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Hans Helmut Knutter: Faschismus Keule (1993) - new Sturmer

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Protestbereitschaft bei einem sich als links verstehenden System<br />

nach rechts gehen mußte. Die gesellschaftlichen Erklärungsversuche<br />

stehen in enger Verbindung mit den psychologischen.<br />

Politische Apathie, Gängelung und Langeweile,<br />

gekoppelt mit unklaren Zukunftsaussichten stellte der Filmemacher<br />

Konrad Weiß bereits vor der Wende fest, bezeichnenderweise<br />

nicht in einer DDR-Publikation, sondern in der<br />

Warschauer Wochenzeitung Polityka: »Die meisten hiesigen<br />

Jugendlichen haben keine Vorbilder, sie leben in den Tag<br />

hinein und sind unreif. Sie haben keinerlei Vorstellungen,<br />

wie sie ihr Leben einrichten sollen! Anders dagegen die<br />

Rechten: Sie sind stolz, daß sie etwas wollen, daß sie ein Ziel<br />

im Leben haben und Ideale.« Ferner nennt er Kameradschaftsgeist,<br />

Mutproben und soldatische Werte wie Disziplin,<br />

Gehorsam, Ausdauer, Verläßlichkeit. 83<br />

Nach der Wende kamen Wissenschaftler der Humboldt-<br />

Universität zu einer ähnlichen Deutung: »Junge Erwachsene<br />

und Jugendliche, bei denen ethisch-humanistische Verhaltensdispositionen<br />

im Laufe ihrer Sozialisation defizitär geblieben<br />

sind, sind eher bereit, die irrationalen Werte und<br />

Normen der rechtsextremen Ideologie aufzunehmen. Erleichtert<br />

wird dies, wenn Anknüpfungspunkte für Identifikationen<br />

vorliegen, die durch konkrete Wertorientierungen<br />

vermittelt werden. So stellt z.B. die Verherrlichung der Kameradschaft<br />

bei Jugendlichen, die bisher nur eine gewisse<br />

Isolierung oder soziale Kontaktarmut erlebt haben, einen<br />

wichtigen Ansatzpunkt dar, auf dem sich die Glorifizierung<br />

von Macht und Stärke zur Erlangung von gesellschaftlichem<br />

Ansehen und Prestige aufbauen kann. Bezüglich des Hineintragens<br />

entsprechender ideologischer Positionen kommt es<br />

einerseits dazu, daß außerhalb der Gruppierung stehende<br />

Personen entsprechende Grundpositionen in die sich herausbildende<br />

Gruppierung hineintragen und für deren Verbrei-<br />

80

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