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DIE ZEIT 39/2012 - ElectronicsAndBooks

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Echt guter<br />

Lauf<br />

Tillmann Prüfer über Joggingschuhe<br />

Ich laufe regelmäßig, ich bin gar nicht schlecht<br />

darin. Ich bin sogar einigermaßen schnell.<br />

Manchmal allerdings denke ich, dass ich deshalb<br />

so ein hohes Tempo vorlege, weil ich es schleunigst<br />

hinter mich bringen will.<br />

In Berlin ist das Laufen ja keine Angelegenheit,<br />

die man in weitläufigen Parks betreiben könnte.<br />

Man muss sich auf staubige Straßen beschränken,<br />

hastet zwischen Menschen durch, die sich<br />

gerade nicht sportlich betätigen, und fühlt sich<br />

ein bisschen wie ein schwitzender Außerirdischer.<br />

Dabei drängen sich zwei große Modethemen<br />

auf: kurze Hosen und Laufschuhe.<br />

Während der Sneaker sich immer weiter in Richtung<br />

eines Modeartikels verfeinert hat, wurde<br />

der Laufschuh zu einer Art Maschine. Es begann<br />

wohl in den achtziger Jahren mit dem Nike Air,<br />

einem Laufschuh, der im Fersenbereich ein<br />

sichtbares Luftkissen hatte. Fortan sahen Laufschuhe<br />

aus wie Roboterfüße aus einem Transformers-Film.<br />

Da der klassische Sneaker zum<br />

büro taug lichen Accessoire wurde, musste der<br />

Laufschuh umso vehementer unterstreichen,<br />

dass er ein Sportgerät ist: mit Dämmgummis in<br />

Neonfarben und einem Sohlenprofil, das aussehen<br />

sollte, als ob es den Boden förmlich fräße.<br />

Nun allerdings gibt es auch Laufschuhe, die modischen<br />

Aspekten genügen. Der belgische Designer<br />

Raf Simons entwirft schon seit einigen<br />

Jahren welche in Zusammenarbeit mit dem<br />

Sportschuhhersteller Asics. Große Modemarken<br />

nehmen sich des Themas an. Gerade hat Giorgio<br />

Armani mit seiner Sportmarke EA7 Laufschuhe<br />

vorgestellt, die mit einem neuen Karbon-Dämpfungssystem<br />

ausgestattet sind – dabei aber durchaus<br />

elegant aus sehen. Damit wurde sogar die italienische<br />

Olympia-Mannschaft ausgestattet. Der<br />

Laufschuh ist gewissermaßen auf dem Weg in<br />

die Mode.<br />

Neulich konnte ich ein Paar weißer Armani-Joggingschuhe<br />

ausprobieren. Ob man darin wirklich<br />

schnell ist, kann ich aber nicht sagen. Ich bin<br />

einfach ungemein entspannt gelaufen – eigentlich<br />

bin ich fast geschlendert durch die Straßen<br />

der Stadt. In den Park traut man sich damit nicht<br />

mehr, aus Angst, man könnte die Schuhe<br />

schmutzig machen.<br />

Ungelöst bleibt jetzt nur noch das Problem mit<br />

den kurzen Hosen. Vielleicht laufe ich einfach<br />

weiter, bis ich andere Beine habe.<br />

A<br />

Mark Spörrle fährt mit dem BMW ActiveHybrid 5<br />

einmal rund um den Starnberger See<br />

Seeshaupt am Südende des Starnberger Sees.<br />

Die Sonne brennt. Auf der Straße viele Eis<br />

essende junge Mütter, keine Männer. Wir<br />

wollen hier diesen BMW testen, er ist schön,<br />

schnell und ein Hybrid. Bis zu 60 km/h soll<br />

allein der Elektromotor schaffen. Klingt gut<br />

– aber etwas paradox ist das schon: Was<br />

bringt Ökotechnik bei 340 PS? Degradiert<br />

der Sechszylinder den Elektroantrieb nicht<br />

zum Gimmick für Reiche? Was liegt da näher<br />

als eine Tour um den Starnberger See; hier ist<br />

das Pro-Kopf-Einkommen am höchsten,<br />

hier glitzert das Wasser, im Hintergrund die<br />

Alpen. Und vor der Eisdiele sitzt dann doch<br />

ein Mann, der aussieht wie Hansi Hinterseer.<br />

Wir fahren in Richtung Bernried. Die Straße<br />

wird eng und kurvig, wir schleichen so, dass<br />

wir die elektrische Höchstgeschwindigkeit<br />

testen können. Schade – schon bei 40 km/h<br />

springt der Benziner bei. Wir cruisen durch<br />

Tutzing, Feldafing; Jahrhundertwendehäuser<br />

und grässliche Neubauten wech seln sich ab.<br />

Den See sehen wir nicht mehr, die Villengrundstücke<br />

sind dicht bepflanzt.<br />

Rushhour in Starnberg. Reicht das Elektroaggregat<br />

wenigstens für den zähen Stadtverkehr?<br />

Nein, aus der Ökotraum: Der Benzinmotor<br />

setzt immer zu früh ein. Weiter, zum<br />

Ostufer! Die Häuser werden kleiner, die<br />

Mark Spörrle ist stellvertretender Chef vom Dienst der <strong>ZEIT</strong><br />

Wiesen größer, es gibt Seeblick. Rechts liegt<br />

Berg, wo sie König Ludwig II. tot im Wasser<br />

fanden, links wohnte Heinz Rühmann, wieder<br />

rechts kommt Ammerland, wo Loriot<br />

lebte. Vor der Pizzeria am Münsinger Sportplatz<br />

sitzt Schauspieler Josef Bierbichler und<br />

isst. Wir fahren den Bergen entgegen, an<br />

weißbraunen Kühen vorbei, biegen ab zum<br />

See. Obwohl die Uferstraße in Ambach<br />

schmal und verboten ist, haben alle SUV-<br />

Fahrer Münchens beschlossen, herzukommen,<br />

zum Gasthof, der Josef Bierbichler<br />

gehört (kein Wunder, dass der Mann woanders<br />

isst!). Vorbei am denkmalgeschützten<br />

Kasten von 1893, den Finanzinvestor Carsten<br />

Masch meyer umbauen wollte und angeblich<br />

wieder loswerden will. Wir biegen<br />

wieder auf die Hauptstraße ein und ignorieren<br />

das Haus von Schauspieler Heiner Lauterbach.<br />

Zurück in Seeshaupt, haben wir viel<br />

mehr Sprit verbraucht, als BMW angibt,<br />

nach ein paar Hundert Kilometern wird der<br />

Schnitt bei 10 Litern liegen. Lohnt es sich,<br />

dafür ein Hybridauto zu kaufen? Darüber<br />

hätte man sich mit dem Mann unterhalten<br />

können, der aussieht wie Hansi Hinterseer<br />

und der immer noch vor der Eisdiele sitzt.<br />

Aber eine Mutter schnappt uns mit dem<br />

Kinderwagen den letzten Parkplatz weg.<br />

TECHNISCHE DATEN Motorbauart: 6-Zylinder-Benzinmotor plus Elektromotor,<br />

Systemleistung: 250 kW (340 PS), Beschleunigung (0–100 km/h): 5,9 s,<br />

Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h, Durchschnittsverbrauch: 7 Liter,<br />

CO 2 -Emission: 163 g/km, Basispreis: 62 900 Euro<br />

Nächste Woche fährt Tillmann Prüfer mit dem Smart Electric Bike zum Zahnarzt<br />

Foto BMW AG<br />

Von<br />

nach B<br />

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