Nietzsche, Friedrich - Di...
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192.<br />
<strong>Di</strong>e Gutmüthigen. − Was unterscheidet jene Gutmüthigen, denen Wohlwollen aus dem<br />
Gesichte strahlt, von den anderen Menschen? Sie fühlen sich in Gegenwart einer neuen<br />
Person wohl und sind schnell in sie verliebt; sie wollen ihr dafür wohl, ihr erstes Urtheil ist<br />
"sie gefällt mir". Bei ihnen folgt auf einander: Wunsch der Aneignung (sie machen sich<br />
wenig Scrupel über den Werth des Anderen), rasche Aneignung, Freude am Besitz und<br />
Handeln zu Gunsten des Besessenen.<br />
193.<br />
Kant's Witz. − Kant wollte auf eine "alle Welt" vor den Kopf stossende Art beweisen, dass<br />
"alle Welt" Recht habe: − das war der heimliche Witz dieser Seele. Er schrieb gegen die<br />
Gelehrten zu Gunsten des Volks−Vorurtheils, aber für Gelehrte und nicht für das Volk.<br />
194.<br />
Der "Offenherzige". − Jener Mensch handelt wahrscheinlich immer nach verschwiegenen<br />
Gründen: denn er trägt immer mittheilbare Gründe auf der Zunge und beinahe in der<br />
offnen Hand.<br />
195.<br />
Zum Lachen! − Seht hin! Seht hin! Er läuft von den Menschen weg −: diese aber folgen<br />
ihm nach, weil er vor ihnen herläuft, − so sehr sind sie Heerde!<br />
196.<br />
Grenze unseres Hörsinns. − Man hört nur die Fragen, auf welche man im Stande ist, eine<br />
Antwort zu finden.<br />
197.<br />
Darum Vorsicht! − Nichts theilen wir so gern an Andere mit, als das Siegel der<br />
Verschwiegenheit − sammt dem, was darunter ist.<br />
198.<br />
<strong>Nietzsche</strong><br />
Verdruss des Stolzen. − Der Stolze hat selbst an Denen, welche ihn vorwärts bringen,<br />
seinen Verdruss: er blickt böse auf die Pferde seines Wagens.<br />
192. 102