Nietzsche, Friedrich - Di...
Nietzsche, Friedrich - Di...
Nietzsche, Friedrich - Di...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
167.<br />
Misanthropie und Liebe. − Man spricht nur dann davon, dass man der Menschen satt sei,<br />
wenn man sie nicht mehr verdauen kann und doch noch den Magen voll davon hat.<br />
Misanthropie ist die Folge einer allzubegehrlichen Menschenliebe und<br />
"Menschenfresserei", − aber, wer hiess dich auch Menschen zu verschlucken wie Austern,<br />
mein Prinz Hamlet?<br />
168.<br />
Von einem Kranken. − "Es steht schlecht um ihn!" − Woran fehlt es? − "Er leidet an der<br />
Begierde, gelobt zu werden, und findet keine Nahrung für sie." − Unbegreiflich! Alle Welt<br />
feiert ihn, und man trägt ihn nicht nur auf den Händen, sondern auch auf den Lippen! − "Ja,<br />
aber er hat ein schlechtes Gehör für das Lob. Lobt ihn ein Freund, so klingt es ihm, als ob<br />
dieser sich selber lobe; lobt ihn ein Feind, so klingt es ihm, als ob dieser dafür gelobt<br />
werden wolle; lobt ihn endlich einer der Uebrigen − es sind gar nicht so Viele übrig, so<br />
berühmt ist er! − so beleidigt es ihn, dass man ihn nicht zum Freund oder Feind haben<br />
wolle; er pflegt zu sagen: Was liegt mir an Einem, der gar noch gegen mich den Gerechten<br />
zu spielen vermag!"<br />
169.<br />
Offene Feinde. − <strong>Di</strong>e Tapferkeit vor dem Feinde ist ein <strong>Di</strong>ng für sich: damit kann man<br />
immer noch ein Feigling und ein unentschlossener Wirrkopf sein. So urtheilte Napoleon in<br />
Hinsicht auf den "tapfersten Menschen", der ihm bekannt sei, Murat: − woraus sich<br />
ergiebt, dass offene Feinde für manche Menschen unentbehrlich sind, falls sie sich zu ihrer<br />
Tugend, ihrer Männlichkeit und Heiterkeit erheben sollen.<br />
170.<br />
Mit der Menge. − Er läuft bisher mit der Menge und ist ihr Lobredner: aber eines Tages<br />
wird er ihr Gegner sein! Denn er folgt ihr im Glauben, dass seine Faulheit dabei ihre<br />
Rechnung fände: er hat noch nicht erfahren, dass die Menge nicht faul genug für ihn ist!<br />
dass sie immer vorwärts drängt! dass sie Niemandem erlaubt, stehen zu bleiben! − Und er<br />
bleibt so gern stehen!<br />
171.<br />
<strong>Nietzsche</strong><br />
Ruhm. − Wenn die Dankbarkeit Vieler gegen Einen alle Scham wegwirft, so entsteht der<br />
Ruhm.<br />
167. 98