewusst, dass, wer die<br />

Acht Sîlas befolgt, sich sehr bemühen muss, gegen sie nicht zu verstoßen … Wenn jemand diese<br />

acht Regeln auf sich nimmt, sollte er sich vernünftigerweise sicher fühlen,… dass er keine dieser<br />

Regeln bricht.“ Hier, und fast überall sonst auch, werden die Tugendübungen als das Vermeiden<br />

von schlechten Taten definiert.<br />

Wenn wir <strong>Buddha</strong>s ethische Lehren zu Rate ziehen, stellen wir fest, dass der Erhabene ge-<br />

wöhnlich bemüht war, eine Balance zwischen dem Unterlassen von schlechten Taten (varita) und<br />

dem Begehen von guten Taten (carita) zu finden. Das berühmte Zitat des Dhammapada ist ein<br />

gutes Beispiel dafür: „Unterlasse deine schlechten Taten und lerne, Gutes zu tun.“ Die Balance des<br />

Negativen und Positiven, des passiven und des dynamischen Aspekts der Ethik illustriert der Budd-<br />

ha sehr schön in der Beschreibung der ersten Sîla. Er sagt: „Nachdem der Mönch Gotama dem<br />

Töten abgeschworen hat, steht er vom Töten ab. Er hat den Knüppel und das Schwert beiseite<br />

gelegt und verweilt voll bewusst in Freundlichkeit und Mitgefühl, für das Wohl aller Wesen“ (D, I,<br />

40). Der Kommentar zu dieser Passage enthält eine lange und detaillierte Diskussion über ver-<br />

9 von mir kursiv gesetzt

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