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Empirie und Analyse - Integrationspotenziale

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Sportvereine als Integrationsmotoren<br />

Sportvereine sieht Köhle-Hezinger (1991: 19) als reine Freizeitvereine, die z.B.<br />

gegenüber traditionsorientierten Vereinen von einer Vereinsphilosophie<br />

gekennzeichnet sind, die unverbindlicher, flexibler <strong>und</strong> passfähiger für unter-<br />

schiedliche Milieus ist. Dementsprechend finden sich in den Sportvereinen<br />

der beteiligten Kommunen Prozesse einer gruppenübergreifenden Vernetzung<br />

von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Allerdings gilt dies stärker für<br />

die großen Mehrspartenvereine als für die kleinen Sportvereine <strong>und</strong> trifft eher<br />

auf die Ebene der Vereinsmitgliedschaft als auf die Übernahme von Funktionen<br />

im Verein zu. Im Vordergr<strong>und</strong> stehen der Gedanke des Ausgleichssports,<br />

das Leistungs- <strong>und</strong> Wettbewerbsprinzip <strong>und</strong> für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche das<br />

Einüben von gemeinschaftlich förderndem <strong>und</strong> fairem Verhalten. Jütting (2009)<br />

verweist auf Sportvereine als zentrale Anlaufstellen <strong>und</strong> Treffpunkte mit be-<br />

sonderer strategischer Bedeutung <strong>und</strong> lokaler Präsenz. Aus Erhebungen des<br />

Zentrums für Türkeistudien geht exemplarisch hervor, dass knapp 16 Prozent<br />

der repräsentativ befragten Türkeistämmigen in Nordrhein-Westfalen in „deut-<br />

schen“ Sportvereinen aktiv sind, dagegen sind nur gut vier Prozent Mitglied<br />

in einem türkischen Sportverein (ZfT 2009: 142). Auf die gruppenübergreifende<br />

Vernetzungsfunktion von Sportvereinen wird von verschiedener Seite im In-<br />

<strong>und</strong> Ausland hingewiesen (vgl. u.a. Eidgenössische Ausländerkommission 2007;<br />

BBMFI 2010: 324ff.). Sportvereine stehen allen Menschen offen, wenngleich<br />

auch bei Sportvereinen – zum Teil subtile – Ausgrenzungsmechanismen wirken.<br />

Zudem kann die angespannte Finanzsituation vieler Kommunen im ländlichen<br />

Raum zu einer Ressourcenkonkurrenz der lokalen Sportvereine führen, die<br />

eine gruppenübergreifende Arbeit erschwert. Beispielhaft kann auf Verteilungs-<br />

kämpfe um begrenzte Hallen- <strong>und</strong> Sportplätze zwischen deutschen Vereinen<br />

<strong>und</strong> den vielfach kleineren Migrantensportvereinen hingewiesen werden (Stahl<br />

2009; Stahl 2010).<br />

Es gelingt den Sportvereinen insbesondere in Sparten wie Fußball oder an-<br />

deren Ballsportarten meistens gut, Kinder aus Familien mit Migrationshinter-<br />

gr<strong>und</strong> in die Vereine zu integrieren. Deutlich wird bei den Berichten aus den<br />

Kommunen, wie sehr eine explizit formulierte oder implizit gelebte Willkom-<br />

menskultur in den Vereinen, die oftmals durch das persönliche Engagement der<br />

Vorstandsmitglieder geprägt wird, über den Erfolg entscheidet, Migranten als<br />

neue Mitglieder zu gewinnen. Als Selbstläufer („zu uns kann doch jeder kom-<br />

men“) funktioniert diese Öffnung nicht. In Ebersdorf b. Coburg gelang die In-<br />

tegration von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in die lokale<br />

Vereinsstruktur beispielsweise durch die aktiven Bemühungen der Jugend-<br />

sozialarbeit in Kooperation mit den Sportvereinen. Im Gebiet der ‚Sozialen Stadt‘<br />

in Dietzenbach (Kreis Offenbach) wurde im Rahmen des Projekts „Wir bewegen<br />

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