The Broken Buddha - Buddhistische Gesellschaft Berlin
The Broken Buddha - Buddhistische Gesellschaft Berlin
The Broken Buddha - Buddhistische Gesellschaft Berlin
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ven. S. Dhammika THE BROKEN BUDDHA Seite 68 von 97<br />
Ein weiterer Faktor, der den tibetischen Buddhismus für die Westler attraktiver macht, ist<br />
seine reiche kontemplative Tradition. Außerdem verfügen viele der Mönche über Erfahrung in der<br />
Meditation. Die Mehrheit der <strong>The</strong>ravâda-Mönche weiß nur wenig oder gar nichts über Meditati-<br />
on. Die Vorstellung von Hunderten von Klöstern, in denen Tausende Mönche eifrig meditieren, ist<br />
eine der vielen Illusionen der Westler über den <strong>The</strong>ravâda in Asien. Soweit es Sri Lanka betrifft,<br />
muss man sagen, dass innerhalb des Sangha zum größten Teil sogar eine entschieden meditations-<br />
feindliche Haltung herrscht. Nur wenige Mönche meditieren, und die, die es tun, grenzen sich<br />
damit augenblicklich von der Mehrheit aus. Ein Mönch, der meditiert, erinnert seine Mitmönche<br />
kontinuierlich daran, dass sie etwas vernachlässigen, was sie eigentlich tun sollten, und erregt des-<br />
wegen ihren Unmut. Der Meditierende wird Ziel von Hänseleien und abfälligen Bemerkungen.<br />
Vergisst er seine Zahnbürste im Waschraum, wird garantiert jemand kommen und mit einem<br />
selbstzufriedenen Lächeln sagen: „Ah, heute sind wir mal wieder nicht gerade achtsam, oder?“ Sie<br />
werden jede Möglichkeit suchen, um ihn niederzumachen oder irgendwie herabzusetzen. Und<br />
noch schlimmer: Ein meditierender Mönch wird schnell die Aufmerksamkeit der Laien wecken,<br />
die dann in das Kloster kommen, um ihn zu sehen, ihm Geschenke zu bringen und den anderen zu<br />
erzählen, wie sehr sie ihn verehren. Es wird nicht lange dauern, bis die Eifersucht der anderen<br />
Mönche erwacht ist und sie dem meditierenden Mönch das Leben schwer machen. Schließlich<br />
wird er aufgeben oder in eines der Arannya (Meditations-Zentren in den Wäldern) ziehen, die für<br />
solche Mönche gedacht sind. Nicht wenig Mönche aus Sri Lanka haben sich mir anvertraut und<br />
mir über die Verlegenheit und das Unbehagen berichtet, das sie fühlten, als sie bei ihrem ersten<br />
Besuch im Westen gebeten wurden, Meditation zu lehren. Einige lernten es im Laufe der Zeit,<br />
andere mogelten sich durch. Die meisten vermeiden einfach das <strong>The</strong>ma Meditation und beschrän-<br />
ken sich darauf, die Grundlagen des Buddhismus zu erklären. Mehr als in Sri Lanka, ist die Medi-<br />
tation in Burma verbreitet, und einige burmesische Mönche, die in den Westen kommen, verfügen<br />
diesbezüglich sicherlich über langjährige Erfahrung. Auch, wenn dem so ist, und man ihre Kompe-<br />
tenz und Aufrichtigkeit anerkennt, ist ihre trocken-schematische, unpersönliche und freudlose<br />
Herangehensweise an die Meditation, die von den Burmesen bevorzugt wird, für Westler schwer<br />
zu schlucken.<br />
Die Sutten des Pâli-Kanons stellen die Meditation als Anstrengung dar, die hauptsächlich auf<br />
eigenen Erfahrungen basiert und experimentell sein sollte. Aber anstelle sich ihr auf die erwähnte<br />
Art zu nähern oder sie als Anleitung für eine weiterführende Praxis zu verstehen, betrachten die<br />
<strong>The</strong>ravâdins sie als das einzige und letzte Wort über dieses <strong>The</strong>ma. Und schlimmer noch: Alle Sut-<br />
ten, einschließlich die über Meditation, werden vom Abhidhamma und den Kommentaren aus<br />
interpretiert, die sehr stark die Semantik und bedeutungslose Unterschiede hervorheben, aber sehr<br />
schwach in Bezug auf die subtilen psychologischen Abläufe des Geistes sind. Meditation findet hier<br />
gewöhnlich innerhalb von Parametern statt, die exakt festgelegt, definiert und nummeriert sind.<br />
Da gibt es die Fünf Hindernisse, nicht vier oder sechs, sondern immer dieselben fünf. Wenn nun<br />
jemand Probleme mit Kâma-râga [Gier nach sinnlicher Zerstreuung] hat, benutzt er a, b oder c, wie<br />
es in den Kommentaren detailliert beschrieben ist. Wenn es nicht funktioniert, muss er sich einfach