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The Broken Buddha - Buddhistische Gesellschaft Berlin

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Ven. S. Dhammika THE BROKEN BUDDHA Seite 69 von 97<br />

nur so lange anstrengen, bis es funktioniert. Die Haltung, alles wörtlich zu nehmen, bedeutet im<br />

<strong>The</strong>ravâda, dass die Meditation gewöhnlich auf Techniken basiert. Alles, was man tun muss, ist, die<br />

richtige oder „reine“ Technik zu finden und genau dabei zu bleiben, und die Resultate werden sich<br />

einstellen. Diese Technik wird jedem gelehrt, unabhängig von seiner psychischen Verfassung, den<br />

vorherigen Erfahrungen und den möglichen Problemen, die sie mit dieser Technik haben könnten.<br />

Du veränderst dich, um dich an die Technik anzupassen – nicht umgekehrt. Die auf dem gesunden<br />

Menschenverstand basierende Beobachtung des <strong>Buddha</strong>, dass die Fähigkeiten von Individuen ver-<br />

schieden sind (M, II:455), und die Tatsache, dass er eine Vielzahl von Techniken empfahl, wird<br />

nicht berücksichtigt. Über Kategorien, Listen, Stufen und Ebenen hinaus, hat ein Meditationslehrer<br />

wenig zu sagen. Ich lernte einmal einen Mann kennen, der bereits 16 Meditations-Kurse bei einem<br />

bekannten Laien-Meditationslehrer absolviert hatte und während jedes Kurses ein Besorgnis erre-<br />

gendes Problem hatte. Jedes Mal, wenn er zum Lehrer ging, um ihm von dem Problem zu berich-<br />

ten, bekam er immer Wort für Wort dieselbe Antwort: „Es sind nur aufkommende Sankhâras<br />

[geist. Gestaltungen]. Fahre mit Deiner Praxis fort.“ Meinem Informanten zufolge, wurde generell<br />

kein anderer Rat oder Erklärung gegeben. Asiatische <strong>The</strong>ravâda-Lehrer äußern sich nur extrem<br />

widerwillig über Dinge, die über den Text hinausgehen, oder von der Standarderklärung bzw. -<br />

technik abweichen. Zwischen den Jahren 1966 und 1970 fand eine berühmte Debatte über den<br />

Verdienst der Mahasi-Technik statt, welche die Mönche Bhikkhu Kheminda aus Sri Lanka und<br />

Nyanuttara Sayadaw aus Burma in der Zeitschrift WORLD BUDDHISM führten. Die Protagonisten<br />

zitierten aus den Sutten, dem Abhidhamma, den Kommentaren, den Sub-Kommentaren und den<br />

Kommentaren der Sub-Kommentare, aber nicht ein einziges Mal während dieser Debatte dienten<br />

persönliche Meditationserfahrungen als Argument. So verwunderlich das auch scheint, es passt<br />

zum <strong>The</strong>ravâda. Bei der Meditation wiederholt man nach dieser Ansicht nur das innerlich, was in<br />

den Texten steht (oder eigentlich, was die kommentarielle Interpretation des Textes sagt). Es geht<br />

nicht darum, seine eigenen Erfahrungen zu verstehen. Rod Bucknell beschreibt, wie er in Vipassanâ<br />

unterwiesen wurde. Dabei sagt er: „Mir wurde eher gezeigt, wie ich Erfahrungen haben soll, als<br />

dass ich sie beobachten und verstehen soll.“ Nach meinen eigenen Erfahrungen, sind die besseren<br />

<strong>The</strong>ravâda-Meditationslehrer sehr kompetent darin, grundlegende oder erweiterte Meditationsan-<br />

weisungen zu geben, wenn es aber zu speziellen psychologischen Problemen kommt, oder subtilere<br />

Aspekte des Pfades angesprochen werden, können sie wenig Hilfreiches beisteuern. Zu allem, was<br />

oben gesagt wurde, gibt es natürlich auch Ausnahmen. Mir fallen da Ajahn Chah und seine Schüler,<br />

die Lehrer der INSIGHT MEDITATION SOCIETY, Syadaw U Jotika und der verstorbene Godwin Sama-<br />

raratna ein.<br />

Benötigt man weitere Beweise für den Reichtum der kontemplativen Tradition der Tibeter<br />

und für die Armut des <strong>The</strong>ravâda in dieser Hinsicht, braucht man nur auf die jeweilige Literatur<br />

der beiden Traditionen zu schauen. Sri Lanka ist seit ca. 2200 Jahren ein buddhistisches Land und<br />

hat bis zum 20 Jh. keine Meditationsanleitung oder praktischen Arbeiten über die Meditation pub-<br />

liziert. Das gleiche gilt auch für Thailand, Burma, Kambodscha und Laos. Es ist fürwahr erstaun-<br />

lich, wenn man an die Folgen davon denkt. Manchmal wird das Visuddhimagga als Meditations-

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