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The Broken Buddha - Buddhistische Gesellschaft Berlin

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Ven. S. Dhammika THE BROKEN BUDDHA Seite 67 von 97<br />

die Gelehrten und Meditationsmeister des <strong>The</strong>ravâda haben jede Kunst – sofern sie überhaupt<br />

Gegenstand von Beobachtung war – höchstens als Mittel betrachtet, um populäre Bedürfnisse zu<br />

beschwichtigen, statt sie als Ausdruck von Spiritualität oder als Mittel zum Erwachen. Die Haltung<br />

des <strong>The</strong>ravâda in Bezug auf die Kunst wird in der berühmten Geschichte von Cittagutta im Vi-<br />

suddhimagga aufgezeigt. Eines Tages besuchten zwei junge Mönche Cittagutta in seiner Höhle, in<br />

der er seit über 60 Jahren lebte. Einer der Mönche entdeckte die schöne Malerei auf dem Dach<br />

und sprach Cittagutta darauf hin an. Der verhutzelte alte Mann antwortete, dass er trotz seines<br />

langen Aufenthaltes in dieser Höhle niemals nach oben zu den Bildern geblickt hätte und tatsäch-<br />

lich wusste er überhaupt nicht, dass dort Bilder waren. Er wusste zwar, dass sich am Eingang der<br />

Höhle ein blühender Baum befand, aber nur weil einmal im Jahr abgefallene Blüten auf dem Bo-<br />

den des Höhleneingangs liegen sah. Der <strong>The</strong>ravâda betrachtet Erwachte gern als Menschen, die<br />

gegenüber der Schönheit blind sind. Der <strong>Buddha</strong> war fähig, den Sitar-Klängen von Pancasikha zu<br />

lauschen und sie zu genießen (D, II: 267), aber ein Mönch des <strong>The</strong>ravâda könnte so etwas niemals<br />

tun, wenigstens nicht in der Öffentlichkeit. Vielleicht könnte er noch damit durchkommen, Ge-<br />

dichte zu schreiben, speziell über Vergänglichkeit, über den Tod oder Würmer in den Eingewei-<br />

den. Aber sich vorzustellen, dass er malt, Blumen arrangiert oder zu einer Kunstausstellung, in ein<br />

<strong>The</strong>aterstück oder in ein Konzert zu geht, ist undenkbar. Während der <strong>The</strong>ravâda diesbezüglich<br />

nichts anzubieten hat, außer der simplen Bemerkung, dass Schönheit nur eine Quelle der Anhaf-<br />

tung ist, findet das Kultivieren und Wertschätzen der Kunst im tibetischen Buddhismus bei vielen<br />

Menschen Anklang.<br />

Tibetische Buddhisten können starke Sektierer sein, manchmal sogar mehr als <strong>The</strong>ravâdins.<br />

Aber innerhalb jeder Sekte existiert ein hoher Grad von Einigkeit und Kohäsion. Jede hat ihren<br />

Führer und Lehrer, zu denen alle aufblicken und die über die generelle Politik entscheiden. Stärke-<br />

re Zentren in einem Land helfen den schwächeren Zentren in anderen Ländern, sie tauschen un-<br />

tereinander ihre Lehrer aus, kooperieren bei der karitativen Arbeit, usw. Die Stiftung zur Bewah-<br />

rung der Mahâyâna-Tradition z. B. besitzt mehr als 80 Zentren weltweit und unterhält zahlreiche<br />

soziale Programme, einschließlich Schulen, Kliniken und Hospize, und hat einen eigenen, sehr<br />

erfolgreichen Verlag. Die verschiedenen der Stiftung angegliederten Klöster erziehen und unter-<br />

richten Mönche und Nonnen, welche dann in die verschiedenen Zentren geschickt werden, die<br />

wiederum die Klöster unterstützen. Freunde und Mitglieder in der ganzen Welt – es handelt sich<br />

um viele Tausend – werden regelmäßig durch eine eigene Zeitschrift, die in mehreren Sprachen<br />

erscheint, über die Aktivitäten der Stiftung informiert. Die „Jeder für sich selbst“-Attitüde des <strong>The</strong>-<br />

ravâda macht gemeinsame Unternehmen wie diese sehr schwierig und ist Garantie dafür, dass die<br />

meisten Zentren und Gruppen im Westen klein und isoliert bleiben. Im Fall der ethnischen Zent-<br />

ren im Westen (das sind Zentren asiatischer Mönche, die von Gemeinschaften ausgewanderter<br />

Asiaten unterstützt werden) ist eine friedliche Zusammenarbeit auf Grund persönlicher Differen-<br />

zen, Eifersüchteleien, Nikâya-Rivalitäten und - wie in Sri Lanka - Kastenunterschieden, nahezu<br />

unmöglich.

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