The Broken Buddha - Buddhistische Gesellschaft Berlin
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Ven. S. Dhammika THE BROKEN BUDDHA Seite 78 von 97<br />
sagten aber, dass ich beim nächsten Mal unter keinen Umständen eine Frau in das Zentrum einla-<br />
den sollte, wenn ich allein sei. „Die Leute könnten das falsch verstehen!“ „Das macht einen<br />
schlechten Eindruck.“ Und, ganz nebenbei: „Es ist nicht an Ihnen, Menschen zu helfen; es ist an<br />
Ihnen, die Regeln zu befolgen.“ Natürlich hatten sie Recht. Für einen <strong>The</strong>ravâda-Mönch, ist es<br />
wichtig, einen opportunistischen und engstirnigen Geist zu haben, sich nach außen hin gut darzu-<br />
stellen und belanglosen Regeln zu folgen und nicht, Menschen in Notlagen zu helfen. Die beiden<br />
Prostituierten sah ich nicht wieder, aber manchmal muss ich noch an sie denken. Meine einzige<br />
Hoffnung ist, dass sie ihr Interesse am Dhamma weiter verfolgen und dass sie in einem tibetischem<br />
oder Zen-Zentrum gelandet sind, wo sie die Chance haben, Unterstützung und Mitgefühl zu be-<br />
kommen.<br />
26. Der gute Samariter und der gute <strong>The</strong>ravâdin<br />
Ein Mann fragte einmal Jesus, was er tun soll, um erlöst zu werden, und Jesus fragte ihn, was<br />
die Schriften sagten. Der Mann zitierte die beiden Bibel-Verse: „Liebe deinen Gott aus vollem<br />
Herzen, ganzer Seele, mit all deiner Kraft und deinem ganzen Geist.“, und: „Liebe deinen Nächs-<br />
ten wie dich selbst.“ Jesus stimmte dem zu und der Mann fragte ihn: „Wer ist mein Nächster?“<br />
Daraufhin erzählte Jesus dem Mann die Geschichte vom guten Samariter. Einst ging ein Mann auf<br />
der Straße von Jerusalem nach Jericho, als dieser von Räubern angegriffen, ausgeraubt und fast<br />
totgeschlagen wurde. Zufällig kam ein Priester vorbei, sah den Mann am Boden liegen, wechselte<br />
jedoch nur die Straßenseite und ging vorüber. Ein Levite kam auch vorbei, sah den Mann am Bo-<br />
den liegen, verhielt sich aber genauso wie der Priester zuvor. Dann kam ein reisender Samariter an<br />
der Stelle vorbei, wo der Mann lag und als er ihn sah, war sein Herz mit Mitleid erfüllt. Er ging zu<br />
dem am Boden liegenden Mann, goss Öl und Wein auf seine Wunden, verband sie und dann<br />
brachte er den Mann auf dem Rücken seines Esels in ein Wirtshaus, wo er sich um ihn kümmerte.<br />
Am nächsten Tag gab er dem Wirtshausbesitzer zwei Silbermünzen und bat diesen, sich so lange<br />
um den Verletzten zu kümmern, bis er auf seiner Rückreise wieder am Wirtshaus vorbei kam. Er<br />
versprach dem Wirt, jegliche Aufwändungen bei seiner Rückkehr zu begleichen. Jesus fragte dann<br />
den Mann, welcher von den drei denn nun wie ein Nächster an dem von den Räubern angegriffe-<br />
nen Mann gehandelt hätte. „Der Mann, der sich um das Opfer gekümmert hat“, antwortete der<br />
Mann und Jesus sagte: „dann geh’, und handle so, wie dieser Mann.“ Die Parabel von Jesus mit<br />
seinen Worten „Das Geringste, das ihr für einen meiner Brüder getan habt, das habt ihr für mich<br />
getan“ (Mathäus 25, 34-40), hatte einen tiefen und positiven Effekt auf das Christentum.<br />
Die Belehrung des <strong>Buddha</strong>, der den kranken Mönch gepflegt hatte ‚Lass den, der mich pfle-<br />
gen würde, die Kranken pflegen’, ist der von Jesus’ Worten sehr ähnlich, nur dass sie keinen ent-<br />
sprechenden Einfluss auf das Denken und die Praxis des <strong>The</strong>ravâda hatte. Seine Worte waren wie<br />
eine Symphonie, die für Taube gespielt wurde. Im <strong>The</strong>ravâda könnte eine Version der Geschichte<br />
vom Samariter etwa so aussehen: Einst ging ein Mann auf der Straße von Bangkok nach Ayudhya,<br />
als ihn Räubern angriffen, ausraubten und fast totschlugen. Es passierte also, dass ein Mönch die<br />
Straße entlang kam, den Mann am Boden liegen sah und bei sich dachte: „Ich werde lieber gar<br />
nichts tun, sonst würde ich am Ende gegen eine Vinaya-Regel verstoßen, und, übrigens, wenn ich