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Hans Helmut Knutter: Faschismus Keule (1993) - new Sturmer

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die DDR-Opposition vor 1989 sich dieses Schlagwortes bediente,<br />

um sich glaubwürdig zu machen und um Gegenaktionen<br />

der noch an der Macht befindlichen SED zu unterlaufen,<br />

die sich ja nicht gut gegen den von ihr selbst propagierten<br />

Antifaschismus wenden konnte.<br />

Ein besonderes Kunststück im manipulativen Gebrauch<br />

des Antifaschismus brachte Manfred Gerlach zustande. Gerlach,<br />

maßgeblicher Repräsentant des alten Systems, Vorsitzender<br />

der LDPD, zeitweiliger DDR-Justizminister, Mitglied<br />

und nach der Wende amtierender Vorsitzender des Staatsrates,<br />

benutzte den »Antifaschismus« dazu, die Blockbindung<br />

seiner Partei an die SED zu begründen. Zugleich aber sollte<br />

er Selbständigkeitsbestrebungen der Anti-SED-Opposition<br />

legitimieren. In einer Rede zum 40. Jahrestag der DDR stellte<br />

Gerlach fest: »Antifaschistische Politik war und ist ihrer Bestimmung<br />

nach demokratische Politik, beruht sie doch auf<br />

Lebensinteressen aller Klassen und Schichten . . . erinnert<br />

sei in dieser Stunde an die Orientierung auf die Antifaschistische<br />

Umwälzung in Deutschland, die die demokratischen<br />

Energien, den Erneuerungswillen und die Bereitschaft zur<br />

historischen Wende, die nach der Befreiung vom <strong>Faschismus</strong><br />

überall im Lande zu verspüren waren und die auch die LDPD<br />

auf ihre Weise artikulierte, gleichsam bündelte, ihnen Ziel<br />

und Richtung gab.« 21<br />

Darüber hinaus mahnte Gerlach mit dem Antifaschismus-<br />

Argument die SED zur Toleranz. In einer Rede zum 100. Geburtstag<br />

von Carl von Ossietzky heißt es: »Was Ossietzky<br />

quälte, war die schreckliche Vorstellung, die Republik könne<br />

an der gegenseitigen Unduldsamkeit der Antifaschisten unterschiedlicher<br />

Weltansicht zugrunde gehen. Was Liberaldemokraten<br />

heute mit Sorge erfüllt, ist, daß sich die politische<br />

Wachsamkeit auch gegen Bürger zu kehren beginnt, die sich,<br />

in ihrem demokratischen Verständnis von Humanismus, von<br />

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