The Broken Buddha - Buddhistische Gesellschaft Berlin
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Ven. S. Dhammika THE BROKEN BUDDHA Seite 5 von 97<br />
ihre Traditionen befolgst und diese nicht hinterfragst. Man kann darauf aufmerksam machen, dass<br />
gewisse Praktiken oder Ideen nicht Bestandteil des Pâli-Kanons sind oder diesem sogar widerspre-<br />
chen – das macht aber keinen Unterschied. Richtig oder falsch, albern oder von praktischem Wert,<br />
so wurde es schon immer gemacht und darum musst du das auch tun.<br />
1996 reiste ich das erste Mal durch Europa, um mir einen Einblick darüber zu verschaffen,<br />
wie der <strong>The</strong>ravâda dort verstanden und praktiziert wird. Der <strong>The</strong>ravâda in Asien ist sehr konserva-<br />
tiv und versteinert, dachte ich, aber wenigstens sind die Westler in der Lage, die Frucht von ihrer<br />
Schale zu trennen, das Geschenk von seiner Verpackung, den <strong>Buddha</strong> von der „dicken und unför-<br />
migen Kruste“, die ihn umgibt. Zu meiner Verwunderung und Verzweiflung stellte ich fest, dass<br />
dem nicht so war. Die meisten Gruppen, Zentren und Klöster, die ich besucht habe, halten an<br />
diesen Praktiken mit einer fast größeren Zähigkeit als die in Asien fest. Letztlich musste ich<br />
zugeben, dass das der <strong>The</strong>ravâda ist, und sehr ungern, ja mit Traurigkeit, beschloss ich, dass ich<br />
nicht mehr länger ein Teil davon sein konnte. Ich begann jeden, den es interessierte, zu erzählen,<br />
dass ich mich nicht mehr als <strong>The</strong>ravâda-Mönch betrachtete und auch von anderen so nicht mehr<br />
gesehen werden wollte. Tatsächlich war ich wahrscheinlich niemals einer, wenigstens kein guter.<br />
Als ich das gegenüber einem Freund erwähnte, fragte er mich „Was für eine Sorte Mönch bist Du<br />
dann?“ Ich war auf eine solche Frage nicht vorbereitet, nachdem ich aber einen Moment darüber<br />
nachgedacht hatte, beschloss ich darauf, dass ich mich nicht unbedingt irgendeiner Schule angehö-<br />
rig fühlen muss. Seit dem Zeitpunkt folge ich <strong>Buddha</strong>s Lehren nach meinem besten Verständnis<br />
und nach meinen Fähigkeiten. Was nun folgt, sind Gedanken und Beobachtungen über die <strong>The</strong>-<br />
ravâda-Tradition, die ich in den letzten 25 Jahren gemacht habe, einige Erfahrungen, die dazu<br />
geführt haben, einige Vorschläge in Hinblick auf die mögliche Zukunft des Dhamma im Westen.<br />
Mag sein, dass einige die folgenden Reflexionen als wütende Abrechnung betrachten. Das<br />
sind sie aber nicht, obwohl es stimmt, dass ihr Niederschreiben eine Art Katharsis für mich war.<br />
Ich bin davon überzeugt, dass <strong>Buddha</strong>s Lehren wirklich „am Anfang, in der Mitte und am Ende<br />
gut“ sind und dass sie eine glaubhafte Antwort auf die spirituellen Krise des Westens bieten kann.<br />
Ich glaube jedoch auch, dass die übermäßige Idealisierung des <strong>The</strong>ravâda in Asien durch die West-<br />
ler eines der größten Hindernisse für das Wachstum des Dhamma außerhalb seiner traditionellen<br />
Heimat ist. Das bedeutet viel zu oft, dass der Dhamma oft mit all seinen überalterten Praktiken<br />
und Missverständnissen, welche sich um ihn gebildet haben, einfach unhinterfragt übernommen<br />
wird. Wenn diese Entwicklung andauert, wird der Dhamma im Westen keine Wurzeln schlagen.<br />
Ja, schlimmer noch: Die Probleme, welche den <strong>The</strong>ravâda in Asien plagen, werden von den West-<br />
lern möglicherweise nur fortgesetzt. Daher wollen diese Überlegungen auch zu zeigen versuchen,<br />
was der <strong>The</strong>ravâda wirklich ist, wie er das wurde, was er im Augenblick ist. Sie wollen auch mögli-<br />
che Wege aufzeigen, wie er wieder seinen ursprünglichen Geist angenähert werden kann, so dass er<br />
auch außerhalb seines traditionellen Umfeldes Relevanz bekommen kann.<br />
Wenige meiner Beobachtungen über den <strong>The</strong>ravâda habe ich selbst gemacht. Häufiger gehö-<br />
ren sie zu der Sorte von Dingen, die man von ehemaligen <strong>The</strong>ravâdins, Mahâyâna-AnhängerInnen<br />
oder anderen erfährt. Es handelt sich auch nicht nur um besonders aktuelle Beobachtungen. Im