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The Broken Buddha - Buddhistische Gesellschaft Berlin

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Ven. S. Dhammika THE BROKEN BUDDHA Seite 66 von 97<br />

gar nichts erreicht. Die Internationalität des alten Buddhismus ist einer engen Beschränktheit gewi-<br />

chen. So ist Solidarität und gegenseitige Unterstützung, wie sie z. B. bei tibetischen Schulen, den<br />

Christen oder Juden zu finden ist, für <strong>The</strong>ravâdins unvorstellbar.<br />

20. Die Gelben und die Roten<br />

Wenn man einem Soziologen in den 60er Jahren erzählt hätte, dass der Buddhismus 40 Jahre<br />

später im Westen signifikant präsent sein wird, und ihn dann gebeten hätte, die buddhistische Tra-<br />

dition zu nennen, die am populärsten sein wird, hätte er sicherlich den <strong>The</strong>ravâda gewählt. Er<br />

hätte seine Wahl wahrscheinlich damit begründet, dass der <strong>The</strong>ravâda weniger ritualistisch ist,<br />

dafür rationaler, dass seine grundlegenden Texte bereits in Übersetzungen verfügbar sind und dass<br />

seine Lehren gut mit den westlichen Werten und Ideen harmonieren. Des Weiteren hätte er darauf<br />

hingewiesen, dass Länder wie Sri Lanka und Burma ehemalige britische Kolonien sind, in denen<br />

viel Englisch gesprochen wird, was es Westlern einfacher macht, diese Länder zu besuchen, um<br />

dort zu studieren, und was es einheimischen Mönchen leichter machen würde, im Westen zu leh-<br />

ren. Unser hypothetischer Soziologe hätte Recht, zu glauben, dass die Lehren des Pâli-Kanons rati-<br />

onal usw. sind, er hätte aber keineswegs Recht, wenn er meinen würde, dass das auch für den <strong>The</strong>-<br />

ravâda gilt. Und natürlich würde er mit der Annahme völlig danebenliegen, dass diese Tradition<br />

die populärste im Westen sein wird. Denn es ist nicht der <strong>The</strong>ravâda, sondern der tibetische Budd-<br />

hismus, der im Westen die größte Akzeptanz gewonnen hat. Das gilt sowohl für normale Men-<br />

schen als auch für Akademiker und für Menschen des öffentlichen Interesses. Warum ist gerade<br />

der tibetische Buddhismus, der als letzter den Westen erreichte und in gewisser Weise vollkommen<br />

feudal anmutet, so beliebt geworden? Der erste und wahrscheinlich offensichtlichste Grund ist der<br />

so genannte Shangri-La Faktor. Das von Romantik und Geheimnissen umgebene Tibet wirkt auf<br />

viele Menschen sehr attraktiv. Damit verbunden ist auch der Sympathie-Faktor. Viele informierte<br />

Menschen fühlen tiefe Sympathie für die Notlage der Tibeter, was zu einem Interesse an ihrer Kul-<br />

tur und Religion führen kann. Aber auch wenn solche Dinge das anfängliche Interesse am tibeti-<br />

schen Buddhismus erklären können, reichen sie nicht aus, um die Aufmerksamkeit der Menschen<br />

über längere Zeit zu halten oder sie dazu zu bringen, sie als Lebensphilosophie zu übernehmen.<br />

Andere Faktoren müssen für die außerordentliche Beliebtheit des tibetischen Buddhismus verant-<br />

wortlich sein.<br />

Obwohl tibetische Mönche sich der Spiritualität stark verpflichtet fühlen, hindert sie das<br />

nicht, das Schöne wertzuschätzen. Wie der Ch’an und Zen, hat auch der tibetische Buddhismus<br />

sowohl die kreativen Impulse als auch den Sinn für das Ästhetische in die spirituelle Praxis integ-<br />

riert. Eine große Zahl von Meditationsmeistern waren zugleich Dichter, Maler und Bildhauer. Ein<br />

tibetischer Buddhist schrieb einmal: „Kunst und Meditation sind kreative Zustände des menschli-<br />

chen Geistes. Beide werden von derselben Quelle genährt, scheinen sich aber in unterschiedliche<br />

Richtungen zu bewegen: Kunst in Richtung der Sphäre der Sinneseindrücke, Meditation in Rich-<br />

tung der Transzendierung der Sinneseindrücke. Der Unterschied betrifft aber nur das Zufällige und<br />

nicht das Wesentliche.“ Auch Kulturen des <strong>The</strong>ravâda haben große Kunstwerke produziert, aber

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