Empirie und Analyse - Integrationspotenziale
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Ostdeutschland prägten <strong>und</strong> die das gesellschaftliche Klima hier deutlich ver-<br />
ändert haben. Der Schützenverein in Genthin wurde, wie viele andere Vereine<br />
auch, erst nach der Wende gegründet.<br />
Hohe Bedeutung von Glaubens- <strong>und</strong> Religionsgemeinschaften<br />
für den Integrationsprozess<br />
Im Zuge genereller Säkularisierungstendenzen haben die christlichen Großkirchen<br />
in den ländlichen Regionen an Relevanz verloren (Spellerberg 2004: 43).<br />
Gleichzeitig haben sich in vielen Klein- <strong>und</strong> Mittelstädten außerhalb der Ballungszentren<br />
neue Religionsgemeinschaften etabliert. Neben den unterschiedlichen<br />
muslimischen (z.B. Sunniten, Aleviten, Schiiten) <strong>und</strong> jesidischen Gemeinden<br />
haben protestantische Zugewanderte, meist (Spät-)Aussiedler (z.B.<br />
Baptisten, Mennoniten, Methodisten), wie auch insbesondere aus der ehemaligen<br />
UdSSR stammende Juden eigenständige Gemeinden im ländlichen Raum<br />
gegründet. Netzwerke von (Spät-)Aussiedlern bilden sich über den engen Familien-<br />
<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>eskreis hinaus vorwiegend in kirchlichen Gemeinschaften<br />
heraus (Boos-Nünning / Ilgün 2010). Es gibt allerdings nur geringes empirisches<br />
Wissen über die Anzahl der Gemeinden <strong>und</strong> über die jeweilige Ausrichtung,<br />
u.a. da viele Gemeinden nicht in einer Dachorganisation zusammengeschlossen<br />
sind (vgl. für NRW: Hero et al. 2008). Für die türkeistämmige Bevölkerung<br />
Deutschlands zeigt sich, dass ihre Beteiligung im religiösen Bereich r<strong>und</strong> dreimal<br />
so hoch liegt wie bei der deutschen Bevölkerung (29 % im Vergleich zu 10 %,<br />
Halm / Sauer 2007: 7). Eine Binnenorientierung zugezogener Migrantengruppen,<br />
insbesondere im religiösen Kontext, wird im gesellschaftspolitischen wie auch<br />
wissenschaftlichen Diskurs oftmals polarisierend diskutiert <strong>und</strong> insbesondere<br />
im Zusammenhang mit Muslimen kritisch in Bezug auf desintegrierende Faktoren<br />
hinterfragt (Weiss / Thränhardt 2005). Für den ländlichen Kontext sehen<br />
Boos-Nünning / Ilgün (2010: 64) Hinweise darauf, dass auch mennonitischen<br />
<strong>und</strong> baptistischen Gemeinschaften seitens der Mehrheitsgesellschaft verstärkt<br />
mit Ressentiments begegnet wird.<br />
In den beteiligten Kommunen haben sich, wiederum in starker Abhängigkeit<br />
von der quantitativen Präsenz der Migranten <strong>und</strong> der Homogenität bzw.<br />
Heterogenität der Migrantengruppen, verschiedene religiöse Gemeinschaften<br />
gegründet. Diese Zusammenschlüsse haben – insbesondere bei Abwesenheit<br />
anderer eigener Vereine – neben der religiösen Funktion auch eine wichtige<br />
soziale Bedeutung für ihre Mitglieder. Die Moscheen, Gebetsräume <strong>und</strong> Kirchen<br />
der Zugewanderten weisen, auch differenziert innerhalb der Landkreise, einen<br />
unterschiedlichen Grad der Anknüpfung an andere Gemeinden <strong>und</strong> der Öffnung<br />
zur Stadtgesellschaft auf. Deutlich wird in der Zusammenschau der Fallstudien,<br />
dass insbesondere die evangelische Kirche als Kristallisationsort vieler<br />
140 <strong>Empirie</strong> <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong>