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The Broken Buddha - Buddhistische Gesellschaft Berlin

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Ven. S. Dhammika THE BROKEN BUDDHA Seite 63 von 97<br />

ihn zubereitet haben. Fragt man nach einem Glas Orangensaft, wird sie garantiert liebevoll drei-<br />

statt dem üblichen einen - Teelöffel Zucker hineintun. Strecke die Hand nach der Wasserflasche<br />

aus und sie werden losrennen, sie holen und sie für dich öffnen. Wische dir den Mund mit einer<br />

Papierserviette ab und diese wird umgehend entfernt und durch eine neue ersetzt. Sie schneiden<br />

die Früchte in kleine mundgerechte Häppchen, damit die Mönche es beim Essen noch leichter<br />

haben. In Burma schälen sie sogar die Beeren! Ich scherze nicht – es ist wahr! Eine jahrelange Ver-<br />

hätschelung durch die Frauen, in Kombination mit den wenigen Pflichten und der konstanten<br />

Schmeichelei kann einen verheerenden Effekt auf einen Mann haben. Wie verwöhnte Kinder, be-<br />

ginnen viele <strong>The</strong>ravâda-Mönche damit, sich übermäßig mit ihrer Gesundheit zu beschäftigen. Die<br />

Schränke in den Zimmern der Mönche sind voll gestopft mit Aspirin-Tabletten, Salben, verschie-<br />

denen Cremes und Fläschchen mit Vitamintabletten; die Schränke in den Dânasâlas sind mit Be-<br />

hältern gefüllt, die stärkende Getränke und Nahrungsergänzungsmittel enthalten. Ältere Damen<br />

erkundigen sich immer nach dem Gesundheitszustand der Mönche und jeder Hinweis auf leichte<br />

Kopfschmerzen oder auf „ein leichtes Unwohlsein an diesem Morgen“ von Seite der Mönche löst<br />

bei diesen Damen umgehend eine hektische und ängstliche Rennerei zur Apotheke aus. Es ist<br />

schwer, sich dieser weiblichen Aufmerksamkeit zu entziehen. Sagt man, dass man etwas allein erle-<br />

digen möchte, oder dass man bereits genug hat, wird das meistens mit einem enttäuschten Blick<br />

oder mit unnachgiebiger Beharrlichkeit beantwortet. Bei meinem letzten Aufenthalt in Burma fand<br />

ich ein dermaßen reichhaltiges Nahrungsangebot vor, dass ich bei mehreren Gelegenheiten be-<br />

schloss, einen Tag zu fasten. Als ich nun zur Essenszeit nicht im Dânasâla erschien, kam eine Ab-<br />

ordnung eindrucksvoller Matronen zu mir, um zu sehen, was denn los war. „Sind Sie krank, Ehr-<br />

würdiger?“ „Nein, ich habe nur beschlossen, heute nichts zu essen.“ Mit großen Augen, ungläubig<br />

und völlig erstaunt starrten mich die Frauen an und ich sah das Unglück nahen. „Möchten Sie<br />

nicht wenigstens ein Bisschen?“ „Nein danke, ich möchte meinem Magen nur ein wenig Ruhe<br />

gönnen.“ „Nehmen Sie doch ein wenig Obst, zur Stärkung.“ „Nein, es ist schon gut.“ „Wie wäre es<br />

dann mit etwas Suppe?“ „Nein, ich möchte heute nichts essen.“, usw. In diesem Fall konnte ich<br />

mich behaupten und die Matronen verließen mich kopfschüttelnd und mit einer Mischung aus<br />

Verwirrung und Bewunderung. Aber es ist einfach, nachzugeben, wenn man Tag für Tag auf diese<br />

Art bestürmt wird. Es ist schwer, den Mönchen die Schuld dafür zu geben, wenn sie das Verwöh-<br />

nen zulassen. Anhänger können sehr hartnäckig sein. Genauso schwer ist es, den Laien die Schuld<br />

zu geben: Jahrhundertelang hat ihnen der <strong>The</strong>ravâda das beigebracht. Beide sind in einem Teufels-<br />

kreis gefangen. Der eine verdirbt den anderen.<br />

Ich weiß nicht, welche unbewusste Motivation für die Verhätschelung und die unnötige Ren-<br />

nerei dieser Frauen verantwortlich ist, aber wahrscheinlich ist es keine gesunde. Sicherlich hat es<br />

dazu beigetragen, die Mönche sanft und hilfsbedürftig zu machen, sodass sie unfähig oder unwillig<br />

sind, sich mit den Widrigkeiten des Alltags auseinanderzusetzen. Thanissaro behauptet, dass be-<br />

stimmte Vinaya-Regeln die Mönche davor schützen sollen, sich mit Belangen auseinandersetzen zu<br />

müssen, „die dem empfindsamen Geist eine Last sind.“ Ich glaube, dass Äußerungen wie diese dazu<br />

geführt haben, dass sich Mönche als kostbare Wesen sehen und von anderen so gesehen werden

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