Hans Helmut Knutter: Faschismus Keule (1993) - new Sturmer
Hans Helmut Knutter: Faschismus Keule (1993) - new Sturmer
Hans Helmut Knutter: Faschismus Keule (1993) - new Sturmer
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
seit 1945 nicht nur geschichtliche Wandlungen durchgemacht.<br />
Auch in systematischer Hinsicht haben wir es mit<br />
zwei nur teilweise übereinstimmenden Auffassungen zu tun.<br />
Es gibt zum einen das mehrdimensionale Antifaschismus-<br />
Verständnis des Sozialismus. Mehrdimensional deswegen,<br />
weil es sowohl eine moralische Komponente hat als auch<br />
eine sozio-ökonomische. Dieses Antifaschismus-Verständnis<br />
ist insofern radikal, als es den »<strong>Faschismus</strong>« nicht nur aus<br />
moralischen Gründen ablehnt, sondern auch seine sozioökonomischen<br />
Wurzeln beseitigen will. Als unerläßliche<br />
Voraussetzung gilt die Aufhebung der privaten Verfügungsgewalt<br />
über Produktionsmittel. Nur auf diese Weise könne<br />
verhindert werden, daß diejenigen, die diese Verfügungsgewalt<br />
haben - die »Kapitalisten« - sich der »Faschisten« als<br />
Prätorianergarde bedienen, um in politischen und ökonomischen<br />
Krisensituationen die Bedrohung, die von den Sozialisten<br />
oder den »Massen« ausgeht, mit brachialer Gewalt zu<br />
bekämpfen. Das politische Ziel der Anhänger dieses Antifaschismus-Verständnisses<br />
ist eine sozialistische Gesellschaftsordnung.<br />
Auf der anderen Seite gibt es ein bürgerlich-liberales und<br />
christliches Antifaschismus-Verständnis, das eindimensional<br />
ist, weil es nur die moralische Komponente umfaßt, die<br />
sozio-ökonomische Analyse hingegen vernachlässigt. Es erfolgt<br />
allenfalls eine zeitgeschichtliche Aufarbeitung des <strong>Faschismus</strong><br />
und des Nationalsozialismus, jedoch werden damit<br />
keine radikalen, gesellschaftsverändernden Ziele verbunden.<br />
Diese Auffassung wird von ethischen Rigoristen vor allem<br />
aus dem religiösen Bereich vertreten, aber auch von den<br />
nichtsozialistischen Eliten, die Angriffe von sozialistischer<br />
Seite abwehren wollen.<br />
23