The Broken Buddha - Buddhistische Gesellschaft Berlin
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Ven. S. Dhammika THE BROKEN BUDDHA Seite 51 von 97<br />
hatte, ihnen Trost zu spenden und ihnen in ihrem Leid Solidarität zu bieten. Die Laien sind für ihn<br />
da - und er ist für sich selbst da.<br />
Eine Australierin erzählte mir einmal von ihrer ersten Erfahrung mit einem <strong>The</strong>ravâda-<br />
Mönch. Sie hatte einen bekannten Mönch in ihre Stadt eingeladen, um einen Meditationskurs zu<br />
geben, der etwa 80 km von der Stadt entfernt stattfinden sollte. Die Gastgeberin fuhr zusammen<br />
mit zwei anderen Frauen zur Unterkunft des Mönches, um ihn abzuholen. Als der Mönch sah, dass<br />
noch zwei Frauen im wartenden Auto saßen, verfinsterte sich sein Gesicht. „Gibt es ein Problem?“<br />
fragte die Gastgeberin. „Ich kann nicht in dieses Auto steigen“, antwortete der Mönch. „Warum<br />
nicht?“ – „Mönchen ist es nicht erlaubt, neben Frauen in einem Auto zu sitzen.“ Ängstlich darum<br />
bedacht, das Richtige zu tun, diskutierten die drei Frauen untereinander, wie nun zu verfahren sei,<br />
und sie beschlossen, dass die Gastgeberin den Mönch alleine zum Meditationsort fahren sollte,<br />
während die beiden anderen warteten. „Das geht so nicht“, sagte der Mönch, „weil ich dann ja mit<br />
einer Frau allein im Auto wäre, was mir ebenfalls nicht erlaubt ist.“ Nach weiteren Diskussionen<br />
wurde beschlossen, dass die Gastgeberin nach Hause fahren und ihren Sohn bitten sollte, sie und<br />
den Mönch zu begleiten. Anschließend wollte ihren Sohn wieder nach Hause bringen, um dann die<br />
beiden anderen Teilnehmerinnen abzuholen. Der Mönch stimmte dem zu. Aber nachdem die<br />
Gastgeberin mit ihrem 12-jährigen Sohn zurückkam, hatte der Mönch erneut eine Beanstandung.<br />
Was gebraucht wurde, war ein erwachsener Mann. Ich will Sie nicht weiter mit dieser Geschichte<br />
langweilen. Es genügt zu sagen, dass diese Frau, die etwas über Meditation lernen wollte, statt<br />
dessen eine langatmige Lektion über die Konventionen des Vinaya lernen musste, dass sie statt<br />
160km nun 416km fahren musste und vom Mönch für ihre Anstrengungen weder ein Wort des<br />
Dankes noch der Anerkennung erhielt. Ihre beiden Freundinnen gaben verärgert auf und haben<br />
sich allein auf den Nachhauseweg gemacht. Die Frau, die mir diese Geschichte erzählte, sagte, dass<br />
nach weiteren ähnlichen Vorfällen vom <strong>The</strong>ravâda genug hatte und sich stattdessen dem Zen zu-<br />
wandte. Kann man ihr das übel nehmen?<br />
Während ich dies schreibe, füllt sich der Tempel, in dem ich mich aufhalte, mit Mönchen, die<br />
an einer internationalen Konferenz über den Buddhismus teilnehmen. Gestern Nachmittag um<br />
17:20 Uhr hörte ich Schreie, die aus der Richtung der Mönchsquartiere kamen, und als ich mich<br />
dort hinbegab, um zu sehen was da vor sich ging, fand ich eine müde und abgekämpft aussehende<br />
Frau, die versuchte, ihre zwei nervösen Kinder zu beruhigen. Ich habe sie vorher schon mehrmals<br />
an diesem Tag gesehen und fragte sie, was denn los sei. Sie erzählte mir, dass zwei Mönche gegen<br />
12 Uhr Mittag ihren Mann angesprochen und gebeten hatten, sie in die Stadt zu fahren, um Besor-<br />
gungen zu machen. Seit dem Zeitpunkt wartete sie auf die Rückkehr ihres Mannes. Als wir mitein-<br />
ander sprachen, hielt ein Auto auf dem Platz vor dem Kloster, aus dem zwei singhalesische Mön-<br />
che ausstiegen, die dem Fahrer überschwänglich dankten und dann, mit vielen Einkaufstüten bela-<br />
den, aufgeregt plaudernd in ihren Unterkünften verschwanden. Die Frau gab den Mönchen im<br />
Vorübergehen ein müdes Lächeln, stieg mit ihren schreienden Kindern in das Auto und alle fuhren<br />
davon. Später erfuhr ich, dass die Mönche, nachdem sie die gewünschten Dinge bekommen hatten,<br />
den Mann gebeten hatten, sie noch zu einem anderen Einkaufszentrum und dann zu den bekann-