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Empirie und Analyse - Integrationspotenziale

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Strukturmerkmale der untersuchten Landkreise<br />

Die demografische <strong>und</strong> wirtschaftliche Dynamik der Entwicklung von Städten<br />

<strong>und</strong> Landkreisen in Deutschland zeigt erhebliche kleinräumige Disparitäten.<br />

Wirtschaftliches Wachstum vor allem in Ballungsräumen geht einher mit Peri-<br />

pherisierungsprozessen, d.h. der „Abkopplung sozialräumlicher Entwicklungen<br />

gegenüber dominanten Zentralisierungsvorgängen“ (Keim 2006: 3). Vor allem<br />

Regionen in den östlichen B<strong>und</strong>esländern, aber auch in Nordhessen, Südnieder-<br />

sachsen, Nordfranken <strong>und</strong> dem Saarland, sind durch Strukturschwäche <strong>und</strong><br />

Schrumpfungsprozesse gekennzeichnet (vgl. Abbildung 3, S. 49). Als Folge der<br />

Erosion der Erwerbsarbeit <strong>und</strong> hoher Arbeitslosigkeit kommt es dort zu Mar-<br />

ginalisierungsprozessen, die die Zukunftsängste der Bevölkerung verstärken.<br />

Nachlassende ökonomische <strong>und</strong> auch soziale Bindewirkungen der Regionen<br />

führen zu selektiver Abwanderung in Bezug auf Altersgruppen <strong>und</strong> Geschlecht,<br />

die die ökonomische Abwärtsspirale wie auch den Trend der zunehmenden<br />

Alterung in ländlichen Räumen weiter verschärfen. In der Folge ist in diesen<br />

Regi o n en nicht nur die strukturelle Integration von Migranten in den Arbeits-<br />

markt erschwert. Bedingt durch die Abwanderungsprozesse werden zudem<br />

Infrastruk turangebote wie auch soziale Dienstleistungen (Sprachkurse <strong>und</strong> Be-<br />

ratungs angebote etc.) vielfach ausgedünnt. Diese sind jedoch insbesondere<br />

in den Anfangsphasen eines Integrationsprozesses von hoher Bedeutung für<br />

die Gruppe der Zugewanderten (siehe dazu Kapitel 2.1).<br />

Die zentrennahen Landkreise können im Vergleich zu peripheren Orten stärker<br />

von der (ökonomischen) Entwicklungsdynamik prosperierender Großstädte<br />

bzw. Ballungsräume profitieren. Viele der zuvor ländlich geprägten Siedlungen<br />

im näheren Umfeld von Verdichtungsgebieten sind dem zufolge in den letzten<br />

Jahrzehnten stark gewachsen <strong>und</strong> zum Teil administrativ eingemeindet worden<br />

(Henkel 2004).<br />

Die Situation von Gemeinden im Umfeld von Agglomerationsräumen ist trotz-<br />

dem als ambivalent einzuschätzen. Einerseits bietet die Zentralität deutliche<br />

Standortvorteile für die Ansiedelung von Unternehmen, Arbeitsplätzen <strong>und</strong><br />

neuer Wohnbevölkerung, andererseits wird auch auf Qualitätsverluste verwiesen,<br />

die Eingemeindungen <strong>und</strong> Funktionsverflechtungen beispielsweise für die<br />

lokalen Sozialbeziehungen haben können (Brombach / Jessen 2005). Die räum-<br />

liche Nähe zur Großstadt mit ihrem vielfältigen Angebot an sozialen <strong>und</strong><br />

kulturellen Infrastrukturen führt dazu, dass Städte <strong>und</strong> Gemeinden im Ballungs-<br />

raum dem Ausbau nah- <strong>und</strong> sozialräumlicher Angebotsstrukturen zum Teil<br />

weniger Bedeutung beimessen. Benachteiligt werden dadurch in erster Linie die<br />

weniger mobilen Bevölkerungsgruppen: Kinder, Jugendliche, Frauen, Senior en<br />

<strong>und</strong> auch Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten (siehe dazu Kapitel 1.4).<br />

50<br />

<strong>Empirie</strong> <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong>

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