Hans Helmut Knutter: Faschismus Keule (1993) - new Sturmer
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Während es nach 1989 in linken Kreisen üblich geworden<br />
ist den vormals idealisierten Antifaschismus der DDR zu kritisieren,<br />
hat Das Argument die <strong>Faschismus</strong>-Theorie der DDR<br />
bereits 1965 sehr differenziert betrachtet. Sie wurde positiv<br />
bewertet, weil sie die Verdrängungen der bürgerlichen Theorien<br />
nicht mitmache. Das starre Festhalten am linearen Geschichtsverständnis,<br />
an der formalen Kapitalismus- und<br />
Klassenkampf-Theorie jedoch wurde vom Argument kritisiert,<br />
weil die marxistische <strong>Faschismus</strong>-Theorie dadurch fast<br />
zum östlichen Gegenstück der westlichen Totalitarismus-<br />
Theorie werde. Allerdings könne eine marxistische Theorie,<br />
selbstkritisch gehandhabt, wesentlich mehr leisten, da sie die<br />
besseren Kriterien habe. 63 Neben linkskommunistischen <strong>Faschismus</strong>-Theoretikern<br />
wie August Thalheimer wird auch<br />
Wilhelm Reichs Theorie von der Massenpsychologie des <strong>Faschismus</strong><br />
wegen ihres antibürgerlichen Gehalts positiv gewertet.<br />
Sehr deutlich kommt im Argument die Auffassung<br />
zum Ausdruck, daß der »<strong>Faschismus</strong>« eine Funktion der liberal-demokratischen<br />
kapitalistischen Gesellschaft sei. Solange<br />
es private Verfügungsgewalt über Produktionsmittel<br />
gebe, bestehe die Gefahr, daß in Krisenzeiten die Bourgeoisie<br />
sich des <strong>Faschismus</strong> bediene, um die bedrohten Interessen<br />
gegen die Arbeiterbewegung zu verteidigen.<br />
Folgerichtig wendete sich Das Argument 1965 gegen das<br />
von Ludwig Erhard entworfene Konzept der »formierten Gesellschaft«,<br />
einer »Gemeinschaftsideologie«, die in vieler<br />
Hinsicht mit »faschistischer Ideologie« übereinstimme.<br />
Beide propagierten die Harmonie von Kapital und Arbeit<br />
und versprechen eine neue Gesellschaftsordnung, die jedoch<br />
nichts anderes als die kapitalistische Gesellschaft in anderem<br />
Gewand sei. 64 Der Umschwung zum »echten«, ungetarnten<br />
»<strong>Faschismus</strong>« stehe nahe bevor: »Wenn die kapitalistischen<br />
Besitz- und Verfügungsverhältnisse formaldemokratisch<br />
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