Empirie und Analyse - Integrationspotenziale
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esondere darauf, dass im deutschen Schulsystem ungünstigere Startbedin-<br />
gungen von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten weniger gut ausgeglichen werden<br />
können. Gekoppelt mit vielfältigen <strong>und</strong> frühzeitigen Selektionsmechanismen<br />
führt dies dazu, dass scheinbar leistungsschwächere oder schwierige Kinder<br />
<strong>und</strong> Jugendliche an Haupt- <strong>und</strong> Förderschulen konzentriert werden. Die Folge<br />
sind Reproduktionen herkunftsbedingter Ungleichheiten <strong>und</strong> mit dem Migra-<br />
tionshintergr<strong>und</strong> verknüpfte strukturelle Formen der Benachteiligung (PISA-<br />
Konsortium Deutschland 2007).<br />
Unterschiede im Bildungserfolg nach Nationalität <strong>und</strong> sozialer Lage<br />
Verschiedene Studien belegen deutliche nationalitätenspezifische Unterschiede<br />
bei der Bildungsbeteiligung (vgl. u.a. BAMF 2008a; Kristen / Granato 2004).<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich können diese Bef<strong>und</strong>e aus der Forschung auch für die untersuch-<br />
ten kleinen Städte <strong>und</strong> Gemeinden des ländlichen Raums bestätigt werden:<br />
. Die sprachlichen Kompetenzen der in Deutschland geborenen Migrantin nen<br />
<strong>und</strong> Migranten der dritten Generation, die ihre gesamte Schulzeit im deut-<br />
schen Schulsystem verbracht haben, sind in der Regel schlechter als die der<br />
zweiten Generation. Wie auch die Ergebnisse der PISA-Vergleichsstudien<br />
belegen, sind hier die Leistungsunterschiede zu den deutschen Mitschülern<br />
am größten (Stanat / Christensen 2006: 35ff.).<br />
. Türkeistämmige männliche Kinder <strong>und</strong> Jugendliche weisen öfter Sprachdefizite<br />
auf. Hier sind die Schulabbrecherquoten am höchsten 25 .<br />
. Demgegenüber ist der Schulerfolg türkeistämmiger Mädchen eindeutig<br />
größer. Roth (2009: 33) verweist darauf, dass insbesondere für einen Teil der<br />
jungen Frauen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> tendenziell eine „individuell er-<br />
arbeitete Auflösung des Zusammenhangs von Sozialstatus <strong>und</strong> Bildungser-<br />
folg zu erkennen“ ist. Diesen Frauen gelingt der Übergang aus sogenannten<br />
bildungsfernen Familien zum Bildungserfolg, da sie offenbar Arrangements<br />
entwickelt haben, die es ihnen erlauben, im Spannungsfeld von divergie-<br />
renden Anforderungen (Elternhaus / Schule) einen sozialen Aufstieg vorzu-<br />
bereiten, ohne mit den sprachlichen <strong>und</strong> kulturellen Kontexten ihrer Her-<br />
kunft brechen zu müssen. In den am Projekt beteiligten Kommunen wurde<br />
24 Mit den Ergebnissen von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in den Schulleistungsstudien beschäftigt sich<br />
eine ganze Reihe von Publikationen, u.a.: Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2008 u. 2010, BAMF<br />
2008b, Diefenbach 2007, Kristen 2006, Baumert / Stanat / Watermann 2006, Stanat / Christensen 2006.<br />
25 Auf ausgeprägte Nachteile bei der Bildungsaspiration von türkischen aber auch italienischen<br />
Migranten sowie Migranten aus Ex-Jugoslawien weisen u.a. Kristen / Granato (2004) hin.<br />
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