The Broken Buddha - Buddhistische Gesellschaft Berlin
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Ven. S. Dhammika THE BROKEN BUDDHA Seite 87 von 97<br />
und zu singen, was schon immer gesungen wurde.“ Die meisten buddhistischen Autoritäten sind<br />
über die herrschenden Verhältnisse überhaupt nicht im Bilde und merken nicht einmal, dass sie<br />
sich inmitten einer Krise befinden. Professor L. O. Gomez hat die ganze Situation angemessen<br />
zusammengefasst: „Immer öfter lebt der moderne Buddhist selbstgefällig und eingeschlossen in den<br />
Patentlösungen seiner Vorfahren, wobei er sich nicht nur der heutigen prekären Situation des<br />
Buddhismus’ nicht bewusst ist, sondern auch die Probleme, welche sich aus der buddhistischen<br />
Lehre als einer Weltanschauung in diesem Jahrhundert ergeben und die Probleme, denen sich der<br />
heutige Buddhismus gegenübersteht, ignoriert.“ Rufe nach Reformen werden bereits laut, jedoch<br />
wird die Lösung unvermeidlich darin gesehen, wieder zur strikteren Vinaya-Praxis zurückzukeh-<br />
ren, was bedeutet, dass Mönche für das Leben im 2. Jahrhundert v. u. Z. ausgestattet werden, und<br />
nicht für ein Leben im 21. Jahrhundert. Es ist eher unwahrscheinlich, dass bedeutsame Verände-<br />
rungen stattfinden werden. Reformen haben immer etwas mit dem Benennen von Missverständnis-<br />
sen, dem Kritisieren von Fehlverhalten und der Identifikation von Schuldigen zu tun, aber die<br />
Südost-Asiaten haben eine starke kulturelle Antipathie gegenüber jegliche Art von offener Ausei-<br />
nandersetzung. In Sri Lanka wird jede nur so kleine Kritik an der Religion abgelenkt oder zum<br />
Schweigen gebracht, indem sie als „christlicher Versuch, den Buddhismus zu unterminieren“<br />
gebrandmarkt wird. Das Schicksal des Mahâyâna in Korea, Japan, Singapur und in geringerem<br />
Ausmaß in Taiwan, also Ländern, die bereits in den 50er und 60er Jahren modernisiert wurden,<br />
deutet an, was dem <strong>The</strong>ravâda noch bevorsteht. Statistiken aus diesen Ländern belegen, dass sich<br />
Menschen mit besserer Schulbildung wahrscheinlich eher dem Säkularismus oder Christentum<br />
zuwenden. Die Bauern und einfache Bevölkerung der <strong>The</strong>ravâda-Länder bleiben vielleicht ihrem<br />
Glauben gegenüber treu, jedoch werden sich die Jungen, Gebildeten und Intellektuellen abwenden,<br />
wenn sich nicht bald etwas ändert. Dieser Prozess ist in Sri Lanka und Thailand bereits in vollem<br />
Gang und auch in Burma kehrt allmählich die Moderne ein, die früher oder später ebenfalls Ver-<br />
änderungen nach sich ziehen wird. Tragisch daran ist, dass die Lehren des <strong>Buddha</strong> aus dem Pâli-<br />
Kanon wahrscheinlich besser dazu geeignet wären, die Probleme und Bedürfnisse der heutigen Zeit<br />
zu lösen, als jede andere alte Lehre. Jedoch sind es nicht die praktische Psychologie, der Geist des<br />
Untersuchens, die sozialen Auswirkungen seiner Ethik oder die humanistische Anschauung des<br />
Pâli-Kanons, welche in Asien betont werden. Dort ist der <strong>The</strong>ravâda einem geistlosen Formalismus<br />
verpflichtet, gleichgültig gegenüber sozialen Problemen und an die schlimmsten Arten von Aber-<br />
glauben angepasst.<br />
Nach all dem, was bisher erörtert wurde, könnte der Eindruck entstehen, dass ich das alte<br />
<strong>Buddha</strong>-Bild mit all seinen Rissen und fehlenden Stücken zum alten Eisen werfen will, um es dort<br />
zu belassen. Aber dem ist nicht so. Das Metall, aus dem es gefertigt wurde, mag vielleicht zerfres-<br />
sen und rostig sein, besitzt aber noch immer unschätzbaren Wert. Der Stil des Bildes mag den mo-<br />
dernen Geschmack nicht treffen, aber ein geschickter Bildhauer könnte es in einer zeitgemäßeren<br />
und attraktiveren Form neu gestalten. Das alte <strong>Buddha</strong>-Bild muss eingeschmolzen und in eine neue<br />
Form gegossen werden. Es bleibt abzuwarten, was mit dem <strong>The</strong>ravâda in Asien passieren wird.<br />
Momentan sind die Zeichen nicht gerade ermutigend. Außerhalb der traditionellen Heimatländer