The Broken Buddha - Buddhistische Gesellschaft Berlin
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Ven. S. Dhammika THE BROKEN BUDDHA Seite 50 von 97<br />
vielen kann man zweifeln, ob sie immer wirklich ernst gemeint sind. Wir lesen z. B., dass es eigent-<br />
lich ein buddhistischer Mönch war, der Amerika entdeckte und der Ehrw. Narada schreibt, dass<br />
Deutschland auf dem besten Wege ist, eine „Bastion des Buddhismus“ in Europa zu werden (das<br />
war in den frühen 50er Jahren!) und natürlich findet man auch die obligatorischen Artikel über<br />
Jesus, der ja eigentlich Buddhist war. Aber erst, wenn man die Berichte über Resolutionen von<br />
<strong>The</strong>ravâda-Konferenzen, die Ankündigungen der verschiedenen geistigen Würdenträger des <strong>The</strong>-<br />
ravâda und die Aktivitäten einiger <strong>The</strong>ravâda-Mönche liest, muss man sich ungläubig die Augen<br />
reiben. Es gibt Berichte über eine Kampagne, welche Sarnath zur neuen Hauptstadt Indiens ma-<br />
chen will, über der Vorschlag, in jeder europäischen Hauptstadt eine „buddhistische Friedensuni-<br />
versität“ zu bauen, einen ‚Commonwealth buddhistischer Nationen’ zu gründen oder eine „budd-<br />
histische Weltarmee“ zu etablieren, die bei internationalen Konflikten schlichten soll!<br />
14. Selbstsucht<br />
Vor einigen Jahren nahm ich an einer Konferenz über engagierten Buddhismus teil, die auf<br />
einer Insel in einem Fluss nahe Bangkok stattfand. Einer der Gäste war der Sangharaja, das oberste<br />
Haupt des Sangha von Kambodscha. Nach der Abschlusszeremonie versammelten sich alle Teil-<br />
nehmer der Konferenz am Ufer, um auf die Fähre zu warten, die sie übersetzen und zu den war-<br />
tenden Bussen bringen sollte. Der erste, der übergesetzt wurde, war der Sangharaja. Er und sein<br />
Begleiter wurden mit einem Floß über den Fluss gebracht, das von einem Fährmann an dicken<br />
Tauen gezogen wurde. Als das Floß sich dem anderen Ufer näherte, sprangen beide Mönche<br />
gleichzeitig vom Floß ans Ufer, was zur Folge hatte, dass dem Floß ein Stoß versetzt wurde, der<br />
Fährmann das Gleichgewicht verlor und ins schlammige Wasser fiel. Es war ein wenig rücksichts-<br />
los von den Mönchen, aber Unfälle passieren nun einmal. Der springende Punkt meiner Geschichte<br />
ist jedoch ein anderer: Als Reaktion auf das Platschen des Wassers schauten die beiden Mönche<br />
zurück und gingen dann, ohne zu zögern, ohne zu Hilfe zu eilen und sogar ohne einen Ausdruck<br />
von Betroffenheit auf ihren Gesichtern zum Bus, setzten sich auf ihre Plätze und ließen den Fähr-<br />
mann im Wasser strampeln. Ich und andere Westler, die Zeuge dieses Vorfalls waren, zuckten vor<br />
Verlegenheit zusammen und einige von uns rannten zum Ufer, um zu versuchen, diesem Mann zu<br />
helfen. Bezeichnenderweise war keiner der Asiaten, die an der Konferenz teilnahmen, von der<br />
Gleichgültigkeit der beiden Mönche in irgendeiner Weise berührt und ich glaube, sie denken, dass<br />
die Mönche sich unkorrekt verhalten hätten, wenn sie versucht hätten, dem Mann zu helfen und<br />
sich dabei womöglich ein wenig schmutzig gemacht hätten. Das asiatische Verständnis eines guten<br />
<strong>The</strong>ravâda-Geistlichen ist genau das Gegenteil des westlichen Verständnisses. Christliche Geistliche<br />
verstehen sich als Diener ihrer Gemeinschaft. In Ländern des <strong>The</strong>ravâda dient die Gemeinschaft<br />
den Geistlichen.<br />
In den späten 90er Jahren wanderte ich des Öfteren durch die vom Bürgerkrieg betroffenen<br />
Gebiete im Norden und Osten Sri Lankas. Viele Klöster waren verlassen und standen leer; die<br />
Mönche hatten sich in sicherere Gegenden zurückgezogen. Es gehört nicht zur Rolle eines <strong>The</strong>-<br />
ravâda-Mönches, die Not und das Elend mit der Bevölkerung zu teilen, die sie so lange unterstützt