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The Broken Buddha - Buddhistische Gesellschaft Berlin

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Ven. S. Dhammika THE BROKEN BUDDHA Seite 53 von 97<br />

Dreimal wurde er so von seiner ehemaligen Frau um Unterstützung gebeten und jedes Mal weiger-<br />

te sich Sangamaji zu antworten. Schließlich legte sie das Kind zu seinen Füßen hin und sagte, „So<br />

kümmere dich wenigstens um deinen Sohn“, was aber wiederum nicht beantwortet wurde. Das<br />

Kind zurücklassend, verließ sie den Mönch. Nach einer Weile sah sie unauffällig zurück und be-<br />

merkte, dass ihr Mann das Kind weiterhin ignorierte. Als sie sah, dass von ihrem Mann weder<br />

Hilfe noch Mitgefühl zu erwarten war, kehrte die arme Frau um, nahm das Kind und verschwand.<br />

In dieser Geschichte tadelt der <strong>Buddha</strong> die Selbstsucht und Verantwortungslosigkeit des Mönches,<br />

sondern lobt dieses Verhalten als ‚echt brahmisch’ (Ud. 5-6). Wir wissen nicht, unter welchen<br />

Problemen und Nöten diese Frau als eine verlassene Mutter noch leiden musste, aber natürlich war<br />

das Wichtigste, dass der Ehrwürdige bekam, was er wollte.<br />

Ich erinnere mich noch lebhaft an meine erste Begegnung mit dem „institutionalisierten Nar-<br />

zissmus“ des <strong>The</strong>ravâda. Ich war gerade in Sri Lanka angekommen und wurde vom Abt des Klos-<br />

ters, in dem ich bleiben sollte, gebeten, an einer Dâna-Zeremonie teilzunehmen. Es war das Jahr<br />

1976: Der Hunger war auf der Insel weit verbreitet und die Nahrungsmittel wurden rationiert.<br />

Der Abt bat mich, vier andere Mönche zu begleiten. Meine Mitmönche waren etwas verstimmt,<br />

weil zum Ort, wo die Zeremonie stattfinden sollte, nur der Bus fuhr; sie wollten aber mit dem<br />

Auto dort hingebracht werden. Es stellte sich heraus, dass das Haus eine Hütte in den Slums war<br />

und unsere Gastgeber schrecklich arm waren. Anlass für das Dâna war der Tod der Tochter des<br />

Hauses, die noch sehr klein und sieben Tage zuvor verstorben war. Der Senior-Mönch hielt die<br />

übliche oberflächliche Rede darüber, dass es reine Zeitverschwendung sei, zu trauern, wo doch der<br />

Tod unvermeidbar sei usw., und anschließend wurde uns ein üppiges Mahl serviert. In Anbetracht<br />

der Situation fiel mir das Essen schwer. Die verzweifelte Mutter, ihre ausgezehrten Kinder und das<br />

heruntergekommene Haus haben mir den Appetit verdorben. Die anderen Mönche zeigten nicht<br />

das leiseste Interesse an der Tragödie dieser Familie und aßen ihr Essen mit dem üblichen Appetit.<br />

Anschließend bekamen wir Mönche je eine Dose Kondensmilch, welche zu dieser Zeit ein teurer<br />

Luxusartikel war, und es ist gut möglich, dass die Familie sich in Schulden gestürzt hat, um uns das<br />

Essen und die Geschenke zu besorgen. Bevor ich von meinem Sitz aufstand, versteckte ich meine<br />

Dose Milch unter dem Sitz, in der Hoffnung, dass die Mutter sie später finden und ihren Kindern<br />

geben würde. Als wir aufbrechen wollten, wurde dem Gastgeber ein Wink gegeben, der sofort<br />

losrannte und ein Taxi für uns besorgte. Ganz subtil gab der Senior-Mönch dem Mann zu verste-<br />

hen, dass es besser wäre, wenn wir im Taxi zum Tempel zurückfahren könnten – das wäre der Stil,<br />

den <strong>The</strong>ravâda-Mönche gewohnt sind. Zweifelsohne wurde keine direkte Aufforderung ausgespro-<br />

chen, der Wink war jedoch unmissverständlich. Leider fand die Frau die Milchdose, bevor das<br />

Taxi kam, und gab sie mir zurück. Ich sagte ihr freundlich, dass ich gern darauf verzichtete und sie<br />

sie behalten sollte, aber dieser Vorschlag entsetzte sie und sie bestand eindringlich darauf, dass ich<br />

sie nahm. Der Mann kam mit dem Taxi, gab dem Fahrer Geld für die Fahrt – Geld, für das er lan-<br />

ge arbeiten musste – und wir fuhren davon. Während der Rückfahrt zum Tempel fragte mich einer<br />

der Mönche ganz unschuldig, ob ich denn die Milch nicht haben wollte, er würde sie gern neh-<br />

men. Der singhalesische Anthropologe H. L. Seneviratne weist darauf hin, dass die Achtung, die

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