Empirie und Analyse - Integrationspotenziale
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Die spezifische Wohnsituation der Zugewanderten im ländlichen Raum wird<br />
zum Teil durch die b<strong>und</strong>esdeutsche Zuweisungs- <strong>und</strong> Verteilungspraxis von<br />
(Spät-)Aussiedlern <strong>und</strong> Flüchtlingen beeinflusst. So wurden (Spät-)Aussiedler<br />
<strong>und</strong> Flüchtlinge durch Zuweisung oftmals kleinräumig in peripher gelegenen<br />
Gebieten untergebracht. Als Wohnraum für Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten<br />
dienten vielfach alte Militärkasernen (vgl. z.B. Gemeinde Belm in Niedersachsen<br />
mit einem [Spät-] Aussiedleranteil von 17 %) oder auch neu geschaffener sozi-<br />
aler Wohnungsbau, z.B. in Freren im Emsland oder in Ravensburg.<br />
Spezifika der Wohnsituation ergeben sich darüber hinaus durch die unter-<br />
schiedlichen lokalen Wohnungsmärkte <strong>und</strong> den Zugang zu unterschiedlichen<br />
Teilsegmenten des Mietwohnungsmarktes sowie durch die Möglichkeiten<br />
der (Wohn)Eigentumsbildung. Während die Wohnraumversorgung von Migran-<br />
tinnen <strong>und</strong> Migranten im ländlichen Raum im Vergleich zu Großstädten gr<strong>und</strong>-<br />
sätzlich als etwas entspannter einzuschätzen ist, sind insbesondere Kreise <strong>und</strong><br />
Städte in Ballungsregionen durch angespannte Miet- <strong>und</strong> Eigentumsmärkte<br />
gekennzeichnet. Dies zeigt sich in den beiden großstadtnahen Referenzkreisen<br />
auch in höheren Preisen auf dem Wohnungs- <strong>und</strong> Immobilienmarkt.<br />
Durchschnittlich lagen die Bruttokaltmieten in kleinen Gemeinden unter<br />
20.000 Einwohnern im Jahr 2006 r<strong>und</strong> 10 Prozent unter den entsprechenden<br />
Preisen in Großstädten unter 500.000 Einwohnern (Statistisches B<strong>und</strong>esamt<br />
2008: 230). Die Mietbelastung aller Haushalte im B<strong>und</strong>esgebiet ist kontinuier-<br />
lich gestiegen <strong>und</strong> trifft insbesondere das unterste Einkommensquantil, zu dem<br />
auch viele Migrantenhaushalte zählen. Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
zahlen durchschnittlich eine höhere Bruttokaltmiete pro Quadratmeter als Per-<br />
sonen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> leben in Mietwohnungen auf deutlich<br />
weniger Wohnfläche (ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>: 41 qm pro Person, mit Mi-<br />
grationshintergr<strong>und</strong>: 29 qm) (BMFI 2010: 266).<br />
Zu konstatieren sind zudem begrenzte Zugänge von Migrantinnen <strong>und</strong> Migran-<br />
ten zu einigen Marktsegmenten aufgr<strong>und</strong> von Diskriminierung auf dem Woh-<br />
nungsmarkt. Wie Experten berichten, sind ausgrenzende Belegungspraktiken<br />
<strong>und</strong> Vermieterwillkür nicht allein ein Großstadtphänomen, sondern auch im<br />
ländlichen Raum Realität. „Sichtbare“ Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten status-<br />
schwacher Milieus sind von diesen exkludierenden Mechanismen besonders<br />
betroffen (vhw 2009: 15). Der soziale Wohnungsbau schafft hier einen wichtigen<br />
Ausgleich zu den Zugangsschwierigkeiten von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten<br />
auf dem freien Wohnungsmarkt. Die Stadt Neu-Isenburg im Kreis Offenbach<br />
hat kreisweit mit ihrem besonders hohen Anteil an Sozialwohnungen eine<br />
wichtige wohnungspolitische Versorgungsfunktion. Gleichzeitig führt die<br />
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<strong>Empirie</strong> <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong>