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Hans Helmut Knutter: Faschismus Keule (1993) - new Sturmer

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psychologischen Deutungen waren und sind. Während die<br />

Kommunisten einer harten, asketischen Moral verpflichtet<br />

waren, spielten hedonistische Werte bei linksliberaler und<br />

linksbürgerlicher Intelligenz vor 1933 und nach 1945 eine<br />

wichtige Rolle. Selbstverwirklichung, die Betonung des<br />

Rechts über sich selbst (so der Titel der Dissertation von<br />

Kurt Hiller 1908), sexuelle Freiheit, Lockerung familiärer<br />

Bindungen waren wichtige Themen linksliberaler Zeitschriften<br />

wie der Weltbühne und der Publikationen der<br />

Neuen Linken nach 1968. Das Individuum sollte aus allen<br />

nur denkbaren Zwängen befreit werden. Der »orthodoxe«<br />

Marxismus hingegen verlangte Disziplin und versprach die<br />

Befreiung erst in der zukünftigen klassenlosen Gesellschaft.<br />

Im »Antifaschismus« aber trafen sich beide linken<br />

Richtungen; der gemeinsame faschistische Feind lenkte von<br />

den Unterschieden zwischen den zerstrittenen Brüdern ab. 60<br />

In allen Industrienationen setzte sich nach 1945 eine hedonistische<br />

Grundströmung durch, so daß die Vorstellungen<br />

linker Intellektueller und die der Mehrheit der Bevölkerung<br />

sich einander annähern konnten. Die fünfziger Jahre waren<br />

von der Konzentration auf den Wiederaufbau und die Sicherung<br />

privater Existenz gekennzeichnet, begleitet von<br />

einer politischen Haltung, die in dem Schlagwort »Keine<br />

Experimente« treffend ausgedrückt war. »Ohne mich«-<br />

Haltung, Skeptizismus, Pragmatismus und Distanz zu allen<br />

überpersönlichen Werten und Verpflichtungen folgten aus<br />

der Überbeanspruchung von Opfermut und Hingabebereitschaft<br />

in der Zeit vor 1945. Die materialistische Grundhaltung<br />

der Kriegs- und Nachkriegsgeneration ist sozialpsychologisch<br />

erklärbar: Die Opfer und Leiden der Kriegs- und<br />

Nachkriegszeit verstärkten den Wunsch nach Wohlstand,<br />

materieller Sicherheit und Entspannung. Die Sehnsucht<br />

nach Glück, nach einer ungestörten Privatsphäre und das<br />

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