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Empirie und Analyse - Integrationspotenziale

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hungskompetenz <strong>und</strong> Sprachförderung in Kindergärten <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schulen<br />

gestärkt. Speziell geschulte „Stadtteilmütter“ begleiten dabei die muttersprach-<br />

liche Kommunikation zwischen den Kindern <strong>und</strong> ihren Eltern <strong>und</strong> verbessern<br />

den Kontakt der Eltern zu Kindergarten <strong>und</strong> Schule. In Neustadt b. Coburg<br />

gelang es, über das Projekt „Mama lernt Deutsch“ nachhaltige Strukturen der<br />

Organisation <strong>und</strong> des Engagements von türkeistämmigen Frauen aufzubauen.<br />

Schulen <strong>und</strong> Kindergärten scheinen ein guter Kristallisationspunkt zu sein, um<br />

die Einbindung von ehrenamtlichen Tätigkeiten von Migranten zu fördern,<br />

jedoch wird dieses Potenzial derzeit noch nicht überall genutzt.<br />

Auch verschiedene andere Beispiele verdeutlichen, wie integrationspolitisch<br />

bedeutsam ein Anknüpfen an gemeinsam geteilte Interessen sein kann. Am<br />

Beispiel von Gartenvereinen in Genthin wie auch Garching-Hochbrück zeigt<br />

sich, dass die Gartenarbeit in benachbarten Parzellen den Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden für<br />

eine Auseinandersetzung mit dem Nachbarn bereitet z.B. um die Beteiligung<br />

an Vereinsaktivitäten oder die jeweilige Gartennutzung. Der gelebte Alltag in<br />

den Gärten ist eine Gr<strong>und</strong>lage für die (Neu-)Aushandlung von Regeln.<br />

5.2 Alte Rangordnungen <strong>und</strong> neue Aushandlungsprozesse<br />

Prozesse des Wandels der Stadtgesellschaft durch neue Aushandlungsprozesse<br />

zeigen sich in den beteiligten Kommunen in verschiedenen Arenen. Konflikte<br />

zwischen lokalen Fußballvereinen, Diskussionen um das Verhalten Jugendlicher<br />

im öffentlichen Raum oder Aushandlungsprozesse um die Sichtbarkeit von<br />

Bauten <strong>und</strong> Einrichtungen Zugewanderter wie z.B. Moscheen <strong>und</strong> Gebetshäusern<br />

befördern solche Prozesse des Wandels, wenn sie konstruktiv aufgegriffen<br />

werden. Für die Dynamik der gesellschaftlichen Interaktion zwischen alteingesessenen<br />

<strong>und</strong> zugewanderten Bevölkerungsgruppen ist der konstruktive Umgang<br />

mit Konflikten ebenso bedeutsam wie die gelingende Entwicklung einer<br />

alltäglichen Praxis der Begegnung in gemeinsamen Alltagsstrukturen.<br />

Die zahlenmäßig deutliche Mehrheit der Alteingesessenen gegenüber den Zugewanderten<br />

in ländlichen Räumen hat zur Folge, dass diese über eine stärkere<br />

soziale <strong>und</strong> symbolische Gestaltungsmacht in der Stadtgesellschaft verfügen.<br />

Lokale Aushandlungsprozesse z.B. um Vereinsstrukturen oder die Sportplatzzeiten<br />

berühren daher immer auch Fragen der Rangordnung <strong>und</strong> der gesellschaftlichen<br />

Hierarchie. Die erkennbare Binnenorientierung der alteingesessenen<br />

Bewohnergruppen in einigen Landkreisen befördert einerseits eine<br />

Stärkung ihrer individuellen Orientierung <strong>und</strong> Sicherheit, andererseits scheint<br />

sie sich erschwerend auf die Öffnung gegenüber (zunächst) fremden Einflüssen<br />

<strong>und</strong> Gewohnheiten auszuwirken. Aus dem Kreis Coburg wird beispielsweise<br />

berichtet, dass die alteingesessenen Vereine nur zögerlich auf das vom<br />

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<strong>Empirie</strong> <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong>

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