Empirie und Analyse - Integrationspotenziale
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sozialen Verantwortung dieser lokalen Unternehmen führen, wovon auch Ju-<br />
gendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> profitieren (z.B. ECN-Klassen in Ebers-<br />
dorf). Allerdings birgt diese hohe Personenabhängigkeit beim Einstellungsver-<br />
halten die Gefahr von Diskriminierung <strong>und</strong> den Ausschluss von Jugendlichen<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> durch soziale Selektion. Schon das Tragen eines<br />
Kopftuches kann in diesem Zusammenhang als fremd <strong>und</strong> „unpassend“ abge-<br />
lehnt werden. Insgesamt liegen aber bislang zum Ausbildungsverhalten der<br />
Unternehmen mit Bezug zur ethnisch-kulturellen Herkunft der Bewerber nur<br />
wenige belastbare Informationen vor (für die Schweiz siehe: Imdorf 2008).<br />
Vertreter von IHKs <strong>und</strong> Handwerkskammern verneinen jegliche Diskriminie-<br />
rung <strong>und</strong> verweisen lediglich auf mangelnde schulische Qualifikationen vieler<br />
Bewerber mit Migrationshintergr<strong>und</strong>. Allerdings können gerade Handwerks-<br />
kammern, die IHKs <strong>und</strong> die kommunale Wirtschaftsförderung die örtlichen<br />
Unternehmen bei der Einstellung von Auszubildenden <strong>und</strong> Arbeitnehmern<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> gezielt unterstützen. Letztlich haben örtliche Unter-<br />
nehmer als zentrale Schlüsselpersonen des lokalen Gemeinwesens ganz all -<br />
ge mein eine Bedeutung für gelingende oder misslingende Integrationsprozesse.<br />
Dort, wo diese Schlüsselpersonen offensiv eine dis kriminierungsfreie Einstel-<br />
lungspolitik pflegen oder mit dem Potenzial ihrer „ausländischen“ Beschäftigten<br />
werben, hat das einen positiven Einfluss auf das lokale Integrationsklima <strong>und</strong><br />
-geschehen.<br />
Gute-Praxis-Beispiel<br />
Ebersdorf b. Coburg: Einführung von ECN-Klassen „Eine Chance nutzen“ (ECN)<br />
Der Ausbildungs- <strong>und</strong> Arbeitsmarkt in Ebersdorf ist durch eine starke lokale<br />
Verankerung der dort ansässigen kleinen <strong>und</strong> mittleren familiengeführten Unter-<br />
nehmen gekennzeichnet. Die lokale Verankerung, räumliche Nähe <strong>und</strong> enge<br />
soziale Netze führen strukturell zu besseren Vermittlungsmöglichkeiten aufgr<strong>und</strong><br />
der höheren sozialen Verantwortung dieser lokalen Unternehmen, wovon auch<br />
Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong> profitieren. So wurden vor einigen Jahren<br />
an der Hauptschule in Ebersdorf ECN-Klassen (ECN – „Eine Chance nutzen“)<br />
eingerichtet. Dadurch wird es Jugendlichen ohne Schulab schluss ermöglicht, in<br />
einem Jahr nicht nur ihren Hauptschulabschluss nachzuholen, sondern auch erste<br />
Erfahrungen in den am Projekt beteiligten Unternehmen zu sammeln. Die Erfolgsquote<br />
liegt bei nahezu 100 Prozent. Gut der Hälfte der Jugendlichen gelang<br />
es dadurch, ihre Ausbildung in den Betrieben fortzusetzen.<br />
„Ethnische Ökonomie“ als Potenzial erkennen <strong>und</strong> fördern<br />
In allen Untersuchungskommunen finden sich in sehr unterschiedlicher Dichte<br />
<strong>und</strong> Struktur Unternehmen, die von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten geführt<br />
werden, bzw. selbstständige Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten. Das reicht von der<br />
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