Empirie und Analyse - Integrationspotenziale
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gegenüber den „Fremden“ ebenso wie Veränderungsprozesse zum Abbau<br />
fremdenfeindlicher oder rassistischer Praktiken <strong>und</strong> Verhaltensmuster. Damit<br />
geht es auch um die Frage, wie Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten ihren sozialen<br />
Alltag <strong>und</strong> die sich daran bindenden Bedürfnisse gestalten <strong>und</strong> auf welche of-<br />
fenen oder geschlossenen sozialen <strong>und</strong> politischen Strukturen sie dabei treffen<br />
(z.B. Kitas, Elternabende, Vereine, Parteien, Nachbarschaft). Die bestehenden<br />
Initiativen <strong>und</strong> integrationspolitischen Strukturen geben Auskunft darüber, in<br />
welchem Maße Stadtgesellschaften Integrationsbereitschaft für Migrantinnen<br />
<strong>und</strong> Migranten signalisieren <strong>und</strong> anbieten können. Der Austausch zwischen<br />
Personen der Aufnahmegesellschaft <strong>und</strong> Zugewander ten ist nicht allein an<br />
Gelegenheiten <strong>und</strong> soziale Kontexte der Begegnung ge knüpft, sondern beruht<br />
als direkter Interaktionsprozess auch auf dem Vermögen <strong>und</strong> dem Willen zur<br />
sprachlichen Verständigung, zur praktischen gegenseiti gen Achtung <strong>und</strong> Unter-<br />
stützung bei der Arbeit <strong>und</strong> in anderen Alltagsfragen.<br />
3.1 Interkulturelle Öffnung staatlicher <strong>und</strong> intermediärer Institutionen<br />
„Interkulturelle Öffnung“ ist in der heutigen Integrationsdebatte ein anerkan ntes<br />
Paradigma, ohne dass Einigkeit über die konkrete Ausgestaltung des Konzepts<br />
herrscht. Filsinger (2002) fasst die Diskussion um Interkulturalität so zusam-<br />
men, dass diese die Tatsache der kulturellen Diversität der Einwanderungsge-<br />
sellschaft reflektiert. Ziel der interkulturellen Öffnung von Einrichtungen ist<br />
die Herstellung von Chancengleichheit. Verschiedene Konzepte der interkul-<br />
turellen Öffnung der Verwaltung konzentrieren sich auf die interkulturelle<br />
Per so nalentwicklung <strong>und</strong> -auswahl, um so Zugangsbarrieren zu öffentlichen<br />
Dienst leistungen zu senken. Die Kommunen übernehmen dabei eine wichtige<br />
Vorbildfunktion für andere gesellschaftliche Bereiche. Sie können zudem<br />
glaubhafter in einen Dialog mit verschiedenen Migrantengruppen treten. Die<br />
interkulturelle Personalentwicklung zielt auf die Entwicklung interkultureller<br />
Kompetenz. Was interkulturelle Kompetenz ausmacht, wird unterschiedlich<br />
diskutiert. Zusammenfassende Darstellungen unterscheiden sogenannte Listen-<br />
<strong>und</strong> Strukturmodelle. Während bei Ersterem relevante Teilkompetenzen (Stress-<br />
resistenz, Empathie o.ä.) additiv „aufgelistet“ werden, „verstehen Struktur-<br />
modelle interkulturelle Kompetenz eher systemisch-prozessual <strong>und</strong> ordnen<br />
Einzelfähigkeiten bestimmten Dimensionen zu“ (Rathje 2006: 2). Danach um-<br />
fasst der Erwerb interkultureller Kompetenz affektive, kognitive <strong>und</strong> verhal-<br />
tensbezogene Aspekte beispielsweise in den Schritten: Bewusstseinsbildung,<br />
Wissensvermittlung (Werte <strong>und</strong> Normen anderer Kulturen, Kulturstandards<br />
<strong>und</strong> Kulturdimensionen, Verhaltensregeln anderer Kulturen, Landesk<strong>und</strong>e,<br />
Sprachkenntnisse) <strong>und</strong> Einbindung in den fachlichen Kontext (Metakommuni-<br />
kation, aktives Zuhören, Perspektivenwechsel) (vgl. z.B. Landesamt für Ent-<br />
wicklungszusammenarbeit 2003).<br />
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<strong>Empirie</strong> <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong>