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Empirie und Analyse - Integrationspotenziale

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vorsorge. Allerdings können viele Kommunen im ländlichen Raum derzeit im<br />

Wesentlichen nur noch den öffentlichen Nahverkehr für Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler sowie Auszubildende gewährleisten. Diese machen in manchen Land-<br />

kreisen bis zu 90 Prozent aller Fahrgäste aus. Die Einrichtung eines flächen-<br />

deckenden öffentlichen Nahverkehrs mit regelmäßigen Taktzeiten auch außer-<br />

halb der Schulzeit scheitert dagegen vielerorts an einer mangelnden Finanzier-<br />

barkeit aufgr<strong>und</strong> zu geringer Auslastungen. So werden in dünn besiedelten<br />

ländlichen Räumen nur für durchschnittlich 4 Prozent aller Wege öffentliche<br />

Verkehrsmittel genutzt. Demgegenüber werden gut zwei Drittel aller Wege<br />

mit dem PKW, gut 20 Prozent zu Fuß <strong>und</strong> ca. 11 Prozent mit dem Fahrrad zu-<br />

rückgelegt (Küpper / Steinrück 2010: 1).<br />

Dabei kommt es im ländlichen Raum teilweise zu einer Überlagerung der<br />

oftmals stark ausgedünnten ÖPNV-Angebotsstrukturen mit einer „Mobilitäts-<br />

kultur“ nach dem Muster „man fährt nicht Bus oder Bahn“. Dieses betrifft<br />

nicht nur Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten, führt aber dazu, dass auch vorhandene<br />

Angebote nur von einem kleinen Teil der Bevölkerung angenommen werden.<br />

Die hohe Bedeutung des motorisierten Individualverkehrs für die Bewohner im<br />

ländlichen Raum zeigt sich z. B. in folgenden Zahlen: Nur 4 Prozent der Haus-<br />

halte im ländlichen Raum mit geringer Dichte verfügen nicht über einen<br />

PKW. In Agglomerationen liegt dieser Anteil hingegen bei bis zu einem Drittel<br />

(ebd. 2010: 16).<br />

Für jene, die über kein Auto verfügen (Jugendliche, Senioren, Frauen, Einkom-<br />

mensschwache etc.), entstehen daraus Versorgungs- <strong>und</strong> Mobilitätsprobleme,<br />

die zu einer sozialen Benachteiligung <strong>und</strong> geringeren gesellschaftlichen Teil-<br />

habechancen führen können. So können soziale Beratungsangebote, aber auch<br />

kulturelle Angebote nur eingeschränkt wahrgenommen werden.<br />

Mobilitätsspezifika von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten<br />

Migranten sind in der Verkehrsforschung bisher weitgehend unberücksichtigt<br />

geblieben. Allerdings setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass neben<br />

den klassischen räumlichen <strong>und</strong> sozioökonomischen Einflussgrößen wie Alter,<br />

Geschlecht, Haushaltsgröße, Bildungsniveau <strong>und</strong> Erwerbstätigkeit auch natio-<br />

nale <strong>und</strong> soziokulturell-lebensstilspezifische Faktoren eine Rolle für die Nutzung<br />

verschiedener Verkehrsmittel spielen (Kasper et al. 2007; Reutter 2009).<br />

Kasper et al. (2007: 66ff.) stellten auf Basis der Erhebung „Mobilität in Deutsch-<br />

land“ (MiD) aus dem Jahre 2002 19 Mobilitätsunterschiede zwischen Personen<br />

mit Migrationserfahrung <strong>und</strong> Deutschen fest. Diese sind dabei nicht allein auf<br />

sozioökonomische Unterschiede zurückzuführen. Großen Einfluss auf die<br />

78 <strong>Empirie</strong> <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong>

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