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Empirie und Analyse - Integrationspotenziale

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dass sich ein Teil der Mädchen türkischer Herkunft an öffentlichen Orten nur<br />

begrenzt aufhält, weil „sich das nicht gehört“. Zudem wurde deutlich, dass<br />

die Gemeinderäume in den Moscheen oftmals überwiegend von Männern bzw.<br />

männlichen Jugendlichen genutzt werden, während weiblichen Jugendlichen<br />

kein vergleichbares Raumangebot zur Verfügung steht. Türkeistämmige Mäd-<br />

chen trafen sich vor allem zu Hause; sie besuchten sich gegenseitig, telefo-<br />

nierten, chatteten. Im Rahmen dieser Diskussion wurde der Wunsch der Mäd-<br />

chen nach einem „eigenen Raum“ <strong>und</strong> einem interkulturellen Treffpunkt für<br />

Mädchen <strong>und</strong> junge Frauen sowie Angeboten speziell für Mädchen (Kunst-,<br />

Instrumentalunterricht, Tanz- oder Kochkurse etc.) geäußert. Für die kommu-<br />

nale Integrationsarbeit stellt sich damit die Frage, ob <strong>und</strong> wie die bestehenden<br />

Anlaufstellen für Jugendliche (Offene Treffs, Jugendfreizeitstätten) von unter-<br />

schiedlichen Migrantengruppen <strong>und</strong> auch von beiden Geschlechtern genutzt<br />

werden können <strong>und</strong> inwieweit der Zugang für Mädchen <strong>und</strong> junge Frauen ver-<br />

bessert werden kann.<br />

Höhere Bildungsaspirationen von Mädchen<br />

Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden von kommunalen Vertretern die<br />

zum Teil hohen Bildungsaspirationen gerade von Frauen <strong>und</strong> Mädchen der<br />

zweiten Generation betont (vgl. Kapitel 4). Im ländlichen Raum treffen diese<br />

Bildungsaspirationen allerdings auf ein traditionelleres Milieu als in den Ballungsräumen<br />

<strong>und</strong> können sich daher schwerer entfalten. Mit größerer Entfernung<br />

von den Ballungszentren steigt der Anteil der prekären <strong>und</strong> traditionsverwurzelten<br />

Migrantenmilieus, während der Anteil der ambitionierten <strong>und</strong><br />

bürgerlichen Milieus abnimmt. Frauen <strong>und</strong> Mädchen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

sehen sich im ländlichen Raum somit häufiger mit traditionellen Rollenmodellen<br />

konfrontiert, woraus sich Konflikte zwischen dem Bildungsanspruch<br />

der Mädchen <strong>und</strong> dem traditionellen Rollenverständnis in den Familien entwickeln<br />

können. Eine im Rahmen des Projekts betreute Diplomarbeit zeigt anhand<br />

von Beispielen aus der Gemeinde Bestwig (Majdaniuk 2010), dass neben<br />

dem problematischen Übergang von der Schule zur Ausbildung 38 insbesondere<br />

die Schwelle von der Ausbildung in den Beruf von Frauen aus bildungsfernen<br />

Migrantenmilieus nicht mehr überschritten wird. Die gute schulische Qualifi<br />

kation von Mädchen <strong>und</strong> Frauen findet somit kaum Niederschlag in beruflichen<br />

Karrieren.<br />

Die Interviews mit beruflich erfolgreichen türkeistämmigen Frauen zeigen<br />

jedoch, dass Frauen durchaus eine Auflösung des Zusammenhangs von Milieuherkunft<br />

bzw. Sozialstatus <strong>und</strong> Bildungserfolg gelingen kann. Deutlich wurde<br />

38 Vgl. dazu u.a. die Studie von Granato 2004, die auf Zahlen aus dem Jahr 2002 basiert.<br />

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