Hans Helmut Knutter: Faschismus Keule (1993) - new Sturmer
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nach Sachen fragen. Dein/e Haftrichter/in<br />
ist für deine Haftsituation<br />
zuständig. Alle Anträge, Radio,<br />
Fernseher, Gemeinschaftsveranstaltungen,<br />
Umschluß, Zeitungen,<br />
Bücher etc. müssen mit deinem<br />
Aktenzeichen an sie/ihn. Knastinternes<br />
läuft über »Vormelder« (z. B.<br />
Schreibkram, Arzt/Ärztin, Herausgabe<br />
von »Zur-Habe genommenen«<br />
Gegenständen). Besucht<br />
werden darfst du alle 14 Tage für<br />
eine halbe Stunde, wobei drei<br />
Leute dabei sein können. Beantragt<br />
wird er von den Besucher/<br />
innen bei der/dem zuständigen<br />
Staatsanwältin/-anwalt oder Haftrichter/in.<br />
Familienangehörige haben<br />
die beste Chance Sonderbesuche<br />
machen zu können. Das<br />
sollte unbedingt koordiniert werden,<br />
so daß die Sonderbesucher/<br />
innen immer erst nach dem normalen<br />
Besuch kommen, sonst entfällt<br />
der eine Besuch. Ein/e Schließer/in<br />
sitzt dabei und hört mit, er/sie kann<br />
den Besuch vorzeitig abbrechen,<br />
z. B. wegen Sicherheit und blabla<br />
im Knast. Auch bei Berührungen<br />
u. ä. wird oft abgebrochen. Vorsicht:<br />
Besucher/innen werden<br />
manchmal vor dem Besuch von<br />
der Staatsanwaltschaft verhört<br />
und evtl. als Zeug/innen mißbraucht.<br />
Ohne Ladung seid ihr<br />
nicht zur Aussage verpflichtet;<br />
auch bei Androhung, daß der Besuch<br />
nicht gestattet wird: Maul<br />
halten und mit dem/der Anwalt/<br />
Anwältin reden. Wenn ein/e Besucher/in<br />
schon von Anfang an als<br />
Zeuge oder Zeugin in Betracht<br />
kommen könnte, ist ein Besuch<br />
genau zu überlegen, da er/sie als<br />
Entlastungszeug/in vor Gericht<br />
dann als unglaubwürdig erscheinen<br />
kann.<br />
184<br />
Um eigene Klamotten zu bekommen<br />
muß von draußen irgendwer<br />
die dreckigen Sachen abholen und<br />
saubere bringen. Dafür muß ein<br />
Wäscheschein im Knast beantragt<br />
werden, der nach Genehmigung<br />
rausgeschickt werden muß. Unbedingt<br />
auch probieren, Wäsche<br />
beim Pförtner abzugeben, das<br />
klappt manchmal. Wenn du über<br />
21 Jahre bist, brauchst du<br />
während der U-Haft nicht zu<br />
arbeiten, ansonsten bist du aus<br />
»erzieherischen Gründen« dazu<br />
verpflichtet, falls es Arbeit gibt.<br />
Verdienen tun aber nur die<br />
Firmen dran, die die Aufträge geben.<br />
Du bekommst pro Tag bloß<br />
ein paar Mark, allerdings kannst du<br />
da wenigstens ein paar Leute treffen.<br />
Arbeit ist im Knast ein »Privileg«<br />
und wird dir schnell weggenommen,<br />
falls du nicht hörig genug<br />
bist.<br />
Einmal pro Woche darfst du einkaufen.<br />
Bestellen tust du über den<br />
Vormelder, der mindestens zwei<br />
Tage vorher raus muß. Du bekommst<br />
eine Waren-Preis-Liste,<br />
von der Sachen bis zu einer bestimmten<br />
Summe bestellt werden<br />
können. Die Kohle wird von deinem<br />
»Guthabenkonto« im Knast<br />
abgebucht, es ist daher wichtig,<br />
daß Leute von draußen da immer<br />
'n bißchen Kohle drauf tun. Bis auf<br />
Verteidiger/innen-Post (und da<br />
manchmal auch) werden alle<br />
Briefe etc. von der Staatsanwaltschaft<br />
oder der/dem Haftrichter/in<br />
kontrolliert. Deshalb nix über<br />
den Tatvorwurf schreiben, Briefe<br />
könnten auch eingezogen oder zurückgeschickt<br />
werden (»Gefährdung<br />
der Sicherheit und Ordnung<br />
der Anstalt«) oder zu den Ermittlungen<br />
gegen dich verwendet wer-