Nietzsche, Friedrich - Di...
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<strong>Nietzsche</strong><br />
Narren entdecken, der in unsrer Leidenschaft der Erkenntniss steckt, wir müssen unsrer<br />
Thorheit ab und zu froh werden, um unsrer Weisheit froh bleiben zu können! Und gerade<br />
weil wir im letzten Grunde schwere und ernsthafte Menschen und mehr Gewichte als<br />
Menschen sind, so thut uns Nichts so gut als die Schelmenkappe: wir brauchen sie vor uns<br />
selber − wir brauchen alle übermüthige, schwebende, tanzende, spottende, kindische und<br />
selige Kunst, um jener Freiheit über den <strong>Di</strong>ngen nicht verlustig zu gehen, welche unser<br />
Ideal von uns fordert. Es wäre ein Rückfall für uns, gerade mit unsrer reizbaren Redlichkeit<br />
ganz in die Moral zu gerathen und um der überstrengen Anforderungen willen, die wir<br />
hierin an uns stellen, gar noch selber zu tugendhaften Ungeheuern und Vogelscheuchen zu<br />
werden. Wir sollen auch über der Moral stehen können: und nicht nur stehen, mit der<br />
ängstlichen Steifigkeit eines Solchen, der jeden Augenblick auszugleiten und zu fallen<br />
fürchtet, sondern auch über ihr schweben und spielen! Wie könnten wir dazu der Kunst,<br />
wie des Narren entbehren? − Und so lange ihr euch noch irgendwie vor euch selber<br />
schämt, gehört ihr noch nicht zu uns!<br />
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